Streiks der Erzieherinnen im Jahr 2017 haben eine bessere Bezahlung erwirkt. Foto: Archiv (dpa)

Die Gemeinde Oberstenfeld lässt ihre Organisation untersuchen. Bürgermeister Markus Kleemann erhofft sich davon mehr Effizienz.

Oberstenfeld - Not macht erfinderisch, heißt es im Volksmund. Am Hungertuch muss die Gemeinde Oberstenfeld nicht nagen, dennoch plagen akute Finanznöte die Bottwartalkommune (wir berichteten). Kürzlich kam in der Haushaltsdebatte heraus, dass die Gemeinde die Ausgaben im Rathaus auf den Prüfstand heben will. Die Organisationsanalyse ist Teil eines strategischen Gesamtkonzepts, das der Bürgermeister Markus Kleemann in der November-Klausur mit dem Gemeinderat entwickelt hat. „Mir war es wichtig, zu besprechen, wo wir in den nächsten Jahren hinwollen“, sagt Kleemann. Auf der Basis dieser Zielsetzungen gelte es, diese mit dem vorhandenen Personal möglichst effizient umzusetzen.

Eine schwere Last trägt die Gemeinde mit ihren Personalkosten. Der Etat der 8000-Einwohner-Gemeinde ächzt unter den 6,36 Millionen Euro. Das sind rund 8,5  Prozent mehr als im Vorjahr. „Fairerweise muss man dazu sagen, dass vieles nicht beeinflussbar ist“, sagte der SPD-Fraktionschef Günter Perlinger. Er nannte als Beispiel die Mehrkosten von 210 000 Euro, die allein für Erzieher und Sozialarbeiter mehr gezahlt werden müssen, halte sie aber für gerechtfertigt. Man müsse aber nicht alle Stellen sofort neu besetzen und könne damit sparen. Für Irritationen sorgte Perlinger, als er dem Bürgermeister vorwarf, selbst nicht sparen zu wollen, indem er 2,5 Stellen statt einer in seiner Kernverwaltung, unter anderem für die Öffentlichkeitsarbeit, habe (wir berichteten).

Dieser Darstellung tritt Markus Kleemann nach wie vor energisch entgegen. „Unter mir sind keine neuen Stellen geschaffen worden“, betont er und weist darauf hin, dass er sich mit den Fraktionen eng abgestimmt habe, um unter anderem der ehemaligen Personalamtsleiterin, die aus dem Mutterschutz zurückkam, eine 60-Prozent-Stelle im Hauptamt zu geben. Ähnlich sei es gewesen als er die vakante Position im Personalamt mit einer anderen Person besetzte: „Das Amt ist zu wichtig, um es länger als ein Jahr ohne Leitung laufen zu lassen.“ Mit der neuen Stelle sei die Mitarbeiterin, die aus dem Mutterschutz kam, sehr gut ausgelastet. Sie betreue den Bereich Ehrenamt/Vereine, Kultur und Öffentlichkeitsarbeit. „Das Mitteilungsblatt wird weiter von meiner Sekretärin zusammengestellt, aber die Mitarbeiterin schaut darüber.“ Langweilig werde es sicher niemandem im Rathaus.

Gehörig Rückendeckung bekommt der Bürgermeister vom CDU-Fraktionschef Wolfgang Streufert. „Wir haben keine zusätzlichen Personalstellen genehmigt“, bestätigt er. Die Gemeinde folge in Vielem rechtlichen Vorgaben: „Wenn wir keinen Mutterschutz wollten, müssten wir nur noch 45-Jährige einstellen“, sagt er und begrüßt ausdrücklich den Schutz von Frauen, die für Nachwuchs sorgen, aber auch die Sorge der Arbeitgeber für Schwerbehinderte oder in der Inklusion. Kleemann müsse kurzzeitig Stellen puffern und könne durch Umstellungen frei werdende Positionen besetzen.

Wichtiger sei es, der Öffentlichkeit zu vermitteln, dass Oberstenfeld so hohe Personalkosten habe, weil die Gemeinde eine kostenintensive Kinderbetreuung mit sieben Einrichtungen finanziere, so Streufert. „Andere Kommunen haben auch andere Kindergartenträger – die Ausgaben sind ähnlich hoch, tauchen aber bei den Sachkosten auf, wenn etwa Geld an private Tagesstätten fließt“, erklärt der CDU-Mann.

Zwar sei Oberstenfeld mit Personal „gut bestückt“, sagt Michael Meder, Fraktionsvorsitzender der Freien Wähler. Man müsse aber auch sehen, dass der Markt für Arbeitskräfte, gerade auch bei den Erzieherinnen, knapp sei. Ähnlich sei das bei der Neubesetzung der 100-Prozent-Stelle im Personalamt, aber auch bei den Schulsozialarbeitern zu sehen. „Wirklich gute Leute bekommt man nicht, wenn man nur 50-Prozent-Stellen ausschreibt.“ Man könne Leute auch nicht einfach entlassen, wenn man sie einmal eingestellt habe.

Gespart werden könne aber bei Fluktuationen. „Wir schauen mit dem Gemeinderat jede frei werdende Stelle genau an“, sagt Markus Kleemann. Gleichzeitig weist er auf die Vorteile eigenen Personals hin. „Wenn wir als Flächengemeinde Wasserrohrbrüche haben, sind wir froh, wenn unsere Fachkräfte vom Bauhof schnell vor Ort sind und wir das nicht fremd vergeben müssen, was auch viel Geld kosten würde.“