Wer später unterwegs ist, kommt vielleicht auch schneller vorwärts. Foto: avanti

Wie jedes Jahr lädt das DLRG zum 24-Stunden-Schwimmen.

Oberstenfeld - Gleichmäßig ziehen die Schwimmer ihre Bahnen durchs Wasser des Mineralfreibads. Bei genauerem Hinschauen fällt auf, dass es vier verschiedene, abgegrenzte Bahnen für die Teilnehmer des 24-Stunden-Schwimmens der DLRG-Ortsgruppe Oberes Bottwartal gibt. Auf einer sind die Krauler unterwegs, die nur zum Atmen den Kopf kurz seitlich drehen. Fast ebenso schnell, aber mit allen möglichen Stilen pflügen auf einer weiteren Bahn Schwimmer durchs Wasser. Dann gibt es noch zwei Bahnen für diejenigen, denen es nicht auf Geschwindigkeit ankommt oder die noch ungeübt sind. „Das sind die Schneckenbahnen“, erklärt Rebecca Wahl, die Pressesprecherin der Ortsgruppe. Die anderen werden Hasenbahnen genannt. Wer am Ende weiter kommt, steht nicht fest. Natürlich kann man in kürzerer Zeit mehr Meter zurücklegen. Aber dafür macht man vielleicht schneller schlapp.

225 Teilnehmer zwischen 5 und 73 Jahren haben sich für das 24-Stunden-Schwimmen angemeldet. Eigentlich liegt die Obergrenze bei 220, damit es auch zu den Stoßzeiten – zum Start am Samstag um 12 Uhr, am Nachmittag und am Sonntag kurz vor Schluss – nicht zu voll wird im Becken. Doch Gruppen durften noch maximal zehn Prozent nachmelden, erzählt Wahl.

Bei dem Wettbewerb, den die DLRG bereits zum achten Mal ausrichtet, kommt es lediglich auf die zurückgelegte Strecke an, die Geschwindigkeit spielt überhaupt keine Rolle. Und auch, wieviel jemand schwimmt, bleibt jedem selbst überlassen. Damit die Distanz genau ermittelt werden kann, wird jeder vorab mit einem Chiparmband ausgestattet. Am Ende der Bahnen sitzen Rettungsschwimmer und überwachen, dass alles seine Ordnung hat. Man kann auch – anders als ein Schwimmer im Neoprenanzug, der offenbar einen längeren Aufenthalt im kühlen Nass geplant hat – eine beliebig lange Pause einlegen. Das machen gerade zwei Teenager der DLRG-Ortsgruppe Backnang. Die 15-jährige Michelle und die 17-jährige Sabrina haben bereits mehrfach an dem Wettbewerb teilgenommen. Was reizt sie daran? „Man kann so oft schwimmen gehen, wie man will“, sagt Sabrina, „und weil wir als Gruppe da sind, macht das noch mehr Spaß.“ Sie hat sich auch ein Ziel für ihre Wunschstrecke gesetzt: „15 Kilometer wären schon toll.“ Michelle dagegen schwimmt nur, solange es ihr Spaß macht. Und beide haben sich vorgenommen, auch bei Nacht ins Wasser zu gehen – wann kann man dann schon mal legal ins Freibad?

Die Bottwartaler DRLG hat mit Baustrahlern und einem „Power Moon“ dafür gesorgt, dass das Schwimmen auch da gefahrlos möglich ist. Außerhalb der normalen Öffnungszeiten des Freibads dürfen allerdings nur gemeldete Teilnehmer auf das Gelände.

„Das Becken war noch nie leer, auch wenn’s bei Nacht vielleicht nur zwei oder drei Schwimmer sind“, weiß Rebecca Wahl von den Vorveranstaltungen. Vielleicht sind die Nachtschwimmer die Cleversten. Denn wenn weniger los ist, kommt man auch schneller vorwärts. Doch auch sonst hat die DRLG vorgesorgt, dass man nicht ständig, wie beim normalen Schwimmbadbetrieb, einem Entgegenkommenden ausweichen muss: Auf den Bahnen im Bekcen des Mineralfreibades herrscht Rechtsverkehr.

Die neunjährige Samira vom TGV Beilstein ist in diesem Jahr nur Gast am Beckenrand. „Ich kann nicht schwimmen, weil mein Zehennagel eingewachsen ist“, sagt sie und deutet auf ihren verbundenen Fuß. Mitgekommen ist sie trotzdem, weil auch die Familie dabei ist. Wie viele andere haben sie ihr Zelt mitgebracht, um auf dem Gelände zu übernachten.