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Auf die neun Bewerber um den Bürgermeisterstuhl in Oberstenfeld haben beim MZ-Leserforum so einige Überraschungen gewartet.

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Oberstenfeld - Wer jemals ein MZ-Leserforum besucht hat, weiß: Es geht nicht nur bierernst zur Sache. Dafür hört für einen Bürgermeister der Spaß für gewöhnlich beim alljährlichen Fassanstich auf dem Ortsfest auf. Er gehört fest zum Berufslebens eines Schultes. Trotzdem schauen die Anwärter überrascht drein, als am Ende der Diskussionsrunde neun Bierfässer auf die Leserforums-Bühne getragen werden. Lobenswert: Trotz der zu erwartenden Spritzerei kneift keiner! Und auch beim anschließenden Verteilen des Freibieres an das zahlreiche Publikum zieren sie sich nicht.

Nein, ginge es nur nach dem Umgang mit Hammer und Hahn, alle neun würden sich – mit geringen Unterschieden – für das Amt eignen. Dabei reichte die Skala von Klaus Tossenberger, der nach zwei gezielten Schlägen und wenigen Augenblicken einen vollen Halbliter-Krug in die Höhe ragte, bis hin zu Ulrich Raisch, der ein bisschen öfter ansetzen musste, dann aber mit lautstarker Anfeuerung des Publikums das flüssige Gold doch noch zum Fließen brachte. Wer Unbeirrbarkeit für eine Bürgermeister-Tugend hält, ist bei Markus Kleemann gut aufgehoben. Der hat zwar bereits mit den ersten Schlägen den Hahn demoliert, ihn trotzdem weiter in das Fass getrieben, als ob nichts wäre.

Doch nicht nur körperliche Aktionen waren gefragt. Moderatorin Karin Götz kündigte den „großen Bürgermeister-Preis von Oberstenfeld mit den Worten an, „zu mindestens die Älteren unter Ihnen kennen dieses Spiel alle“. Markus Kleemann als Kind der 80er hat die beliebte Show mit Wim Thoelke zwar vermutlich nie live im Fernseher gesehen, sich auf der Bühne im Bürgerhaus dennoch wacker geschlagen. Wer aber vermutete, die Lokalmathadore Savvas Theodoridis und Klaus Tossenberger müssten bei den 18 Wissensfragen und sechs Bilderrätseln die Nase vorne haben, der irrte. Am Ende hieß der Sieger Marcus Kohler, der blitzschnell das fast vollständig abgedeckte Bild vom Seifenkistenrennen erkannte, der aber auch wusste, wo in Oberstenfeld man sich nackt zeigen darf: „Im Mineralfreibad“, lautete die Antwort. Während übrigens Kohler das vordere Ende markierte, lag ausgerechnet ein Lokalmatador mit Minuspunkten ganz hinten.

Auch wenn diese über den Abend verteilten Spiele wenig darüber aussagen, welche politischen Ziele die Kandidaten verfolgen, sind sie mehr als nur eine nette Abwechslung. In der lockeren Runde zeigen sich die Bewerber von einer ganz anderen Seite. Sind die Anwärter Teamplayer oder schaut jeder nur nach seinem Vorteil? Wie geht ein Bewerber mit seiner Unkenntnis um? Schließlich sind manche Fragen beim großen Preis absichtlich so schwer gewählt, dass man sie kaum wissen kann. All das zeigt den Menschen hinter dem Kandidaten. Und da lässt sich nach der ersten Bewerberrunde schon mal eines konstatieren: Wer auch immer am Ende das Rennen um den Chefsessel im Rathaus macht, die Oberstenfelder bekommen auf jeden Fall einen Bürgermeister, der für jeden Spaß zu haben ist. Das gutierte auch das Publikum, das den ganzen Abend über für eine super Stimmung im Saal sorgte, dabei allen Kandidaten gegenüber fair geblieben ist und trotz der gut dreistündigen Veranstaltung es nicht eilig hatte, nach Hause zu gehen. Bis lange nach der Podiumsrunde haben die Gäste das Gespräch mit den Bewerbern gesucht.