Hannah Melchers Haar ist fast interessanter als die Knete gewesen. Foto: privat


Hannah Melcher absolviert ein freiwilliges Jahr in Kenia und schreibt über ihr Projekt.

Habari zenu, dieses Mal möchte ich gerne über mein Projekt berichten. Neben meiner Gastfamilie ist das „Child Development Center (CDC)“, in dem ich meinen Freiwilligendienst leiste, ein großer Bestandteil meiner Zeit in Kenia. Das CDC ist, wie der Name schon sagt, eine Institution, die sich sozial benachteiligten Kinder und Jugendlichen widmet.

Von den insgesamt 400 registrierten Kindern von null bis 22 Jahren hat jedes seinen eignen Sponsor. Die Kinder stehen in regelmäßigem Briefkontakt mit ihren Sponsoren. Jetzt gerade ist wieder Zeit für die Briefe und jeden Nachmittag trudeln ein paar Kinder bei uns im Büro ein, um die Briefe zu schreiben. Die Sponsoren bezahlen das Schulgeld der Kinder. Denn die Grundschule ist zwar kostenlos, jedoch muss für die High School und das College bezahlt werden. Neben dem Schulgeld gibt es Geburtstagskarten und gelegentlich Weihnachtsgeschenke.

Ich persönlich finde das Programm sehr umfangreich. Es können bereits ungeborene Kinder ab dem dritten Schwangerschaftsmonat in das Programm aufgenommen werden. Hier wird die medizinische Versorgung der Mutter übernommen und es finden Vorträge für die Eltern statt. Erst vergangene Woche gab es bei uns im Büro für die Mütter eine Schulung zum richtigen Händewaschen und eine Brustkrebsvorsorge. Die Aufgabe von mir als Freiwillige war es, während der Behandlung auf die Kinder aufzupassen. Sonst helfe ich auch im Büro aus, die Akten der Kinder müssen immer auf dem neusten Stand sein.

Samstags gibt es dann eine Abwechslung, da die Kinder zu uns ins Büro kommen. Dann startet der Unterricht des CDC. Je nach Alter gibt es verschiedene Inhalte. Mit den drei bis fünf Jahre alten Kinder haben wir vergangene Woche Tiere geknetet, wobei dann meine Haare für die Kinder irgendwann interessanter waren als die Knete. Bei den Schulabgängern geht es dagegen eher um Zukunftsperspektiven und die Vorbereitung auf die Universität. Außerdem gibt es in den Ferien, die jetzt starten, Wettbewerbe, zum Beispiel in Tanz, Gesang und Fußball.

An dieser Stelle ist es vielleicht noch wichtig zu erwähnen, dass das Schulsystem in Kenia sich sehr von dem in Deutschland unterscheidet. Gerade ist das Schuljahr zu Ende und die Schulen sind bis Januar geschlossen. Außerdem gehen die Kinder früher zur Schule. Mit fünf Jahren kommen sie in die zweijährige, sogenannte Pre-Unit. Bereits hier werden sie morgens früh um sechs mit einem gelben Schulbus zuhause abgeholt. Da manche von ihnen noch so klein sind, gibt es in jedem Bus neben dem Busfahrer noch einen Helfer, der jedes Kind und jede Tasche über die hohen Stufen trägt. Die Kinder meiner Gastfamilie sind gerade in dem zweiten Jahr der Pre-Unit und kommen jeden Tag immer erst gegen fünf mit dem Schulbus nach Hause. Dann wird schnell die Uniform ausgezogen, die Hausaufgaben gemacht, die Schuhe für den nächsten Tag poliert und erst dann haben sie Freizeit. Die beiden kommen im neuen Jahr in die Grundschule, die hier acht Jahre dauert. Anschließend besuchen sie für vier Jahre die High School und noch einmal vier Jahre die Uni. In den Schulen herrscht übrigens absolutes Handyverbot, auch in der High School, die ein Internat ist. Die Schüler können nur in den Ferien zuhause ihr Handy benutzen.

Man kann schon sagen, dass die Kinder sehr viel Zeit in der Schule verbringen. Immer, wenn ich morgens gegen 8 Uhr zur Arbeit gehe, höre ich sie aus den Schulen, die direkt neben dem CDC sind, lautstark singen und sie sind immer noch da, wenn ich um 16 Uhr nach Hause gehe. Besonders mit der Grundschule neben dem CDC arbeiten wir eng zusammen, da viele der gesponserten Kinder auf diese Schule gehen und wir als Freiwillige auch in dieser Grundschule aushelfen.

Bei unserem ersten Besuch dort ist uns so sofort aufgefallen, dass in fast allen Klassenzimmern Türen und Fenster fehlen. Besonders zur Regenzeit ist das ein Problem, da das Wasser dann in den Klassenzimmern steht. Ein angenehmes Lernklima ist dann nicht mehr möglich. Daher haben meine Mitfreiwillige und ich uns als eigenes Projekt vorgenommen, einige der Klassenzimmer zu renovieren. Das Budget dafür muss aus Spenden bestehen, da die Schule keinerlei Unterstützung vom Staat erhält und die Eltern zu arm sind, um die Renovierung zu bezahlen. Nun bleibt mir wieder nur zu sagen: Kwa heri! (bis bald)