Michael Sommer stärkt sich nach seinem WM-Lauf in Spanien. Foto: privat

Ultramarathonläufer Michael Sommer hat mit der WM in Spanien nach 24 Jahren seine Laufbahn im Nationalteam beendet.

Oberstenfeld - Seinen letzten Lauf im Trikot der Nationalmannschaft wollte sich der Oberstenfelder Michael Sommer dann doch nicht nehmen lassen. Trotz einer Erkältung und privater Umstände, durch die sein Lauftraining in den vergangenen Wochen zur Nebensache wurde, trat der 52-Jährige bei den Weltmeisterschaften im 100 Kilometer-Straßenlauf in Los Alcazares in Spanien an. „Ich habe einen Tag vorher beim Anlaufen über vier Kilometer erstmal getestet, ob es überhaupt geht. Der Puls war aber in Ordnung“, berichtet der Ausdauersportler. Also ging Michael Sommer wieder an den Start – zum 30. Mal über eine Distanz von 100 Kilometern. Mit einer Zeit von 7:33:20 Stunden sprang für ihn Gesamtrang 48 heraus, in der Altersklasse M50 belegte er Platz zwei hinter dem Finnen Jyrki Kukko, der 16 Minuten schneller war. An seinem dritten WM-Titel in Serie schrammte Sommer somit vorbei. „Mehr war aufgrund der Krankheit aber nicht möglich, das war absehbar“, meint Sommer, dem an dem Vizeweltmeistertitel aber auch nicht allzu viel liegt.

Viel wichtiger war ihm bei dem Wettkampf in Spanien das Abschneiden der deutschen Nationalmannschaft, die letztlich den siebten Platz belegte. „Damit sind wir zufrieden, denn das Feld war gut besetzt, und die Spitze wird immer breiter. Dennoch wäre für uns viel mehr möglich gewesen“, so Michael Sommer. Denn bei dem Team-Wettkampf, bei dem die drei besten Läufer jeder Nation gewertet werden, mussten gleich zwei deutsche Spitzenläufer aufgeben. Statt der drei besten deutschen Starter wurden also die Läufer zwei, vier und fünf gewertet. „Das hat uns 46 Minuten und mehrere Plätze gekostet. Und wir wären das beste europäische Team gewesen“, hadert Michael Sommer, der als deutscher Starter Nummer sechs wie erwartet nicht in die Wertung einging.

Sein letzter Lauf im Nationalteam endete für Michael Sommer daher mit gemischten Gefühlen. Aber Wehmut kam bei dem Oberstenfelder nicht auf. „Ich glaube, das realisiere ich erst, wenn ich beim nächsten Mal nicht dabei bin“, sagt er schmunzelnd. Wobei sein Rücktritt als Aktiver der Nationalmannschaft lange nicht gleichbedeutend mit einem möglichen Rücktritt vom Ausdauersport ist. Denn eines hat Michael Sommer nicht verloren: seinen Ehrgeiz. So manchen Lauf für 2017 hat er bereits geplant – nur bei Europa- und Weltmeisterschaften geht er eben nicht mehr an den Start. „Die Leute würden automatisch zu viel von mir verlangen, und dann würde ich das wohl auch selbst tun. Ich muss rechtzeitig aus dieser Spirale herauskommen, um Enttäuschungen zu vermeiden und um nicht Schiffbruch zu erleiden.“ Denn mit seinen 52 Jahren ist Michael Sommer auch nicht mehr der allerjüngste Ultramarathonläufer.

Nun freut er sich unter anderem darauf, beim Transalpine Run teilzunehmen, bei dem es in sieben Tagen 265 Kilo- und 30 000 Höhenmeter in den Alpen zu überqueren gilt. „Wenn du fürs Nationalteam läufst, liegt darauf immer der Fokus. Darauf sind alle anderen Läufe ausgerichtet. Deine Teamkollegen erwarten ja auch von dir, dass du topfit bist. Dadurch war ich auf die 100-Kilometer-Strecke spezialisiert. Jetzt kann ich freier auswählen, wo ich starten möchte“, so Sommer, der nachschiebt: „Ich komme jetzt zu den Wettkämpfen, die ich bisher vergessen musste. Mein Ziel ist, den Spaß und die Motivation für den Laufsport nicht zu verlieren.“ Auch neue Ziele will er sich setzen. „Laufen ist Kopfsache. Ohne Ziel wird das schnell frustrierend.“

Und auch dem Nationalteam kehrt Michael Sommer nicht ganz den Rücken zu. Seiner Funktion als Teammanager bei 100 Kilometer-Läufen, die er seit 2010 inne hat, kann er nun intensiver nachkommen. Zu seinen Aufgaben gehört dabei, die Starter vom Streckenrand mit Trinken, Essen und vor allem mit Informationen zu versorgen. Soll es der Läufer langsamer angehen? Liegt er gut in der Zeit? Will er die Banane mit oder ohne Schale? Braucht er eine Salbe? All das gilt es vom Streckenrand aus zu koordinieren. „Das ist wichtig, denn wenn ein Detail nicht stimmt, merkt der Läufer das 30 oder 40 Kilometer später. Es muss alles sitzen, sonst hat das fatale Folgen“, so Sommer. Da er bislang meist selbst auf der Strecke war, mussten dies andere mit für ihn übernehmen. Während Michael Sommer bislang schier nichts bremsen konnte, tut dies nun eine weiße Linie auf dem Boden. Als Teammanager darf er diese nicht übertreten.