Im Innern des ehemaligen Edeka-Marktes hätte der jeder der 100 Flüchtlinge rund 10,5 Quadratmeter Platz. Foto: Werner Kuhnle

Das leer stehende Erdgeschoss könnte weiteren Asylbewerbern als Unterkunft dienen. Darüber entscheidet der Gemeinderat am kommenden Donnerstag.

Oberstenfeld - Der ehemalige Edeka-Markt in Oberstenfeld wird bereits für Asylbewerber genutzt – denn der Freundeskreis Asyl hat von der Gemeinde das Obergeschoss für die Sozialbetreuung zur Verfügung gestellt bekommen (wir berichteten). Jetzt ist eine zusätzliche Nutzung des Gebäudes im Gespräch. Der Gemeinderat soll am Donnerstag darüber entscheiden, ob das Landratsamt Ludwigsburg das Erdgeschoss belegen darf. Dort sollen 100  Flüchtlinge eine Notunterkunft in der Erstunterbringung bekommen.

Über diese Pläne hat die Gemeinde am Freitag erstmals informiert, als sie die Ratssitzung auf ihrer Internetseite publik machte, teilt die Hauptamtsleiterin Inga Mollerus auf Anfrage mit. „Die Initiative für die Anmietung ist vom Landratsamt ausgegangen – es ist eine Idee, über die wir reden müssen“, sagt die Beamtin. Das Erdgeschoss mit einer Fläche von 1050 Quadratmetern stehe leer. Die Gemeinde könne es drei Jahre lang vermieten, dann stehe die Erweiterung des Feuerwehrmagazins an, so Mollerus. Dafür hatte die Kommune das Gebäude ursprünglich erworben.

Für die Gemeinde hätte die Vermietung an den Landkreis Vorteile. Der Freundeskreis Asyl dürfte das Obergeschoss weiter nutzen, berichtet Inga Mollerus. Auch übernähme der Kreis die kompletten Betriebskosten des Hauses sowie die Kosten für die Instandsetzung.

Die Gemeinde Oberstenfeld hat bereits 70 Flüchtlinge aufgenommen. Dazu kämen 84 Asylbewerber, die in mobilen Wohneinheiten „In den Schafwiesen“ untergebracht würden. Laut Inga Mollerus will das Landratsamt auch im Fall einer Edeka-Vermietung an diesem Standort festhalten.

Nach aktuellem Stand der Flüchtlingszahlen sei die Gemeinde Oberstenfeld nicht verpflichtet, weitere Flüchtlinge aufzunehmen, teilt Mollerus in der Sitzungsvorlage mit. Allerdings sei davon auszugehen, dass Oberstenfeld im kommenden Jahr neue Unterkünfte zur Verfügung stellen müsse. Spätestens dann müsse die Gemeinde Räume stellen, damit nicht etwa Sport- und Gemeindehallen belegt würden. Oberstenfeld würde eine „moralische Verpflichtung“ erfüllen, wenn die Gemeinde sofort verfügbaren Wohnraum aufbiete.

Und wie sieht es auf dem Grundstück „In den Schafwiesen“ aus? Bei der Anlieferung der mobilen Wohneinheiten sei es zu Verzögerungen gekommen, teilt Landratsamt-Sprecher Andreas Fritz mit. Die Gründungsarbeiten seien bereits ausgeführt worden, „die Erschließungsarbeiten werden voraussichtlich in den nächsten Tagen abgeschlossen“. Die mobilen Wohneinheiten sollen in der Woche vom 7. bis 13. Dezember aufgestellt und angeschlossen werden. Die Unterkunft werde voraussichtlich im Januar 2016 bezugsfertig sein.

Führende Gemeinderäte zeigten sich am Montag auf Anfrage aufgeschlossen für eine Vermietung des ehemaligen Edeka-Marktes. Bei einem Ja zur Edeka-Vermietung habe die Gemeinde es in der Hand, selbst die Verteilung der Flüchtlinge in der Kommune zu steuern, meinte Michael Meder, Fraktionsvorsitzender der Freien Wähler. Er gehe davon aus, dass Oberstenfeld schon im nächsten Jahr, bei steigenden Zahlen, erheblich mehr Asylbewerber aufnehmen müsse. Die Gemeinde komme Verhandlungen des Landratsamtes mit privaten Anbietern zuvor, die möglicherweise ungeeignete Grundstücke anböten.

In einer ersten Stellungnahme äußerte sich der SPD-Fraktionschef Günter Perlinger ähnlich. „Der Strom ist so groß, dass wir weitere Flüchtlinge aufnehmen müssen.“ Das Landratsamt könne die Gemeinde auch zwingen, den im alten Edeka leer stehenden Raum zu vermieten. Allerdings sollte die Kreisbehörde schauen, dass sich alle Kommunen des Landkreises in der Flüchtlingsfrage „anstrengen“, manche hätten „extrem wenig“ aufgenommen.

Alle Städte und Gemeinden müssten ihren Beitrag leisten, fordert Wolfgang Streufert, Fraktionsvorsitzender der CDU im Oberstenfelder Gemeinderat, im Gespräch mit unserer Zeitung. Er wollte der Diskussion in der Ratsrunde nicht vorgreifen, er sehe auch die Vorteile, die mit einer Steuerung durch die Plätze im Edeka verbunden sind – doch müsse der Landkreis genaue Flüchtlingszahlen vorlegen und für eine soziale Ausgewogenheit unter den Kommunen sorgen.