Inzwischen ist die Brücke an der Dürrenstraße gesperrt. Foto: Archiv (Kuhnle)

Gemeinderat muss Entscheidung von vor einem Monat revidieren. Schäden sind gravierender.

Oberstenfeld - Es ist so ziemlich einen Monat her, da schlugen die Wogen im Oberstenfelder Gemeinderat schon einigermaßen hoch. Die Fußgängerbrücke an der Dürrenstraße musste saniert werden. Weil die Freien Wähler nicht 120 000 Euro ausgeben wollten und mit ihrem Antrag durchdrangen, sprach sich eine knappe 10:8- Mehrheit für eine eingedampfte Variante für 65 000 Euro aus (wir berichteten). Allerdings holte die Realität die Räte jetzt ein.

Die Brücke stand in der Sitzung am Donnerstag erneut auf der Tagesordnung. Eine durchfaulte Holzbohle der Brücke war wenige Tage nach der Mai-Sitzung zerbrochen. Seitdem ist das Bauwerk für den Verkehr gesperrt. Zwischenzeitlich hatten Vertreter des Bauamtes die Brücke genauer unter die Lupe genommen und dafür weitere Bohlen, die Edelstahlverwahrungen und Teile des Geländers zerstört. „Wir mussten mit der Motorsäge ran, um auf die Träger zu schauen“, berichtete Hans-Dieter Helber, stellvertretender Leiter des Oberstenfelder Bauamtes. Zum Vorschein kamen im gesamten Querschnitt erhebliche Schäden. Sie zu reparieren, hätte keinen Sinn mehr, teilte Thilo Kiebler vom Verbandsbauamt Großbottwar in der Sitzung mit.

Mit diesem Befund sah sich die Verwaltung um Bürgermeister Markus Kleemann bestätigt. „Es ist gut, dass wir wissen, was Sachstand ist“, sagte der Bürgermeister, der im Mai noch bei 9:9-Stimmengleichheit mit seinem Antrag gescheitert war, die Brücke für 120 000 Euro einschließlich Nebenkosten umfassend zu sanieren. „Die Brücke wird von der Bevölkerung sehr gut angenommen – sie sollte erhalten bleiben“, sagte Kleemann in der Sitzung am Donnerstag und schlug erneut die bisher abgelehnte Variante III vor.

Gleicher Meinung war Monika Bächle von der CDU. Sie bedauerte, dass der Gemeinderat nicht schon in der Mai-Sitzung so viel über den Zustand der Brücke wusste wie jetzt. „Wir hätten anders entschieden“, war sie sich sicher. „Jetzt müssen wir leider tiefer in die Tasche greifen.“ Ihr Fraktionschef Wolfgang Streufert warnte später davor, die Infrastruktur totsparen zu wollen.

Deutliche Kritik an den „selbst ernannten Sparkommissaren“ der Freien Wählern äußerte Günter Perlinger, Fraktionsvorsitzender der SPD. Sie sparten an der falschen Stelle und widersprächen selbst den Fachleuten, um ihre Vorschläge durchzusetzen. „Das schadet unserer Infrastruktur.“ Ins Visier nahm Perlinger den Freien-Wähler-Chef: „Da könnte vorne ein Professor sitzen, da weiß ein Michael Meder mehr.“

Die Kritik Perlingers an seinem Antrag im Mai ließ Michael Meder nicht auf sich sitzen. Die durchfaulte Bohle sei bei der Voruntersuchung nicht gefunden worden, kritisierte er die beauftragten Ingenieure. „Man stelle sich vor, die Brücke wäre beim gut besuchten Pfingstturnier zusammengebrochen.“ Erst der Beschluss im Mai habe dazu geführt, dass die Brücke untersucht worden sei. Überhaupt sei das Verfahren nicht in Ordnung gewesen – man hätte das Bauwerk konsequenter, etwa mit Ultraschall, untersuchen müssen.

Letzteres sei nicht möglich gewesen, erklärte der Ingenieur Thilo Kiebler. Er habe im Mai empfohlen, den Unterbau zu erneuern. Die genauen Schäden kämen erst zum Vorschein, wenn man das Bauwerk auseinandernehme. Dass die Träger jedoch so schlecht seien, hätte er nicht gedacht. „Aber deshalb wäre die Brücke auch nicht auseinandergebrochen.“

Nicht der Mai-Beschluss, sondern der jetzt entdeckte Schaden habe zur neuerlichen Untersuchung geführt, stellte Markus Kleemann klar. Der Bürgermeister war bemüht, die Wogen zu glätten, nachdem Alexander Wolf (FW) die persönliche Kritik an Michael Meder als „nicht gut“ bezeichnet hatte. Annette Kori (FW) machte ihrem Ärger darüber Luft, „dass man wegen einer anderen Meinung so niedergemacht wird“. Sie warf dem SPD-Chef Perlinger vor, dass es, wenn es nach ihm gehe, keine Sitzung mit Diskussionen über die Projekte der Verwaltung gebe.

Zum Schluss bekam Michael Meder noch mal das Wort. Er zitierte die Gemeindeordnung, wonach die Räte die Verwaltung kontrollieren sollen.