Die Spielbude betreut Kinder unter anderem in diesem Haus, das der Verein angemietet hat. Foto: Archiv (Werner Kuhnle)

Der Betreuungsverein Spielbude hat Strafanzeige gestellt. Die Liquidität sei trotz des Verlustes gesichert.

Oberstenfeld - Der Verein Spielbude in Oberstenfeld beklagt den Verlust von rund 135 000 Euro. Das Geld soll die Kassiererin veruntreut haben. Der Betreuungsverein hat deshalb am 7. April Strafanzeige gestellt. Die Staatsanwaltschaft Heilbronn ermittelt. Der Vorstand enthob die Verdächtigte ihres Amtes, setzte als Nachfolgerin Anja Koch kommissarisch ein und informierte die Mitglieder umgehend und in einer Versammlung umfassend.

Aufgefallen war das Defizit, als die Kassenprüferin Ungereimtheiten bei Buchungen feststellte. Die Kassiererin habe ein zweites Konto unterhalten, das sie als Vereinskonto ausgab, berichtet die Erste Vorsitzende Hanna Weber-Frank. Es habe sich aber herausgestellt, dass es sich um ein Privatkonto handelte, auf dem 100 000 Euro fehlten. Noch am selben Tag habe der Vereinsvorstand Anzeige erstattet.

Das Schreiben des Vorstandes an die Mitglieder vom 7. April liegt unserer Redaktion vor. Darin war noch vom Verlust von 100 000 Euro die Rede. Allerdings ergaben laut Weber-Frank die weiteren Ermittlungen, dass rund 35 000 Euro mehr verloren gingen. Nach jetzigem Stand sehe es danach aus, dass seit 2009 Gelder veruntreut wurden. Die Spielbude habe als Folge die Lohn- und Gehaltsabrechnungen in ein Lohnbüro ausgelagert, um nicht zu viele Aufgabenbereiche bei einer Person zu bündeln. Das Büro übe zugleich eine Kontrollfunktion aus. Damit sehe sich der Verein für die Zukunft besser aufgestellt. Gegenüber der Beschuldigten wolle der Verein zivilrechtliche Ansprüche geltend machen, so Weber-Frank. Trotz des Schadens könne der Verein seinen laufenden Kosten nachkommen, versichert die Vorsitzende. Bei den veruntreuten 135 000 Euro handele es sich größtenteils um Rücklagen. „Die Angestellten bekommen pünktlich ihr Gehalt, die Miete wird bezahlt.“ Auch sei das Mietverhältnis in keiner Weise betroffen.

Der Vorstand sei erst im vorigen Jahr neu gewählt worden, teilt Hanna Weber-Frank mit. „Wir alle haben dieses Amt im guten Glauben übernommen, dass alles seine Richtigkeit hat. Der Vorstand wollte dem Verein ein neues Image geben und das Beste für die Kinder erreichen. Die Spielbude war Ende 2014 in die Schlagzeilen geraten, als es mit dem Vermieter Streit wegen eines Schimmelbefalls gab (wir berichteten). „Unser Image war etwas angekratzt“, berichtet Weber-Frank, jetzt aber seien die Gruppen wieder voll und der Verein sehe sich mit Stillcafé, Krabbelgruppe und Waldkindergarten als „gutes Zusatzangebot“ zu den öffentlichen Kindertagesstätten der Gemeinde. „Wir haben die Betreuungszeiten erweitert und darauf eine sehr gute Resonanz bekommen.“ Auch fühlten sich die Kinder bei den Erzieherinnen „sehr wohl“. Nach turbulenten Wochen hätten sich die ersten Wogen geglättet. Die ehrenamtlichen Funktionsträger könnten sich wieder ihren Kernaufgaben widmen. An die breite Öffentlichkeit gegangen sei der Verein deshalb noch nicht, weil er eine Vorverurteilung der Beschuldigten und unangenehme Folgen für Angehörige vermeiden wollte, erklärt Hanna Weber-Frank. In einem Ort wie Oberstenfeld wisse man, um wen es sich handelt, auch wenn der Name nicht genannt werde.

Das Verfahren sei bei der Staatanwaltschaft Heilbronn anhängig, die Polizei ermittle aber noch, erklärt die Staatsanwältin Bettina Jörg auf Anfrage. Es werde noch zwei bis drei Monate dauern, bis entschieden werde, ob es zur Anklage kommt.