Foto: Oliver von Schaewen

Der Oberstenfelder Bürgermeisterkandidat Markus Kleemann ist viel gereist. Er liebt es aber auch bodenständig.

Oberstenfeld - Der Besuch bei Markus Kleemann beginnt mit einem kleinen Verwirrspiel: Im Nordheimer Gewerbegebiet gibt es einen Getränkemarkt und eine Spedition. Auf beiden prangt der Name Kleemann. Ist der Getränkemarkt richtig? Offenbar nicht. Aber die Mitarbeiterin an der Kasse kennt den „Markus“ und sagt telefonisch Bescheid. Kein Wunder: Denn Kleemann steht samstags selbst im Getränkemarkt und hilft mit. „Das ist für mich ein Ausgleich zur Arbeit in Stuttgart – ich bin gerne in der Heimat und unterhalte mich mit den Menschen hier.“ Ein bisschen wie Bürgersprechstunde sei es, sagt Kleemann, der für die CDU im Nordheimer Gemeinderat im ersten Jahr gleich als Fraktions-Vize eingestiegen ist. „Ich denke, auch die Kommunen sollten die Bürger als Kunden und nicht als Last sehen“, sagt der Unternehmersohn, der diese Haltung auch als Bürgermeister pflegen möchte.

Drüben, im Speditionsgebäude, bewohnt der 30-Jährige eine Dreieinhalb-Zimmer-Wohnung. „Ich bin wirklich kaum hier“, sagt er, der von Montag bis Freitag als Parlamentarischer Referent der CDU-Abgeordneten Friedlinde Gurr-Hirsch zuarbeitet. Tatsächlich macht das eher spartanisch eingerichtete Wohnzimmer den Eindruck, dass nicht Komfort und Ausdruck eines Lebensstils, sondern die Pragmatik des wirklichen Lebens draußen vor der Türe die erste Geige spielt.

Über dem roten Sofa hängen Fotos von Reisen, die Kleemann zum Beispiel mit der Konrad-Adenauer-Stiftung unternommen hat. Als Leiter von Besuchsgruppen habe er Parlamentsstädte wie Berlin, Brüssel und Straßburg bereist, aber auch Länder wie Uganda oder Regionen wie den Balkan besucht. „Ich kann nur jedem raten, auch in arme Länder zu gehen – da relativiert sich hier manches“, sagt Kleemann, der in Uganda erlebte, wie in einer Klasse 60 Kinder auf engstem Raum unterrichtet wurden. „Nur eins hatte eine Brille, obwohl bestimmt mehrere eine brauchten.“

Trotz seiner Reisen legt Markus Kleemann ein klares Bekenntnis zur Heimat im Mittleren Neckarraum ab. „Ich werde öfter gefragt, warum ich wieder nach Nordheim gezogen bin und nicht in Stuttgart lebe“, erzählt er – und berichtet, wie sehr es ihn erfülle, in der Heimat Verantwortung zu übernehmen. Etwa im Rotaract Club Heilbronn („ist etwas ganz anderes als Rotary“), in dem er regelmäßig Freizeiten für benachteiligte Kinder organisiert. Oder im Kreisverband der Jungen Europäer, in dem er als Vorsitzender Anhänger aller Parteien willkommen heißt. „Ich bin gerne in der Vermittlerrolle – dabei ist mir die Überparteilichkeit wichtig.“ Dass er an vielen Veranstaltungen teilnehme, entspreche nicht nur seiner Vorliebe, sondern sei auch eine gute Vorbereitung auf ein Bürgermeister-Amt. Wie er auch Nordheim mit seiner Größe und dem Image als Weinbau-Gemeinde öfter mit Oberstenfeld vergleicht.

Bleibt bei so viel „Draußen“ auch Zeit fürs „Drinnen“, das Zu-sich-Kommen? Kleemann gibt zu, „eigentlich zu wenig zu schwimmen oder mit Freunden Fußball zu spielen“, wie er es gelegentlich tut. Statt Bücher zu lesen, sei er momentan mit Zeitunglesen ausgelastet, denn es gelte, gut informiert über das lokale Geschehen, insbesondere in Oberstenfeld, zu sein. Vier Wochen Urlaub habe er genommen, um sich ganz dem Wahlkampf zu widmen, und dabei möglichst viele Gespräche zu führen. Zwei Fragen würden ihm immer wieder gestellt: Warum er noch nicht verheiratet sei und ob er die Gemeinde als „Sprungbrett“ einer politischen Karriere sehe. „Ich habe noch nicht die Richtige kennengelernt“, sagt er zur ersten Frage.

Und wenn er zum Bürgermeister gewählt würde, sähe er dies als Lebensaufgabe – mit ganzem Einsatz, wie schon in der jetzigen Heimat Nordheim.