Ein Neubau entsteht an der Großbottwarer Straße an prominenter Stelle. Foto: Oliver von Schaewen

Historisches dominiert an der Ecke der Großbottwarer Straße zur Küfergasse. Ein Neubau durchbricht das Schema.

Oberstenfeld - Ein hoher Kran erregt in der Oberstenfelder Ortsmitte seit einigen Tagen Aufsehen. An der Großbottwarer Straße, in Sichtweite zum Rathaus, entsteht ein neues Haus. Es ist umgeben von Fachwerkgebäuden, die dem Flecken sein typisches Gepräge geben. „Eine junge Familie baut hier und will selbst einziehen“, erzählt der Bürgermeister Reinhard Rosner auf Nachfrage.

Bis zur Fertigstellung des Hauses wird es noch dauern, aber eins steht schon jetzt fest: Es wird kein Fachwerkhaus. Aus städtebaulicher Sicht sei das nicht unbedingt ein Nachteil, findet Reinhard Rosner: „Die gesamte Oberstenfelder Ortsmitte ist geprägt durch sehr unterschiedliche Bauweisen.“ Ein verputztes Haus hält der Bürgermeister innerhalb des Fachwerks für vertretbar. „Es muss sich aber auch in die Umgebung einfügen.“

Das alte Gebäude sei schon sehr lange im Besitz der Eigentümerfamilie gewesen, weiß der Bürgermeister. „Ein zeitgemäßes Bewohnen war aber nicht mehr möglich.“ Dass heutige Maßstäbe angelegt werden, zeigt sich schon an den Dimensionen. Die Stockwerke sind höher angelegt als die des alten, abgerissenen Gebäudes. Auch habe die Gemeinde mit der Familie Grundstücksarrondierungen vornehmen können. Ein gutes Einvernehmen hatte sich schon abgezeichnet, als die Kommune im Zuge der Ortskernsanierung die Parkplätze neu ordnete. Die Hauseigentümer verzichteten auf eine vorgelagerte Treppe. „So konnten wir zwischen Parkplätzen und Haus den Gehweg neu anbringen“, erzählt Reinhard Rosner. Ein Lichtblick in den zuweilen kleinlichen Auswüchsen der Parkplatzdebatte im Vorfeld der Ortskernsanierung.

Ob das Erdgeschoss gewerblich genutzt werden soll, vermag Reinhard Rosner abschließend noch nicht zu beurteilen. „Bisher liegt uns nur eine Anmeldung für eine Nutzung zum Wohnen vor.“

Verständnis für den Abriss des alten Hauses hat der Nachbar Hanns-Otto Oechsle, der in der Küfergasse zwei Fachwerkhäuser saniert hat und als Gemeinderat für die SPD auch über das städtebauliche Gesicht der Gemeinde wacht. „Der Abriss und Neubau ist für eine junge Familie sicher die weniger kostenintensive Lösung.“ Der Altbau habe aus zwei Teilen bestanden, deren Stockwerke nicht auf einer Ebene lagen und deshalb laut Oechsle nicht zu verbinden waren. Das sich jetzt abzeichnende Gebäude findet das Gefallen des stellvertretenden Bürgermeisters: „In der Abwicklung stimmt es.“ Aus Sicht von Oechsle ist es positiv, dass die Gemeinde das Haus an der Ecke zur Küfergasse gekauft und mit dem Lädle eine belebende Nutzung gefunden habe. Dieses Fachwerkhaus stehe im Gegensatz zu seinen Gebäuden nicht unter Denkmalschutz, da es erst in der Zeit um 1900 gebaut worden sei. Oechsles Fachwerkhäuser stammen aus der Zeit unmittelbar nach dem Einfall der Franzosen. „Ich denke, sie sind zwischen 1710 und 1720 wieder aufgebaut worden.“