Auf dem Gelände von Treppen Majer wird sich die Bäckerei Nestel niederlassen. Foto: Werner Kuhnle

Die Bäckerei Nestel ist in Oberstenfeld eine feste Größe. Doch das expandierende Unternehmen braucht Platz – und hat ihn auf einem Areal in Großbottwar gefunden.

Oberstenfeld/Großbottwar - Die Bäckerei Nestel wird im Laufe der nächsten Jahre die Produktion aus Oberstenfeld ins Großbottwarer Gewerbegebiet Kellersrain verlagern und dort auch eine Verkaufsstelle mit Café ansiedeln. Das hat der Inhaber Werner Nestel auf Anfrage bekannt gegeben.

Die Gerüchteküche im oberen Bottwartal brodelt seit Tagen heftig. Durch die Geschäftsaufgabe der Firma Treppen Majer war über die Zukunft des etwa 6000 Quadratmeter großen Firmengeländes spekuliert worden. Jetzt bestätigt Werner Nestel, dass er einen Kaufvertrag abgeschlossen habe. „Es gibt aber noch keine Zeitachse, die Firma Majer wird das Gelände noch ein halbes Jahr nutzen.“

Bisher hat die Firma Nestel vom Firmensitz in der Oberstenfelder Ortsmitte aus die Filialen in Auenstein, Beilstein, Oberstenfeld, Großbottwar, Steinheim und Ludwigsburg beliefert. Doch die Backstube am Kelterplatz ist aufgrund des stetigen Wachstums an ihre Grenzen geraten. In der Heimatgemeinde selbst gibt es keine Gewerbegrundstücke, die sich mit den Plänen des Unternehmens mit rund 200 Mitarbeitern decken könnten. „Das ist für mich als Oberstenfelder mehr als bedauerlich, das trifft mich schon ins Mark, aber es geht nicht anders“, erklärt Werner Nestel. Der 62-Jährige will der nächsten Generation eine Zukunft eröffnen. Sein Sohn Christian sei ebenfalls Bäckermeister, und er werde, so der Vater, auch derjenige sein, der das Projekt in Großbottwar verwirkliche.

Eilig habe es die Firma mit der Erweiterung in Großbottwar nicht, betont der Seniorchef. „Da wird sicher noch so mancher Sommer und Winter durchs Bottwartal ziehen.“ Das Unternehmen werde auch gewiss nicht einfach von heute auf morgen aus Oberstenfeld verschwinden, tritt der Chef Gerüchten entgegen. Ob der Firmensitz in die Nachbarkommune wandere, ließ der Seniorchef vollkommen offen: „Es sind mehrere Varianten möglich, es steht noch nichts fest.“ Der Gemeinde mache er keinerlei Vorwürfe wegen fehlender Flächen. „Im Gegenteil: Wir suchen ja schon länger, und bereits Bürgermeister Reinhard Rosner hat immer wieder mit uns gesucht – es war aber nie etwas Geeignetes dabei.“ Jetzt habe er die Gelegenheit beim Schopf gepackt und den Grund erworben. Die Größe von 6000 Quadratmeter sei für die Erweiterungspläne etwas knapp, aber geeignet.

Der große Vorteil des neuen Standortes sei, so Nestel weiter, „dass uns die Leute von der Straße aus sehen“. Das sei etwas ganz anderes, als wenn nur die Lieferwagen optisch wahrgenommen würden. Nestel hatte schon in der Vergangenheit immer wieder betont, er möchte die Fahne des Bäckerhandwerks im Bottwartal gegen billige ausländische Importe hochhalten. Er selbst werde sich trotz des Generationenwechsels nicht völlig aus dem Geschäft zurückziehen, sondern allmählich. „Mein Großvater hat mit 85 Jahren noch gearbeitet – aber immer nur vier Stunden täglich“, erzählt der umtriebige Bäckermeister.

Für Großbottwar freue er sich darüber, dass die Firma Nestel dort investieren wolle, sagt Ralf Zimmermann, Bürgermeister der Storchenstadt, auf Anfrage. „Es wäre für uns sicherlich ein Gewinn – das Areal hat ein unglaubliches Potenzial.“ Zugleich bedauert Zimmermann, dass die Firma Majer nicht weitergeführt werden könne. Mit der Bäckerei Nestel habe sich aber eine sinnvolle und gute Nachnutzung gefunden, zumal man ja schon mit der Ansiedlung der Wiesheu GmbH auf dem Laauser-Areal einen Backofenhersteller habe. Das Gewerbegebiet liege an der Landesstraße 1100 in zentraler Position, von daher würde es ganz gut passen. Ihm liege noch keine Bauvoranfrage, aber eine Ideenskizze vor. Städtebauliche Aspekte wie auch Straßenanbindung und Parkierung werde man im Gemeinderat zu gegebener Zeit klären.

Auf Oberstenfelder Seite findet es der Bürgermeister Markus Kleemann „sehr schade“, dass die Gemeinde dem Unternehmen keine geeigneten Flächen anbieten konnte. Er könne Werner Nestel nicht verübeln, wenn er in anderen Gemeinden Grundstücke kaufe, die er für eine Erweiterung braucht. „Das hätte nicht sein müssen, wenn das interkommunale Gewerbegebiet an der Autobahn 81 Ost genehmigt worden wäre“, betont Kleemann, der das Nein des Landratsamtes Ludwigsburg immer noch bedauert. „Es würde mich sehr freuen, wenn die Firma Nestel hier ansässig bleiben würde“, sagt der Bürgermeister zur offenen Frage des Unternehmenshauptsitzes.