Im Museum sind Besucher wieder auf Entdeckungsreise gegangen. Foto: avanti

Das Gronauer Heimatmuseum GroMusle wartet mit einer pfundigen Überraschung auf. In der neuen Ausstellung geht es um Gewichtiges, nämlich Waagen.

Oberstenfeld-Gronau - Um ein wahrhaft „gewichtiges“ Thema geht es in der neuen Sonderausstellung im GroMusle: Dort stehen seit Sonntag alte Waagen im Mittelpunkt. Und die engagierten Museumsmitarbeiterinnen haben manches ausgegraben, das zum Staunen, aber auch zum Wiedererkennen einlädt. In der Tat ist es erstaunlich, wie ideenreich die Menschen waren, wenn es um das Wiegen etwa von Lebensmitteln, Brennstoffen oder auch Personen ging.

Vieles davon haben die Mitarbeiterinnen noch im heimischen Fundus, denn alle sind begeisterte Sammlerinnen. „Sonst würden wir ja auch nicht hier arbeiten“, schmunzelte Renate Breuninger. Sie selber hat auch einiges beigetragen, das zum Teil noch von der Schwiegermutter stammt. Besonders stolz ist sie auf eine über 100 Jahre alte Waage aus schwerem Eisen. Die Besonderheit des einstigen Hochzeitsgeschenks: Wenn man sich darauf stellt, kann man das Gewicht in einem daran angebrachten Spiegel ablesen. Ob man da wohl weniger erschrocken ist als bei der heutigen direkten Gewichtsangabe? Doch Birgit Zettner, eine weitere fleißige Museumsfrau, meinte: „Früher ging’s wohl eher ums Zu- als ums Abnehmen.“

Wie auch immer: In der Küche des kleinen, schnuckeligen Museums dreht sich derzeit alles ums genaue Wiegen. Besonders ins Auge sticht eine der Waagen auf dem Küchentisch. Sie besteht im wesentlichen aus einem langen, rostigen Stab und einer ebensolchen Eisenkugel. „Das ist eine Laufgewichtswaage“, erklärte Renate Breuninger, „auch römische Waage genannt. Da lief das Gewicht hin und her.“ Ein Besucher erinnerte sich daran, so etwas in seiner Jugend gesehen zu haben: „Damit hat man immer die Getreidesäcke gewogen.“ Andere Laufgewichtswaagen sind deutlich kleiner. Oben tragen sie eine verchromte Waagschale, darunter kann man mit einem verschiebbaren Gewicht und einem Wiegebalken die Schwere des Wiegeguts ermitteln.

Von einem Holzstab an der Decke baumeln Balkenwaagen, aber auch verschiedene Federwaagen, an die das zu Wiegende gehängt wurde. „Die größeren wurden früher von Hebammen genutzt“, verriet Breuninger. Manche Mutter würde heute bei der Vorstellung, ihr Neugeborenes, wenn auch fest und sicher eingeschnürt, an eine Waage zu hängen, wohl Albträume bekommen, doch offenbar hat es funktioniert.

Um die Ausstellung nicht nur anschaulich, sondern auch informativ zu gestalten, hat Museumsmitarbeiterin Beatrix Hägele ausgiebig recherchiert. Und dabei herausgefunden, dass der erste Nachweis einer Waage aus einem ägyptischen Grab aus dem 5. Jahrtausend vor Christus stammt. Auch ein schwäbischer Pfarrer hat sich um die Waagen verdient gemacht, wie auf einem Informationsblatt am Küchenschrank zu lesen ist: 1763 hat Philipp Matthäus Hahn eine Neigungswaage mit direkter Gewichtsanzeige erfunden.

Um das Jahr, das unter dem Generalthema „Trocken Brot macht Wangen rot“ steht, stilvoll abzurunden, steht das Thema der nächsten Sonderschau ebenfalls schon fest: Es wird um die Weihnachtsbäckerei gehen. Und um die noch anschaulicher zu machen, hat der ehemalige Steinheimer Heimatpfleger Hans Dietl versprochen, Springerle zu backen.