Foto: Sandra Brock

Eine Gruppe hat sich mit einem Schäfer auf den Weg zum Schafwoll-Festival nach Gronau begeben. Der Ausflug entschleunigt von der zuweilen hektischen Alltagswelt.

Oberstenfeld-Gronau - So ein Schaf läuft ganz schön schnell. Wenn es läuft. Dann ist beim Menschen schon ein strammer Laufschritt angesagt. Aber das wissen Martina Fender und ihre Tochter Laura aus Oberstenfeld schon. Zum vierten Mal – also von Beginn an – sind die beiden bei der Schafswanderung von Stefan Körner dabei. Der Ilsfelder Schäfer hat sich auch dieses Jahr wieder mit seinen Tieren kurz vor dem Schafwollfestival an diesem Wochenende auf den Weg gemacht. In drei Etappen geht es heuer von Ilsfeld zum Festivalgelände in Gronau – mit 250 Schafen und zehn bis 20 interessierten Mitwanderern.

Ziel am Donnerstag ist das Wiesental hinter der Auen-steiner Tiefenbachhalle gewesen. Dort wurde das Nachtlager für die weißen und brauen Bergschafe aufgeschlagen, und auch Martina und Laura Fender haben die Nacht dort verbracht. Im Zelt. Das machen sie heuer zum ersten Mal und die Oberstenfelderinnen sind gespannt, ob das Blöken der Schafe auch in der Nacht zu hören ist. „Der Geräuschpegel der Tiere ist schon beeindruckend“, sagt Martina Fender. „Aber es ist irgendwie angenehm.“ Der eine oder andere der Laufgruppe hat sich das Blöken auch schon mit dem Handy aufgenommen und nutzt es künftig als Klingelton.

Mit den Schafen unterwegs zu sein, finden nicht nur die beiden Frauen schön. „Das ist schon etwas ganz spezielles“, sagt Martina Fender. Und auch Martina Vollmer aus Neuenstadt nutzt das Angebot mit ihrem siebenjährigen Sohn Michael gerne. „Kinder haben heute so wenig Möglichkeiten, mit Tieren Kontakt zu haben – außer man hat einen Hund“, findet sie. Und was dazukommt: Michael liebt Schafe. Bei der Wanderung ist der Junge mit Feuereifer dabei – zupft Zweige für das Mutterschaf und ihr Junges im Anhänger und er versucht sich auch darin, die Tiere auf der Wiese, auf der sie Rast machen, zusammenzuhalten. Dazu muss er in einem großen Bogen an den Schafen vorbei – und sich am Ende eingestehen, dass das die beiden Hütehunde Lill und Kate doch schon ein bisschen besser können.

Die Hunde und ihre Ausbildung, das ist nur eines von vielen Themen, die bei der Wanderung angesprochen werden. „Wir haben bei der Tour die Zeit, über alles Mögliche Auskunft zu geben“, sagt der Schäfer Stefan Körner, der von seinem Neffen Lukas begleitet wird. Und genau das ist ja der Sinn der Wanderung. „Dass die Leute mehr über die Schafe, die Schäfer, die Hütehunde und vieles mehr erfahren.“ Klar wird bei der Wanderung auf alle Fälle, dass viel Herzblut zum Job eines Schäfers gehört. Aber auch die Pflege der Tiere wird angesprochen und die Frage taucht auf, ob Körners Schafe alle einen Namen haben. „Nein“, sagt er lachend. Aber er kennt jedes einzelne. Und auch Ulrike Vollmer kann nach einem Tag Wanderung schon einzelne Tiere identifizieren: „Das kleine da vorne ist erst eine Woche alt“, sagt sie und zeigt auf ein Lämmchen. „Und die Mutter dazu ist das Schaf links.“

Im Pferch am Auensteiner Ortsrand ist dann auch das Mutterschaf mit dem ganz jungen Lämmchen wieder bei ihren Kollegen. Gemeinsam stürzen sich die 250 Schafe auf den Getreideauswuchs auf dem abgeernteten Feld. Und die Wanderer nehmen einen Schluck aus der Wasserflasche und packen ihr Vesper aus. Ein bisschen Stärkung können jetzt alle gebrauchen, denn wenn sie laufen, laufen Schafe ganz schön schnell . . .