Das Wäschewaschen ist mühsam gewesen. Foto: Frank Wittmer

Das Heimatmuseum GroMusle widmet seine neue Schau der Unterwäsche vergangener Zeiten.Das Aufknöpfen der oft harten Leinentextilien gestaltete sich schwierig, das Waschen war mühsame Handarbeit.

Oberstenfeld-Gronau - G

anz ohne falsche Scham zeigt das Gronauer Heimatmuseum GroMusle, was man früher drunter getragen hat. „Die Unterhose für Damen gab es früher nicht“, hat Beatrix Hägele bei ihren aufwendigen Recherchen festgestellt. Nur Prostituierte trugen einen Schlüpfer, ehrbare Damen durften keine Hosen tragen. Also gleicht das weit ausgeschnittene Tuch eher einem Hosenrock mit einem großen Loch in der Mitte. „Das hat man dann Stehbrunzer oder Freischeißer genannt“, erklärt Renate Breuninger.

Was man drunter anhatte, hat man nämlich selten ausgezogen. Auch am stillen Örtchen nicht. Der Ganzkörperstrampler für den Mann hatte vorn und hinten eine Klappe für die Geschäfte, die mitunter zu erledigen waren. Auch bei den Damen der besseren Gesellschaft setzten sich nach und nach die eher geschlossenen Varianten durch. „Deshalb gingen die Frauen immer zu zweit aufs Klo. Die eine sitzt, die andere knöpft auf und zu“, erläutert Beatrix Hägele ein Modell mit Klappe.

Gewaschen hat man die guten Stücke selten. Die Unterwäsche blieb Tag und Nacht am Leib. „Wäschewaschen war früher mühsame Handarbeit. Und ich habe selbst mit einem modernen Dampfbügeleisen größte Mühe gehabt, den edelknitternden Leinenstoff wieder glatt zu bekommen.“ Da hat’s dann auch mal edel gemüffelt.

Selbst zu Fortpflanzungszwecken musste man sich nicht unbedingt ausziehen, und wenn doch, konnte man das Aufknüpfen der diversen Gerätschaften als Vorspiel begreifen. Auch diesen Aspekt der zunehmend komplizierter werdenden Unterbekleidung spart die Ausstellung nicht aus. Steigt man ins obere Stockwerk, kommt man ins Schlafzimmer, wo über Mieder und das Ganzkörperkorsett informiert wird. Kaiserin Elisabeth soll eine Wespentaille von nur 42 Zentimetern gehabt haben, hat Beatrix Hägele herausgefunden. „Das war dann ,Atemlos‘ auf andere Weise.“

Wer nicht so wohlhabend war, musste den Hüftgürtel oder das Leibchen immer wieder flicken. Von den Mühen vergangener Zeiten zeugen auch die selbst gestrickten Monatsbinden, die passenderweise am stillen Örtchen ausgestellt sind.

Die Exponate wurden im Internet ersteigert oder in Tüten mitgebracht. „Es bringen uns immer wieder Besucher Wäschestücke vorbei, die sie im Schrank der Großmutter gefunden haben.“ Im passenden Ambiente feiert das GroMusle seinen siebten Geburtstag mit der neuen Ausstellung über Unterwäsche, dem um ein Wohnzimmer erweiterten 50er-Jahre Bereich und dem neu möblierten Museumscafé. Hier kann man aus wunderschönen Sammeltassen Kaffee schlürfen und den von den Museumsdamen selbst gebackenen Kuchen kosten.

Wie es mit der Unterwäsche weiterging, kann man im aus Gronau und Oberstenfeld stammenden Tante-Emma-Laden erkunden. In den 1950er Jahren wurde das atmungsaktive Leinen durch die Kunstfaser Perlon ersetzt, was den Tragekomfort nicht unbedingt gesteigert hat. Statt die Reize zu verhüllen, kamen mit dem neuen Material die Attribute spitz hervorstechend zur Geltung. „Das war die Zeit der Atombusen“, weiß Beatrix Hägele. Findig waren die Damen schon immer: „Wer’s nicht ausfüllen konnte, stopfte den BH mit Watte aus“, ergänzt Renate Breuninger.