Das Gästehaus Krone wird künftig Asylbewerbern zur Verfügung gestellt. Foto:  

Genau 25 verfolgte Menschen sollen im Gästehaus Krone Unterschlupf finden. Der Inhaber gibt damit gleichzeitig den regulären Hotelbetrieb auf.

Oberstenfeld-Gronau - Die Nachricht kam von amtlicher Seite und sorgte für ein gewisses Erstaunen im Oberstenfelder Gemeinderat. Der Bürgermeister Reinhard Rosner informierte am Ende der öffentlichen Sitzung, dass das Gästehaus Krone in Gronau künftig als Unterkunft für 25 Asylbewerber genutzt werde. Der Inhaber gebe damit den Hotelbetrieb auf und vermiete das Gebäude an das Landratsamt Ludwigsburg, das den Wohnraum brauche.

Hintergrund seien extrem steigende Zahlen der Asylbewerber, erklärte Rosner. Es seien bereits Container aufgestellt worden und Feldbetten in Turnhallen. Die Menschen stammten vor allem aus Syrien, aber auch aus ehemaligen russischen Republiken sowie aus Afghanistan und Pakistan. Die jetzt angemieteten Privatunterkünfte seien insbesondere für Familien vorgesehen, teilte der Oberstenfelder Rathauschef mit. Deren Zuweisung werde unmittelbar erfolgen. Bis zum Abschluss des Asylbewerberverfahrens sei das Landratsamt Ludwigsburg für die Unterbringung zuständig, danach die Städte und Gemeinden. Rosner sieht damit die Welle auch auf die Kommunen zukommen. Auf Nachfrage des Freien-Wähler-Rates Karl-Heinz Helber bestätigte der Bürgermeister, dass Kontingent-Flüchtlinge sofort eine Arbeitserlaubnis erhielten. Wie Reinhard Rosner am Freitag im Gespräch mit unserer Zeitung erklärte, würden unter den hunderttausenden Flüchtlingen aus Syrien in libanesischen Lagern 5000 ausgewählt, die als Kontingent nach Deutschland einreisen können. Ein Teil von ihnen würde dann in Baden-Württemberg und im Landkreis Ludwigsburg eine Bleibe finden.

Der Hotelinhaber Timor Feigion bestätigte auf Nachfrage unserer Zeitung den Schritt. Der 59-Jährige begründete ihn damit, dass er so eine über Jahre gesicherte 100-prozentige Belegung habe. Zwar sei sein Hotel in den vergangenen Jahren ausgelastet gewesen, doch sei er in einem Alter, in dem er eine Absicherung seiner Existenz anstreben müsse. „Außerdem möchte ich auch etwas Gutes tun“, sagt Timor Feigion, der davon ausgeht, dass die Asylbewerber nicht ohne Grund in eine solche Lage geraten seien.

Für das Landratsamt ist die Anmietung von Hotels – zu verminderten Preisen – keine ungewöhnliche Maßnahme, um den Asylbewerbern ein Dach über dem Kopf zu besorgen. „Wir sind über jede Unterkunft dankbar“, sagt Pressesprecherin Annegret Kornmann. Der Landkreis nehme derzeit 109 Asylbewerber pro Monat auf. Bis zum Jahresende werde der Kreis 680 Personen auf diese Weise in Unterkünfte weitergeleitet haben.