Die Ausstellung zeigt viele Gerätschaften aus vergangenen Tagen. Foto: avanti

Die neue Ausstellung „Sauerkraut und Metzelsupp“ im GroMusle widmet sich der Hausschlachtung.

Oberstenfeld-Gronau - Auch für zart besaitete Gemüter ist die neue Ausstellung „Sauerkraut und Metzelsupp“ geeignet. Schon im Hof des Gronauer Rathauses empfängt Puppe Erwin als Metzger verkleidet die Gäste. Die Schweinehälften sind nur aus Holz, auch das Borstentier im Stall ist lediglich ein Pappkamerad. Echt ist hingegen der Kessel, in dem früher sicher Würste eingekocht wurden. „Das gibt dann die schmackhafte Metzelsupp“, weiß Beatrix Hägele vom GroMusle-Team.

Birgit Gerber aus Abstatt, die sich am Sonntag zur Ausstellungeröffnung nach Gronau aufgemacht hat, kann sich gut erinnern, „wie wir als Kinder die Metzelsuppe ausgetragen haben. Das kam in die Milchkanne und jeder hat was abbekommen.“

Dem Pfarrer, Bürgermeister und – wenn er Glück gehabt hat – auch dem Lehrer hat man die begehrte Suppe zuerst vorbeigebracht, aber auch die Armen haben was von der kräftigenden Brühe abbekommen. Bis in die 1970er Jahre war das Metzeln zu Hause noch üblich, dann wurde alles in die Schlachthöfe verlegt.

Allzu sehr in die Details will man im Gronauer Heimatmuseum nicht gehen, ein Bolzenschussgerät, eine Knochensäge und einige Fleischhaken sind in der Küche etwas abseits in der Ecke zu sehen. „Auf scharfe Messer oder Metzgersbeile haben wir schon aus Sicherheitsgründen verzichtet“, erklärt Beatrix Hägele.

Eine Schneidemaschine für Wurst oder eine Presse zum Abfüllen des Bräts in die Pelle aus Naturdarm hat man von Metzgereien aus der Umgebung zur Verfügung gestellt bekommen. Den Geschmack machen Gewürze wie Majoran und Muskat, aber auch die eher aus dem Weihnachtsgebäck bekannten Piment und Kardamom.

An den zur Eröffnung verteilten Schmalzbroten scheiden sich die Geister: Die einen sind begeistert, die anderen finden schon den Geruch abstoßend. In früheren Zeiten war die Schmalzgewinnung wichtig, allein schon um das Fleisch zu konservieren. Besonders fein ist das Flomenschmalz aus dem Fett, das die Eingeweide umgibt. „Man muss den Speck fein schneiden und bei geringer Hitze auslassen“, hat sich Beatrix Hägele schlaugemacht. Bei einem Schmelzpunkt von 26 bis 40 Grad zerstört zu viel Hitze die wertvollen ungesättigten Fettsäuren, die im Schmalz stecken. Mit Äpfeln und Zwiebeln ergibt das einen schmackhaften Aufstrich.

Auf die Idee zur Ausstellung habe sie eine Besucherin aus Ilsfeld gebracht, erzählt Beatrix Hägele. „Die Großmutter war mit dem Sauerkrauthobel unterwegs und hat für zwei Reichsmark am Tag das Kraut eingehobelt. Die Hobel sind schwer und reichlich scharf, das war also eine recht harte Arbeit.“ Viele der 88 Besucher am Sonntag haben als Kind Kraut gestampft oder waren bei der Hausschlachtung dabei.

Der Strunk wird mit dem Storzmesser entfernt, wie es im Treppenhaus des GroMusle zu sehen ist. „Mit reichlich Salz musste der Weißkohl in den Steinguttöpfen eingestampft werden“, erklärt Beatrix Hägele. Während der Gärung über drei bis sechs Wochen, je nach Temperatur, musste Salzlake nachgefüllt werden. „Das Kraut durfte nie austrocknen, damit es nicht schimmelt.“ Früher war das tägliche Essen also das Ergebnis vieler Mühen. Davon weiß die Ausstellung im GroMusle, die am 6. November das nächste Mal zu sehen ist, viele Geschichten zu erzählen.