Am Ende einer Mammutsitzung hat die Hauptversammlung des TSV Gronau der Erweiterung der SG Bottwartal zugestimmt. Foto: avanti

Die Entscheidung pro SG Schozach-Bottwartal fällt aber erst nach Mitternacht.

Oberstenfeld-Gronau - Es war bereits sieben Minuten nach Mitternacht, als Harald Rapp, der erste Vorstand des TSV Gronau, das Abstimmungsergebnis verkündete: Mit 76:53 Stimmen hat die Mitgliederversammlung des Hauptvereins der von der Handballabteilung beantragten Erweiterung der bisherigen SG Bottwartal zur künftigen SG Schozach-Bottwartal zugestimmt. Damit wird also auch der TSV Gronau mit im Boot sein, wenn der Vertrag für die neue SG – faktisch ein Zusammenschluss von SG Bottwartal und SG Abstatt/Untergruppenbach/Schozach – heute Abend im Foyer der Beilsteiner Langhanshalle unterzeichnet wird.

Vorausgegangen war dieser Entscheidung eine viereinhalbstündige Marathonsitzung. Zur Jahreshauptversammlung des TSV Gronau waren am Freitagabend rund 140 der insgesamt 1078 Mitglieder erschienen – eine rekordverdächtige Zahl. Doch es wurde 22.30 Uhr, ehe Tagesordnungspunkt fünf, der Grund für diese Resonanz, überhaupt aufgerufen wurde. Zunächst standen die Berichte sowie Entlastung und einige Neuwahlen auf dem Programm.

Zu fortgeschrittener Stunde kam es dann endlich zu dem Punkt, der alle am meisten interessierte: Dürfen die Handballer in die neue, erweiterte Spielgemeinschaft mit einsteigen? Abteilungsleiter Bernd Feirabend warb intensiv für die „neue SG“, es gebe für die kommende Saison keine Alternative. „Die Erweiterung ist notwendig, da wir sonst in einigen Jahren nicht mehr alle Altersklassen mit Mannschaften besetzen können. Der SG AbsUbaScho geht es ähnlich. Daher haben wir diese Erweiterung beschlossen.“ Die Tür für eine Erweiterung ins Bottwartal sei mit der Gründung der Jugendspielgemeinschaft HABO im Frühjahr 2014 endgültig geschlossen gewesen.

In der rund einstündigen Diskussion wurde deutlich, dass vor allem die Finanzen den Mitgliedern der anderen Abteilungen Sorgen bereiteten. Viele unterschiedliche Zahlen waren in den Wochen zuvor in Umlauf. Letztlich stellten Feirabend und auch Rapp aber klar: Gegenüber der bisherigen SG werde sich das finanzielle Risiko für den Hauptverein nicht erhöhen. Vielmehr sinke die Einlage gar von 7500 auf 5000 Euro. Zudem drehten sich viele Redebeiträge und Fragen um die Nutzung der Gronauer Halle sowie die Nutzungsgebühren. Auch hier konnte Feirabend plausibel darlegen, dass die Kosten für die Halle gleich bleiben werden. „Natürlich kann man über die Verteilung der Zeiten diskutieren. Ich bin absolut offen dafür, dass wir dies gemeinsam neu ausarbeiten“, erklärte der Handball-Abteilungsleiter.

Fragen nach dem Etat der ersten Männermannschaft zeigten aber auch, dass es vielen weniger um das finanzielle Risiko des Hauptvereins ging, welches ja von den Kosten für diese Mannschaft unberührt bleibt. Vielmehr handelte es sich hier wohl um den klassischen Konflikt zwischen Breiten- und Leistungssport. Harald Rapp brachte am Ende einer emotionalen, aber nicht übermäßig hitzigen Diskussion sein Hauptanliegen – und wohl auch das vieler anderer Mitglieder – auf den Punkt: „Ich möchte verhindern, dass der Verein auseinanderfliegt.“ Der abschließende Appell vom Ehrenvorsitzenden und langjährigen Leiter der Theaterabteilung, Erich Scheer, könnte letztlich sogar entscheidend gewesen sein: „Das finanzielle Risiko wird für den TSV nicht größer. Die Handballer haben sich mit großer Mehrheit für dieSG-Erweiterung ausgesprochen. Also akzeptiert bitte diesen Wunsch!“

Die Mehrheit der Anwesenden folgte diesen Worten, Harald Rapp sagte abschließend, dass man die Chance genutzt habe, Argumente auszutauschen, und war froh, „dass sich niemand angeschrien hat“. Der TSV-Vorsitzende zeigte sich „erleichtert über diese Entscheidung. Denn bei aller Kritik, die man am SG-Kurs haben mag – alles andere wäre sportlich die schlechtere Lösung gewesen. Die HABO wäre zu teuer und nur auf die Jugend beschränkt.“ Bernd Feirabend fiel „ein Riesenstein vom Herzen. Ich bin überzeugt, dass das die richtige Entscheidung war. Es sind aber auch die kritischen Stimmen bei mir angekommen.“ Er wolle jetzt nach vorne schauen: „Ich weiß nicht genau, was für viele im TSV eigentlich das Problem ist. Aber ich werde mit allen gemeinsam daran arbeiten, diese Probleme ausräumen können. Es gilt jetzt, aus diesem Ergebnis etwas zu machen.“