Unklar bleibt, ob ein Gewerbegebiet Foto: Archiv (Kuhnle)

Der Gemeinderat befürwortet die Pläne Großbottwars, Betrieben eine Chance zur Ansiedlung zu geben.

Oberstenfeld - Als „zwingend erforderlich“ sieht die Gemeinde Oberstenfeld ein gemeinsames Gewerbegebiet mit Großbottwar an der Autobahn 81 im Gebiet „Östlich A 81“ an. Einen entsprechenden Beschluss hat der Oberstenfelder Gemeinderat am Donnerstag gefasst. Die Räte sollten zum Flächennutzungsplan von Großbottwar Stellung nehmen.

Immer wieder hatten die Oberstenfelder Räte in den vergangenen Jahren auf die Nöte im eigenen Gebiet hingewiesen. Die Kommune hat kaum noch eigene Gewerbeflächen. Nur ein interkommunales Gebiet mit Großbottwar könne es Firmen aus Oberstenfeld ermöglichen, sich zumindest in Ortsnähe zu erweitern. Nachdem 15 Jahre lang ein Standort gesucht wurde, sei der jetzt von Großbottwar favorisierte derjenige, der weiterverfolgt werden solle, teilte die Oberstenfelder Verwaltung den Räten in der Sitzungsvorlage mit.

Zuletzt hatte eine Mehrheit im Planungsausschuss des Verband Region Stuttgart (VRS) sich dafür ausgesprochen, den Grünzug an dem etwa neun Hektar großen Areal fallen zu lassen. Darauf hatte der Ludwigsburger Landrats Rainer Haas erklärt, er werde am Landschaftsschutzgebiet in der Nähe der Autobahn auf jeden Fall festhalten (wir berichteten). Die Stadt Großbottwar schlägt in ihrer Machbarkeitsstudie eine Tauschregelung vor.

Ganz einhellig erging das jüngste Ja aus Oberstenfeld freilich nicht. Das „Einfallstor zum Bottwartal“ sei eine „sehr sensible Landschaft“, sagte Hanns-Otto Oechsle von der SPD. Man dürfe nicht Touristen den Blick verbauen „mit Hallen, in denen nur fünf Leute schaffen gehen“. Wenn Bürger wegen Landschaftszerstörung wegzögen, verlören die Kommunen Einkommensteuer, pflichtete SPD-Fraktionskollege Werner Lämmle bei, der von 2,9 Millionen Euro Investitionskosten ausgeht. „Das Geld kommt so schnell nicht zurück.“ Auch stehe ein solches Gebiet im Widerspruch zur Weinvermarktung.

Dies alles sei nicht so wichtig, wie Familien erreichbare Arbeitsplätze anzubieten, meinte dagegen Monika Bächle von der CDU. „Wir müssen eine Balance herstellen“, sagte sie. Die neun Hektar für beide Kommunen seien „nicht übermäßig groß“. Die Gemeinde könne froh sein, dass Großbottwar für sie Flächen mitschaffen wolle.

An Pendelfahrten zu entfernten Arbeitsplätzen erinnerte Andreas Fender von den Freien Wählern. Und Gert Friedrich von der CDU hält das Verschandeln mit Discountern in Ortsnähe für die Folge dessen, dass die Kommunen es nicht schafften, ein Industriegebiet „da oben“ zu entwickeln. Friedrichs Fraktionskollege Wolfgang Streufert warnte davor, an der Gebührenschraube drehen zu müssen, wenn die Gemeinde Aufgaben zu bezahlen habe. „Dann laufen uns die Betriebe weg – und die Familien auch.“ Das Gewerbegebiet werde finanziert wie ein Wohngebiet.

Der SPD-Fraktionschef Günter Perlinger stimmte für den Flächennutzungsplan. Oberstenfeld habe keine eigenen Areale, eine interkommunale Lösung sei nötig. „Wir sind verpflichtet, Gewerbetreibenden Platz anzubieten.“ Autofahrer blickten erst aufs Bottwartal, wenn sie ein Stück von der Autobahn aus hineinführen.

Bei der Abstimmung votierten die SPD-Räte Hanns-Otto Oechsle, Werner Lämmle und Rolf Lutz sowie FW-Rätin Inge Zimmermann gegen den Beschlussvorschlag.