Trauerfeiern am Freitagnachmittag werden beliebter. Foto: Archiv (Oliver von Schaewen)

Auf dem Oberstenfelder Friedhof sind Beerdigungen am Freitagnachmittag die Ausnahme. In anderen Orten sind Trauerfeiern zu diesem Zeitpunkt ohne Weiteres möglich.

Oberstenfeld - Eine Anfrage des Notarztes Dr. Manfred Frenzel hat im Oberstenfelder Gemeinderat für Erstaunen gesorgt. „Kann man sich am Freitagnachmittag in Oberstenfeld beerdigen lassen?“, wollte der Mediziner wissen. Er habe von Patienten erfahren, dass dies ein Problem sei, erklärt Frenzel später unserer Zeitung. Wenn Angehörige etwa aus Norddeutschland anreisen müssten, wäre der Freitag viel günstiger. „Für eine Beerdigung am Mittwoch muss man sich unter Umständen drei Tage freinehmen.“

Von großen Problemen mit dem Oberstenfelder Friedhofsamt berichtet ein Bestatter, der namentlich nicht genannt werden will. „Kämmerei und Friedhofsamt sind uneins – die Mitarbeiter des Friedhofamtes pochen darauf, dass sie um 12 Uhr Feierabend haben, das ist wohl auch gesetzlich fixiert.“ Dabei würde er auch ohne den bei Beerdigungen anwesenden Gemeindevertreter auskommen. „Die Schlüssel sind doch verteilt – nur die wollen dann auch nicht, dass wir auf dem Friedhof die Hoheitsrechte ausüben.“ Der Bestatter sieht darin ein „Machtgehabe“. Zudem würden unnötige Personalkosten produziert.

Der Oberstenfelder Bürgermeister Markus Kleemann widerspricht dieser Sicht. „Natürlich ist der Freitagnachmittag in den Augen der Mitarbeiter keine Traumarbeitszeit, aber wir machen es möglich.“ Der Freitagnachmittag stelle eine Ausnahme dar, bestätigt der Rathauschef am Tag nach der Sitzung im Gespräch. „Aus Kostengründen halten wir die Bestattungen gerne freitags bis 11 Uhr oder an anderen Tagen ab.“ Kleemann hält es für unabdingbar, dass ein Mitarbeiter der Verwaltung bei den Beerdigungen dabei ist. „Das hat der Gemeinderat vor etwa drei Jahren bewusst so entschieden – es hatte vorher nämlich nicht geklappt.“

Ein anderer Bestatter aus dem Raum Marbach und Bottwartal bestätigt, dass sich die Situation auf dem Oberstenfelder Friedhof verbessert habe, seitdem die Gemeinde einen Mitarbeiter dafür eingestellt habe. „Nur sind die Mitarbeiter im Friedhofsamt nicht sonderlich flexibel.“ Manche Bürger äußerten den Wunsch, ihre Trauerfeier am Freitagnachmittag zu machen, dann gehe es auch meistens – „doch von uns aus bieten wir den Nachmittag nicht an“. Der Bestatter regt an, die Gemeinde könne doch dem Mitarbeiter an einem anderen Tag die Überstunden abbauen lassen. „Das klappt in anderen Kommunen doch auch.“

In Marbach ist die Nachfrage nach dem Freitag als Bestattungstag hoch, berichtet Mathias Marmein von der Stadtverwaltung. „Es ist für uns der klassische Tag.“ Zwar seien die Termine in der Regel vormittags, doch auch am Nachmittag ermögliche man die Trauerfeiern. Der Wandel von der Erd- zur Urnenbestattung öffne zeitlich größere Spielräume, eine Beerdigung zu terminieren.

Die Erdmannhäuser Verwaltung lässt dem Bestatter freie Hand. „Er schließt im Anschluss auch das Grab“, weiß die Bürgermeisterin Birgit Hannemann. Der Freitag sei nicht unbedingt der Spitzentag, doch gebe es einen „leichten Trend“ zum Wochenende.

Offen für die Wünsche der Bürger sei man in Benningen, berichtet Schultes Klaus Warthon. „Es ist wie bei Hochzeiten am Samstag – Sie müssen dann halt jemanden da haben.“ Wenig zu tun mit den Trauerfeiern haben die Verwaltungen von Murr und Großbottwar. Dort begleiten private Friedhofunternehmen die Akte, berichtet etwa der Großbottwarer Bürgermeister Ralf Zimmermann. „Freitag ist ein Tag, der stark nachgefragt ist“, erzählt Kollege Torsten Bartzsch für Murr.