Der Freiberger Stadtteil Heutingsheim bekommt Gerechtigkeitsholz bis ans Ende aller Tage geliefert. Das ist in einem Vertrag aus dem Jahr 1804 geregelt.
Oberstenfeld/Freiberg - Was hält heute noch „auf ewig“? Kühlschränke oder Waschmaschinen bestimmt nicht. Denn die gehen, wenn’s dumm kommt, schon nach Ablauf der Garantiezeit kaputt. Ehen sollten zumindest lebenslänglich halten, aber auch auf diesen Sektor gibt es leider keine Sicherheit. Als ob die Heutingsheimer ihrer Zeit voraus gewesen und die heutige Kurzlebigkeit vorausgeahnt hätten, schlossen sie im Jahr 1804 mit dem Kurfürst Friedrich II. von Württemberg einen klugen Deal, der bis ans Ende aller Tage gültig ist – und deshalb auch jährlich das so genannte Gerechtigkeitsholz abwirft.
Das Holz wird jedes Jahr aus dem Löwensteiner Staatswald angeliefert. „Da kommt auch immer eine Kommission, die auf die Qualität des Buchenholzes achtet“, weiß der Prevorster Alexander Wolf, der es mit seinen Mitarbeitern in diesem Jahr geerntet hat. Rund 50 Klafter Holz werden dann stets um Pfingsten nach Heutingsheim geliefert, wo es von den Berechtigten abgeholt oder von einem Freiberger Holzhändler verkauft wird.
Der Freiberger Kämmerer Stefan Kegreiß überwacht für die Stadt den Ablauf der Holzverteilung. „Manche Hauskäufer wundern sich, dass ihnen das zusteht“, berichtet er. Die Heutingsheimer hatten 1792 den Kommunalwald an den Kurfürst verkauft. Sträuben konnten sie sich nicht, denn die Durchlaucht wollte auf dem Areal des heutigen Wilhelmshofes unbedingt ein Gestüt errichten. Tat er auch, nur standen danach 25 württembergische Untertanen – der Ort war damals geteilt – auf Dauer ohne Brennholz da. So wurde nachverhandelt.
Das Ergebnis dürfte diejenigen, die ihr Häusle auf Heutingsheimer Gemarkung an der richtigen Stelle stehen haben, zufrieden stellen. Denn auch wenn ihr Kühlschrank mal schlapp machen sollte oder die Beziehung kriselt, können sie sich immer noch auf die jährliche Holzlieferung freuen, die bis ans Ende aller Tage anhält.