Zum Glück ist das grausliche Schauspiel nur Fiktion. Die Männer um Kommandant Jürgen Foto: Feuerwehr

Auf der Burg Lichtenberg ist ein Film gedreht worden – zu einem grausigen Thema.

Oberstenfeld - Die Hinrichtung von Frauen, die als Hexen galten, ist ein grausliches Kapitel der Menschheitsgeschichte. Das sieht auch Dietrich Freiherr von und zu Weiler so. Gerade deshalb fiel es ihm leicht, die Dreherlaubnis für den Film „Hexenwahn“ des Regisseurs Michael May zu geben. Eine Woche lang war das Filmteam in der Burg zu Gast, vor allem wegen der authentischen mittelalterlichen Kulisse. „Wir haben alles vorher genau besprochen“, erklärt der Burgherr, der gelegentlich schon mal jungen Teams der Filmakademie Ludwigsburg eine Chance gegeben hatte, aber dabei auch schon so manche Enttäuschung erlitt, weil die Teams nicht immer alles so hinterließen, wie sie sollten.

Das Fazit fällt diesmal jedoch positiv aus. „Es war eine sehr angenehme Zusammenarbeit“, findet der Baron, der das Geschehen an den vier Drehtagen aufmerksam verfolgte, zumal ihn das Thema interessierte. „Meine Frau hat gleich den Hexenhammer in der örtlichen Buchhandlung bestellt, und wir haben ihn gelesen“, erzählt der Literaturliebhaber. Allerdings ist das Buch aus dem Jahr 1486, das in dem Dokumentarstreifen Mays verfilmt wird, harte Kost, da es aus Fragmenten bestehe, berichtet von Weiler.

Der Autor Heinrich Kramer glaubte damals, die Bevölkerung vor Hexen schützen zu müssen, und verfolgte sein Ziel mit einem missionarischen Eifer. Nicht zuletzt die Verbreitung seiner Schrift führte dazu, dass der Aberglaube zu den dann juristisch betriebenen Hexenverfolgungen führte. „Es gab noch keine Trennung von Kirche und Staat – das hat die Hexenprozesse begünstigt“, weiß Baron von Weiler, der in diesem Schema auch Parallelen zu muslimischen Staaten erkennt. In der Realität seien wohl keine Hexen im Bottwartal verbrannt worden. „Ich vermute, es hängt mit der Reformation zusammen“, sagt von Weiler, der denkt, dass der zunehmende Widerwille der Bevölkerung gegen diese Praxis mit zur Aufklärung geführt habe.

Beim Anblick der Flammen während der Dreharbeiten ist dem Hausherr aber nicht Angst und Bange geworden. „Ich hatte diese Szene weit genug verbannt“, schmunzelt von Weiler. Im Burggraben und nicht etwa im Hof der Gemäuer, die seit 1482 der Familien gehören, fand an einem Samstagabend der Dreh statt. „Es wäre undenkbar gewesen, das Feuer im Hof zu legen – es ist unsere größte Angst, dass hier bei uns einmal ein Brand ausbricht“, erklärt der Baron. Selbst im Burggraben müsse man aufpassen. Dort hängen überall Efeuranken herunter.

Als aufmerksamer Wächter über das Geschehen fungierte die Freiwillige Feuerwehr von Oberstenfeld. Deren Kommandant Jürgen Beck hatte keine Probleme, Männer für diese Aufgabe zu finden. „Das fanden alle interessant, und es hat uns auch Spaß gemacht.“ Dabei mussten die eingeteilten sieben Floriansjünger lange bleiben. Die Dreharbeiten dauerten laut Beck von 18.30 Uhr bis 2 Uhr morgens. „Viele Szenen mussten mehrmals gedreht werden.“ Groß eingreifen brauchten die Oberstenfelder Feuerwehrleute nicht. „Das Filmteam hatte professionelle Feuerwerker mit dabei“, sagt Beck. Die Flammen aus dem angezündeten aufgeschichteten Reisig schlugen etwa fünf Meter hoch.

Das Filmteam um Michael May hatte zunächst in Ravensburg Ausschau nach einem geeigneten Gelände gehalten. Doch fehlte es offenbar an Abgeschiedenheit. Genau die fand der Regisseur im Hof der Burg Lichtenberg, wo die Uhren still zu stehen scheinen und keine modernen Fassaden den Eindruck der Zeitreise stören können. Der fertiggestellte Film soll im Juni im SWR-Fernsehen ausgestrahlt werden.