Der Bürgermeister Markus Kleemann übergibt ein Gastgeschenk. Foto: Gemeinde Oberstenfeld

Die Reise einer Delegation nach Kalabrien hat die Partnerschaft mit Verbicaro gefestigt. Und der Bürgermeister musste mehrfach das Tanzbein schwingen.

Oberstenfeld - Der Funke ist mal wieder übergesprungen. Oberstenfelder und Verbicaresi sind sich am Wochenende in der kleinen Stadt an der Küste begegnet – und haben ihre Freundschaft, die seit 2005 offiziell besteht, ausgiebig gefeiert.

Ganz beeindruckt von der Herzlichkeit der Gastgeber ist der Bürgermeister Markus Kleemann ins Bottwartal zurückgekehrt. So viel wie noch nie musste er das Tanzbein schwingen. „Ich bin immer wieder aufgefordert worden“, erzählt er – das rasche Erlernen der Volkstänze lief im Stile „learning by doing“, und so habe er sich dabei wohl gefühlt. „Das Tanzen hat dazu beigetragen, dass alles locker und harmonisch lief.“ Da in Kalabrien spät gegessen werde, bleibe man dort automatisch länger auf. Sowohl beim Abendessen des Musikvereins Come Vaganti als auch am Samstagabend nach dem offiziellen Empfang auf der Piazza sei es nach Mitternacht geworden. „Unsere Gastgeber haben uns ein sehr buntes Programm mit einem Umzug, Tanzgruppen und Kindervorführungen geboten“, schwärmt der Bürgermeister. Bestimmt 400 Menschen hätten dem Umzug beigewohnt.

Schön waren die Tage aber auch, weil die Gruppe aus Oberstenfeld in sich harmonisch war. „Ich bin ja auch erst elf Monate im Amt und hatte Gelegenheit, mich mit Teilnehmern persönlich zu unterhalten“, erzählt das Ortsoberhaupt, das zum ersten Mal in Italien bei seinem Amtsbruder Francesco Silvestri zu Besuch war.

Interessiert haben die Gäste aus Oberstenfeld zur Kenntnis genommen, dass das Thema Europa für die italienischen Partner nicht nur als „Nice to have“, also eine Art nettes Nebenbei, angesehen wird, sondern dass bei den Gesprächspartnern auf der politischen Ebene auch Erwartungen an Europa zum Ausdruck kamen. „Das wird extrem ernst genommen“, weiß Markus Kleemann, der bei mehreren Empfängen, wie etwa am Sonntag im Museum des Naturparks in Rotonda, Ansprachen halten musste. Politische Prominenz aus der Region und Abgeordnete waren vertreten. „Wir haben uns Gedanken gemacht, was wir konkret tun können, um etwa für junge Leute auf dem Arbeitsmarkt Brücken zu bauen“, berichtet der Rathauschef. Kontakte zu Unternehmen könnten helfen, leere Ausbildungsplätze in Deutschland zu besetzen – andererseits könnten dabei junge Leute aus Italien positive Erfahrungen bei den Partnern in Deutschland machen. „Wir haben Kindergärten und ein Freibad. Dort werden immer wieder Kräfte gesucht“, erzählt Kleemann von ersten Ideen.

Ansonsten habe der Besuch ihm gezeigt, dass der Austausch in den elf Jahren durchaus schon viel an Beziehung hat entstehen lassen. Vielleicht auch, weil die Sprachbarriere hoch sei, da man in Kalabrien nicht viel Deutsch oder Englisch spreche, habe er die Gastfreundschaft der Italiener als überwältigend erlebt. Interessant sei für ihn gewesen, dass der Bürgermeister schon nach fünf Jahren neu gewählt werde – und zwar von einer Mehrheit im Gemeinderat und nicht direkt, wie in Deutschland. „Der Bürgermeister kann sich dort immer auf seine Mehrheit stützen – in Baden-Württemberg wird ja der Bürgermeister direkt für acht Jahre gewählt: Dadurch können Mehrheiten mal eher wechseln und es wird themenbezogener diskutiert.“