Über die Zukunft der Gronauer Schule sind sich Eltern und Gemeinderäte nach wie vor uneins. Foto: Werner Kuhnle

Nach dem Nein des Gemeinderats zum Weiterbetrieb der Gronauer Schule herrscht Frust.

Oberstenfeld - Der Stachel sitzt tief bei den Eltern, die sich für den Erhalt der Grundschulaußenstelle in Gronau eingesetzt haben. Timo Gräther, einer der Elternsprecher, ist enttäuscht von der jüngsten Diskussion im Oberstenfelder Gemeinderat. „Die Sitzung machte auf mich einen fast einstudierten Eindruck.“ Die Eltern seien durch den Vorwurf, sie hätten ihre Kinder für den Kampf um die Schule missbraucht, ebenso in eine Ecke gestellt worden wie mit dem Vorwurf, sie hätten als Eltern „böse Leserbriefe“ geschrieben. Die Eltern hätten jedoch stets einen sachlichen Ton gepflegt. Und in puncto „Kindesmissbrauch“ fragt Gräther zurück: „Traut man Viertklässlern nicht zu, sich mit solchen Themen auseinanderzusetzen?“

In der Ratssitzung hätten Bürgervertreter die Eltern so dargestellt, als ob es ihnen nur um ihre Eigeninteressen ginge und ihnen vorgehalten, sie handelten nicht im Sinne der Gesamtgemeinde. Das könne er so nicht stehen lassen, betont Timo Gräther: „Wir hatten den ganzen Ort im Blick – denn wenn die Teilorte ausbluten, dann schadet das auch der Gesamtgemeinde.“ Den pädagogischen Vorteilen, die die Räte der Mutterschule aufgrund ihrer Raumsituation zusprechen, halten die Eltern nach wie vor entgegen, dass die besondere Beziehung von Schülern, Lehrern und Eltern in einer Dorfschule deren Erhalt rechtfertige. Das Gremium habe 15 Jahre nichts in das Gebäude gesteckt – deshalb sei es jetzt unfair, den Sanierungsbedarf als K.o.-Kriterium zu nennen. Gräther hätte sich zudem gewünscht, dass einige Zahlen der Eltern in der Ratssitzung genauer dargestellt worden wären: „Die 25 000 Euro, die als Personalkosten für Hausmeister und Bauhof übrig bleiben, sind kaum vorstellbar.“

Ob er noch Hoffnung habe, dass die Räte bis zur Entscheidung am 18. Februar umschwenken? Timo Gräther hält das für nahezu unmöglich. Für einen Neuanfang ist es aus Sicht des Elternsprechers noch zu früh: „Das war, als ob ein Panzer durch den Garten meines Vertrauens gedonnert ist“, sagt er. Dennoch wollten die Eltern ihren Kindern einen guten Übergang zur Lichtenbergschule ermöglichen. Deshalb halte er es für eine gute Idee, die Kinder mit der Schule vertraut zu machen.

Die Fraktionsvorsitzenden von Freien Wählern, CDU und SPD haben Verständnis für die Enttäuschung der Eltern: „Wenn am Ende eines demokratischen Prozesses eine Entscheidung gegen eine von zwei Institutionen getroffen wird, macht eine ein langes Gesicht“, sagt Wolfgang Streufert (CDU). Es sei aber nicht so gewesen, dass man die Vorschläge der Eltern nicht geprüft habe. Im Gegenteil: „Unsere Kämmerin hat nächtelang hin- und hergerechnet, und wir haben in vielen Sitzungen die Zahlen genau betrachtet.“ Wie ein Gemeinderat mit seinem Diskussionspartner umgeht, müsse jeder mit sich selbst ausmachen. Es sei aber nicht gut, mit Unterstellungen zu arbeiten.

Der jüngst in einem Leserbrief gemachte Vorwurf, man habe Leserbriefschreiber aus dem Gespräch von Räten mit den Eltern am Montag vor der öffentlichen Ratssitzung ausschließen wollen, treffe so nicht zu, erklärt Michael Meder (Freie Wähler). Er habe für die Fraktionsvorsitzenden mit Timo Gräther den Termin vereinbart und lediglich darauf hinweisen wollen, dass den Räten ein konstruktives Gesprächsklima wichtig sei und dann wohl den Satz fallen lassen „Vorsicht vor Leserbriefschreibern“. Die Atmosphäre sei an dem Abend trotz gegenteiliger Meinung sachlich und weiterführend gewesen.

Ihm sei in keinem Moment die Idee gekommen, Leserbriefschreiber auszugrenzen, beteuert der SPD-Fraktionschef Günter Perlinger. Auch er bescheinigt den Eltern eine „vernünftige und ordentliche“ Diskussionskultur. Allerdings habe er alle Argumente geprüft und keine besseren Alternativen gefunden.

Den Blick nach vorne richten will der Bürgermeister Markus Kleemann. Zu möglicherweise als Misstönen eingestuften Äußerungen meint er: „Die Eltern sind keine homogene Gruppe – es gibt solche und solche.“ Auch könne er nicht sagen, welcher Gemeinderat welche mehr oder weniger aggressiv formulierten Mails bekommen habe. Auf Zahlen will Kleemann nicht mehr eingehen: „Wir haben sehr lange und immer wieder mit den Eltern die Daten unseres Haushalts besprochen und sie in der Sitzung aufbereitet.“ Fest stehe: „Wenn uns etwas Besseres eingefallen wäre, hätten wir es genannt, aber wir hatten nichts.“ Er selbst habe alle ihm bekannten Vor- und Nachteile gegenübergestellt – letztlich hätten die Gemeinderäte die pädagogischen Vorzüge der Lichtenbergschule stark gewichtet. Zentral sei, jetzt gemeinsam diese Vorteile der Mutterschule in den Blick zu nehmen, damit die Akzeptanz für die Neuausrichtung steige.