Foto: Werner Kuhnle

Der Oberstenfelder Bürgermeisterkandidat Andreas Roll macht es sich gerne am heimischen Kamin gemütlich. Er liebt es aber auch, draußen zu sein.

Oberstenfeld - Für eine Zusammenkunft mit Andreas Roll ist der Marbacher Bahnhof ein guter Treffpunkt. Der überzeugte Bus- und Bahnfahrer nutzt die Wartezeit, um auf einem Bänkle in der Sonne noch kurz zu telefonieren. Von seinem Job als Fachreferent einer Krankenkasse ist er für den Bürgermeisterwahlkampf freigestellt. Dennoch sind die Termine dicht gedrängt.

„Die Zeitfenster für die Familie muss man sich aktiv erarbeiten“, sagt der Vater von Maximilian (zwölf Jahre), Philipp (zehn) und Paul (fast fünf). Auf der Straße gibt es noch ein Küsschen für Ehefrau Andrea. Man gibt sich die Klinke und bei Bedarf auch die übertragbare Busfahrkarte in die Hand. Das ist heute nicht nötig. „Es ist so schönes Wetter, da lauf’ ich ein Stück.“

Der Steg über den Eichgraben und das Wäldchen darunter gehört zum Hörnle wie die allgegenwärtige Parkplatznot. Letzteres betrifft Familie Roll weniger. „Wir haben unser Auto schon vor Jahren abgeschafft.“ Die Natur schätzt die Familie hingegen sehr. Die Buben haben fleißig Stöcke gesammelt, die im Vorgarten kleine Kunstwerke abgeben. „Das ist schon ein Paradies hier.“

Seit 2003 wohnt die sozial, ökologisch und musikalisch motivierte Familie in einem Reihenhäuschen im Hörnle mit Fotovoltaikanlage auf dem Dach. Drinnen empfängt ein „roter Teppich“ die Besucher. Andreas Roll zieht die Schuhe aus, und bittet auf das ausladende Sofa im Wohnzimmer. Hier sitzt er gern und klampft vor sich hin. „Früher habe ich in verschiedenen Bands gespielt, hauptsächlich Blues, Rock und Jazz.“

Auf dem Klavier, das gerade in der Ecke fehlt, weil ein neueres für die ebenfalls musikalischen Söhne demnächst kommt, hat es Roll immerhin bis zu einem Präludium von Bach geschafft. Die alten Schallplatten haben neben zahlreichen CDs wieder einen Ehrenplatz bekommen. „Die sind noch aus meiner Schulzeit, von Klassik bis Jazz ist da alles dabei. Das ist einfach vom Klang und der Haptik her was völlig anderes, eine Schallplatte aufzulegen.“ Unterwegs darf es auch mal Musik aus der MP3-Konserve sein.

Das Zuhause ist Ruhepol und Aktionsbasis zugleich. Vom großen Esstisch aus mit Blick in den Garten plant Andreas Roll den Bürgermeisterwahlkampf. Wird es zu turbulent, gibt es noch eine kleine Arbeitsecke im Dach als Rückzugsort. Die gemeinsamen Mahlzeiten sind wichtig. „Wir kochen gerne, überwiegend vegetarisch. Gute und gesunde Ernährung hat viel mit der Zubereitung zu tun.“ Roll isst gerne Gemüselasagne oder Spätzle „in allen Varianten“, bei den Kindern ziehen vor allem „die drei Ps: Pizza, Pommes, Pasta“. Das Geschirr steht in einem Schrank von der Urgroßmutter, der herrlich rustikal zum Ambiente mit viel Holz und Kaminofen passt.

Aktiv, naturverbunden, familiär, im Beruf analytisch und sachbezogen: Ist Andreas Roll eher ein emotionaler oder ein rationaler Mensch? „Beides. Ich versuche rationale Entscheidungen durch Argumente zu treffen. Sachliche Lösungen und gemeinsam gefundene Kompromisse sind der Kern jeder guten Kommunalpolitik. Aber der emotionale Faktor ist sehr wichtig. Wenn man die Menschen abgeholt und alle Meinungen gehört hat, kann man gemeinsam die beste Lösung finden, und das manchmal eben auch aus dem Bauch heraus. Einem rationalen Analytiker würde etwas Entscheidendes fehlen: Wirklich gerne für die Menschen da zu sein.“

Als „Grüner“, Roll hat bereits zweimal für den Bundestag kandidiert, würde er das Dienstfahrzeug öfter mal mit den Fahrrad tauschen, Wirtschaft und Gewerbe aber nicht aus dem Blick verlieren. „Das Parteibuch spielt keine Rolle. Die Entwicklung beim Gewerbe ist ein wichtiges Thema. Wirtschaftsförderung und Natur- und Heimatschutz lassen sich sicher in Einklang bringen.“