Das Neubaugebiet Dürren IV soll direkt neben der bestehenden Foto:  

Die Gemeinde braucht für die Vergrämung in Dürren IV wahrscheinlich Grundstücke. Jedoch findet sie keine Eigentümer, die sich von ihren Flächen trennen wollen.

Oberstenfeld - Wohnraum ist knapp und könnte im Oberstenfelder Neubaugebiet Dürren IV entstehen. Die Gemeinde hat vor einem Jahr den Beschluss für die Planung des 2,3 Hektar großen Areals gefasst, in dem rund 100 Wohneinheiten entstehen sollen. Doch seitdem herrscht Stillstand. „Das Hauptthema sind die Eidechsen, die das Projekt seit einem Jahr verzögern“, erklärt der Bürgermeister Markus Kleemann auf Nachfrage.

Noch stehe nicht fest, ob die Gemeinde die Eidechsen in unmittelbarer Nähe oder an einen Ort weiter weg umsiedeln muss, berichtet Kleemann. Für die Lösung in der Nähe müsste die Kommune ein Grundstück erwerben. „Die Verhandlungen gestalten sich aber schwierig“, sagt der Rathauschef. Das liege daran, dass sich Eigentümer schwertun, sich in der aktuellen Niedrigzinsphase von ihrem Besitz zu trennen. „Es ist auch nicht jedes Grundstück geeignet.“

Die Lösung, ein Grundstück für die Eidechsen lediglich zu pachten, scheidet laut Markus Kleemann aus. „Man muss es kaufen, da den Eidechsen dauerhaft ein Lebensraum ermöglicht werden muss.“ Noch stehe nicht fest, wie viele Echsen genau gesichtet worden seien. Er hoffe bald auf weitere Informationen. Dass sich das Verfahren nun schon über ein Jahr hinziehe, ärgere ihn. „Die Verzögerung ist schmerzlich für alle – auf mich kommen viele junge Familien aus Oberstenfeld zu, die dringend Wohnraum brauchen.“ Er strebe deshalb an, im Herbst mit dem Gemeinderat weitere Beschlüsse zu fassen.

Eilig haben es die Fraktionsvorsitzenden. „Junge Familien kriegen kein einziges Angebot, wenn sie derzeit auf dem Markt suchen“, hat Wolfgang Streufert von der CDU erfahren. „Die brauchen doch Planungssicherheit, wenn sie etwa mit zwei kleinen Kindern auf engem Raum leben und sich vergrößern wollen.“

Wie Streufert wünscht sich auch der SPD-Fraktionschef Günter Perlinger von der Verwaltung schon im September detaillierte Informationen. „Wir müssen wissen, was wir tun können und wie es weitergeht.“ Auch wenn es um Grundstücksverhandlungen gehe, dürfe es keine Geheimdiplomatie geben. Schließlich brauche die Gemeinde dringend bezahlbaren Wohnraum.

Dass man Eidechsen respektieren und sich an bestehende Gesetze halten muss, sieht Michael Meder von den Freien Wählern ein. „Ich frage mich bei einem Aufwand von zigtausend Euro für eine Handvoll Eidechsen nur manchmal: Stimmt da noch die Relation?“, sagt Meder mit Blick auf Umsiedlungen andernorts. „Angesichts der hohen Kosten könnte der Gesetzgeber eine Art Fünf-Prozent-Hürde einführen.“

Über den Artenschutz wacht das Landratsamt Ludwigsburg. Es gebe einen hohen Siedlungsdruck, deshalb sei es nicht beliebt, Flächen für Eidechsen zur Verfügung zu stellen, teilt Andreas Fritz, Pressesprecher des Kreishauses, mit.„Aber bisher ist es immer gelungen Ersatzflächen für die Tiere zu finden.“ Im Dürren IV kommen laut Fritz neben Zauneidechsen noch der streng geschützte Große Feuerfalter und einige besonders geschützte Brutvögel vor. Im Umfeld des Bebauungsplans brüteten derzeit einige streng geschützte, zum Teil auch stark gefährdete Vogelarten. Eine zeitliche Verzögerung müsse es im Verfahren zum Landschaftsplan nicht unbedingt geben: „Wenn das Thema Artenschutz aktiv angegangen wird, verzögert es das Bebauungsplanverfahren nicht.“

Teilweise seinen Frieden gefunden mit dem Neubaugebiet hat Alfred van Zeist, der eine Bürgerinitiative organisiert hatte. „Es ist an der falschen Stelle, aber es gibt jetzt keinen Weg mehr zurück.“ Seine Frau wohne seit 38 Jahren hier und habe die schöne Aussicht genossen – wir können gut damit leben.“ Im laufenden Verfahren habe man viel erreicht. So würden die Mehrfamilienhäuser nicht 14, sondern nur zwölf Meter hoch. Allerdings sehe man noch Probleme. „Das Vorkommen der Eidechsen zeigt: Es gibt doch Feuchtigkeit im Dürren.“ Es sei zu befürchten, dass sich das Grundwasser Wege sucht und wandere. Man werde mit der Gemeinde reden, auch über den Verkehr, denn die Dürrenstraße müsse hindernisfrei befahrbar bleiben und man sollte die Ziegelstraße nicht für Anlieger des Neubaugebiets abriegeln.