Foto: Werner Kuhnle

Viele Oberstenfelder haben sich die letzte Chance vor dem zweiten Wahlgang am Sonntag nicht entgehen lassen und sind zum MZ-Leserforum ins Bürgerhaus gekommen.

Oberstenfeld - Der Bürgermeister ist der Lenker einer Gemeinde. Und diese Aufgabe traut sich Michael Meder „natürlich zu“, sagt er beim MZ-Leserforum am Montagabend im Bürgerhaus. Warum der parteilose, stellvertretende Bürgermeister der Gemeinde Oberstenfeld seine Bewerbung erst zum zweiten Wahlgang abgegeben habe, will Moderatorin Karin Götz, Leiterin der Lokalredaktion der Marbacher Zeitung, wissen. Es sei ein „Riesenfehler“ gewesen, den er bereits eine Stunde nach Fristende zum ersten Wahlgang bereut habe, gesteht Meder ein. Die zweite und nach seinen Worten „letzte Chance, um aus meinem Hobby einen Beruf zu machen“, wollte er darum nicht ungenutzt verstreichen lassen.

Und für den Fall, dass es doch nicht klappt, „wie stellen Sie sich eine zukünftige Mitarbeit unter einem Bürgermeister Kohler oder Kleemann im Gemeinderat vor?“, will Karin Götz wissen. „Wir verstehen uns sehr gut“, sagt Meder. Außerdem „bin ich ein Mensch, der ein Mehrheitsvotum akzeptieren kann – und biete schon jetzt eine gute Zusammenarbeit an“.

Von Markus Kleemann will Karin Götz wissen, ob er sich mit 45,32 Prozent der Stimmen nach dem ersten Wahlgang „des Sieges bereits sicher“ ist, oder warum er zunächst nicht von einem weiteren Leserforum überzeugt war. „Sicher ganz sicher nicht“, lautete dessen Antwort. Das Ergebnis zeige ihm aber, dass er gut zu Oberstenfeld passe. Und die 400 Besucher im Saal würden zeigen, dass die zweite Veranstaltung ihre Berechtigung habe.

Ob er wirklich davon überzeugt sei, dass es keinen Zusammenhang zwischen dem Ausgang des ersten Wahlganges und seiner aktiven Zugehörigkeit zur CDU gäbe, hakt Karin Götz nach. „Herr Rosner ist auch CDU-Mitglied, das hat meiner Meinung nach Oberstenfeld nicht geschadet“, so Kleemann. Viel Unterstützung erhalte er von Freunden von früher, „manche davon sind bereits Bürgermeister und es sind nicht alles CDU’ler“, so Kleemann. Auf Hilfe von Oberstenfeldern verzichte er ganz bewusst. „Ich will niemandem irgendwas schuldig sein.“ Damit verneint er auch das Gerücht, er würde von CDU-Kollegen vor Ort finanziell unterstützt. Ein Leser hatte diese Frage eingesandt, die wie viele andere Leserfragen von Karin Götz auf der Bühne gestellt wurde.

Anders als Markus Kleemann, der offensiv mit seiner Parteizugehörigkeit umgehe, bezeichnet Karin Götz das Verhältnis von Marcus Kohler zur SPD als „lauwarm“. Der weist darauf hin, dass er vor 20 Jahren dazugekommen sei, „als es in Deutschland zwei große Themen gab, die Wirtschaftskraft und die Generationengerechtigkeit“. In Oberstenfeld bewerbe er sich als unabhängiger Kandidat, „der seinen Wahlkampf wirklich selbst finanziert“, lässt er einen Seitenhieb auf Markus Kleemann los. Für Kohler gehören Souveränität und Führungserfahrung zu den Kompetenzen eines Bürgermeisters. „Wie viele Mitarbeiter hören aktuell auf Sie?“, will Karin Götz darum wissen. Kohler nutzt die Gelegenheit zunächst, um seinerseits mit einem Gerücht bezüglich seiner Firma aufzuräumen. „Was wir machen, ist nicht Zeitarbeit, sondern Personalsuche und Beratung von Führungskräften“, betonte Kohler, der14 Mitarbeiter beaufsichtigt.

Gute Gründe, nicht schon zum ersten Wahlgang zu kandidieren, hatte der neu hinzugekommene Mathias Schwarz. Er wollte nämlich, dass mindestens ein Oberstenfelder im Bewerberfeld ist. Mit Savvas Theodoridis und Klaus Tossenberger waren schließlich zwei im Rennen. „Nachdem jetzt beide zurückgezogen haben, bin ich in die Bresche gesprungen“, so Schwarz über seine Motivation. Dank seiner Lesungen, Fotoausstellungen und Konzerten sei er vielen Oberstenfeldern bekannt und werde unabhängig vom Wahlkampf immer wieder von Bürgern angesprochen. „Jemand der von außerhalb kommt, kann nicht so viel über Oberstenfeld, Prevorst und Gronau wissen, wie jemand der lange hier lebt.“ Jedenfalls liege seine Kandidatur nicht daran, dass er als Künstler zu wenig zu tun habe, wie Karin Götz kritisch nachfragte. „Es hat mit meiner Einstellung zu Oberstenfeld zu tun.“