Die Schäden am Pflaster beim Keltermarkt sind gravierend. Foto:  

Die Ortskernsanierung in Oberstenfeld geht in die dritte Runde. Die Einbußen für die Einzelhändler sollen möglichst gering sein.

Oberstenfeld - Ein schattiges Plätzchen hat sich Hasan Ayan an diesem Mittag vor dem Stiftskeller gesucht. Seit 20 Jahren betreibt er den Kiosk um die Ecke. „Die Geräusche auf dem Pflaster sind immer lauter geworden“, erzählt er. „Davon gehen doch auch die Autos kaputt.“ Ayan ist froh, dass das Pflaster rückgebaut wird, auch wenn die Kundschaft es in der Zeit bis Dezember schwerer haben wird, zu ihm vorzudringen. Denn die Baustelle wird auch vor seiner Türe verlaufen.

Noch merken die Passanten am Kelterplatz wenig von den Bauarbeiten. Zwar stehen die Absperrungen für das 650 000 Euro teure Projekt schon seit Montag, doch haben die Bauarbeiter der Firma Lukas Gläser zunächst nur die Kreuzung an der Bahnhofstraße aufgerissen. „Wir werden hier vier Wochen arbeiten“, sagt der Polier Dennis Braun, der mit drei Arbeitern das Erdreich aufreißt. Ein Lastwagen bringt das Altmaterial in den Glaser-Steinbruch nach Zwingelhausen. Um die Wasserleitung hatte sich das Bauhof-Team um Wassermeister Reiner Weigle schon zwischen vier und fünf Uhr morgens gekümmert. „Der Augenarzt hat heute OP-Tag gehabt, er brauchte am Vormittag das Wasser.“ Deshalb habe man die Arbeiten vorverlegt.

Ein solches Entgegenkommen ist für den Bürgermeister Markus Kleemann ganz im Sinne der gemeinsamen Zielsetzung: „Wir wollen, dass die Sanierung möglichst geräuschlos verläuft.“ Dazu zähle auch, die Einbußen der anliegenden Unternehmen gering zu halten. „Die Geschäfte sollen alle erreichbar sein.“ Eine entsprechende Umleitung hatte die Verwaltung bereits veröffentlicht (wir berichteten).

Ob der Kelterplatz im weiteren Verlauf der Sanierung gut erreichbar bleibt, vermag Brigitte Härle nicht genau einzuschätzen. „Wir müssen abwarten, was auf uns zukommt“, sagt die Mitarbeiterin der Drogerie Brettschneider. Wie schon bei den beiden vorigen Abschnitten der Ortskernsanierung an der Großbottwarer Straße setzen die im Bund der Selbständigen (BdS) organisierten Betriebe auf eine Aktion, um die Kundentreue zu belohnen. Beim Spiel mit dem Namen „Hier lebe ich – Hier kaufe ich“ können die Teilnehmer einen Flyer mit Rabattmarken ausfüllen und Preise gewinnen. Insgesamt werden Einkaufsgutscheine im Wert von 650 Euro verlost.

Dieses Gewinnspiel sei bereits vor zwei Jahren sehr gut angenommen worden, berichtet Mike Naegele, Vorsitzender des Oberstenfelder BdS. „Wir haben die Beträge der Gutscheine jetzt stärker gestückelt – das erhöht die Wahrscheinlichkeit zu gewinnen.“ Naegele glaubt, dass die Belastung der Betriebe insgesamt nicht so gravierend sein wird wie beim ersten Abschnitt im Jahr 2013 oder beim zweiten 2014. Einzelne Firmen wären jedoch stärker betroffen, da sie direkt an der Baustelle liegen. „Die Bürger scheinen aber sehr aufgeschlossen – die Stimmung ist gut, weil sie wissen, dass die Ortsmitte hinterher besser aussieht.“ An die Zeit nach der Sanierung denkt auch die Passantin Brigitte Nahm, sie hält die Belastung für verkraftbar. „Hinterher sagen doch alle ‚oh, wie schön!’“ Für die Benutzer der Busse hat die Gemeinde Oberstenfeld eine Haltestelle an der Teilortsumfahrung einrichten lassen. Dort weisen auch Schilder den Weg, damit Autofahrer nicht von der falschen Seite in die Ortsmitte einfahren wollen.

Das Konzept für die Umleitung während der Sanierung findet Michael Meder tragfähig. Der stellvertretende Bürgermeister und Freie-Wähler-Gemeinderat ist auch Einzelhändler an der Großbottwarer Straße. Er hatte am Ende des ersten Bauabschnitts bemängelt, dass sich gegen Ende an der Baustelle nichts mehr getan habe. „Es müssen aber Gespräche stattgefunden haben, denn schon beim zweiten Bauabschnitt klappte alles viel besser.“ Jetzt hoffen alle Beteiligten, dass auch der verkaufsoffene Sonntag, das Offene Oberstenfeld, am 9. Oktober, unter möglichst geeigneten Bedingungen stattfinden kann. Ein Versprechen, dass die Baustelle schon beendet sein wird, will der Bürgermeister Markus Kleemann jedoch nicht geben. „Entscheidend ist, dass die Sanierung gut gemacht ist und dass die Leute am Ende zufrieden sind.“