Foto: Oliver von Schaewen

Die Gemeinde investiert bis zum Jubiläumsjahr 2016 rund 2,76 Millionen Euro in das Stiftsgebäude. Es wird dann 1000 Jahre alt.

Oberstenfeld - Vor einer Herausforderung steht die Gemeinde Oberstenfeld bei der Sanierung des Stiftsgebäudes. Der Gemeinderat hat am Donnerstag grundsätzlich grünes Licht gegeben. Zuvor hatte der Architekt Eberhard Eisenbeiß aus Kirchheim am Neckar die Planung vorgestellt.

Das Schmuckstück soll in zwei Schritten saniert werden. Bis zur 1000-Jahr-Feier im Jahr 2016 will die Gemeinde die Außenfassade gerichtet und Balkone angebaut haben. Nach dem Jubiläum drehen sich die Bauarbeiten um das Innere. „Man muss das Projekt sorgsam mit den Bewohnern abstimmen“, erklärte der Bürgermeister Reinhard Rosner. Es sei keine einfache Sanierung, man werde auf bewährte Handwerker im Rahmen von beschränkten Ausschreibungen zurückgreifen. Im Gebäude wohnen vor allem Senioren und Behinderte. Im ersten Obergeschoss gibt es neun betreute Wohnungen, im zweiten Obergeschoss acht sowie eine ehemalige Stiftspredigerwohnung. Auch im Obergeschoss befinden sich Wohnungen, die für Pflegekräfte gedacht sind, von diesen aber nicht genutzt werden. Zu klein, zu verwinkelt, außerdem im Sommer zu heiß – so sind sie teils als Seniorenwohnungen nur schwer vermietbar, so die Verwaltung.

Der Freie Wähler Michael Meder bezweifelt, dass es sich lohnt, das Dachgeschoss für rund 400 000 Euro zu sanieren und zu vermieten – zumal die Wohnungen dort ohne Balkon keinen reißenden Absatz finden würden. „Das wären pro Wohnung 100 000 Euro – das Geld würde ich nicht in die Hand nehmen.“ Er stellte zur Diskussion, dort keine Wohnungen einzurichten sondern auf Abstellflächen zu setzen.

Anderer Meinung ist der Bürgermeister Reinhard Rosner. Es würden Wohnungen konsequent nach Norden ausgerichtet, es gebe eine grandiose Aussicht auf den Talkessel. „Nur die Wohnungen nach Süden heizen sich auf.“ Diese würden besser wärmeisoliert. „Wir halten das für vermietbar.“ Diese Meinung vertraten auch die Christdemokraten Ursula Keppler („gerade bei der älteren Generation beliebt“) und Wolfgang Streufert: „Beim Blick auf unsere Alterspyramide bleiben keine Zweifel: Wenn nichts mehr da ist, nimmt man das, was da ist.“ Es sei wichtig, solche historischen Gebäude zu bewohnen, da sie sonst schnell Schäden aufwiesen.

Wichtigstes Argument für die 2,76 Millionen Euro teure Sanierung ist die Denkmalpflege. „Solche Gebäude müssen genutzt werden“, sagte der Bürgermeister Reinhard Rosner. Ob es sich am Ende wirtschaftlich rechne, dahinter setze er ein dickes Fragezeichen. Das Stiftsgebäude aus dem Jahr 1016, in dem früher adelige Fräulein beteten, sei das prägendste Gebäude der Gemeinde. „Wir müssen verdammt viel Geld in die Hand nehmen“, sagte Rosner. Bisher habe die Gemeinde noch keine Förderzusagen. „Wir bemühen uns um Unterstützung“, berichtete der Bürgermeister. So habe er einen Antrag auf Aufnahme in das Bundesprogramm „Nationale Projekte des Städtebaus“ gestellt. Die Gemeinde hoffe auf 1,8 Millionen Euro. Die Gespräche mit dem Land wegen einer Förderung gestalteten sich „derzeit schwierig“. Allerdings sei die finanzielle Situation der Gemeinde auch aufgrund aktueller Steuereinnahmen gut, erklärte Rosner, der den Finanzzwischenbericht für die nächste Sitzung ankündigte.

Probleme mit dem Brandschutz befürchtet Hanns-Otto Oechsle (SPD), wenn der zuständige Sachbearbeiter wechseln sollte. Das sei auch die Krux beim Funkturm in Stuttgart gewesen. Laut Architekt Eisenbeiß und Bürgermeister Rosner ist jedoch eine Brandschutzstruktur mit Fluchtwegen im Stiftsgebäude vorhanden.