Ein US-Jeep dient Simon Zastrow (im Wagen) als Requisite. Foto: Stephanie Nagel

Nanu – was ist im Oberstenfelder Ortskern los? Ein US-Jeep, Soldaten, doch es stellt sich heraus: Das Ende des Zweiten Weltkrieges flackert lediglich im Film wieder auf.

Oberstenfeld - E

in Militärjeep steht mitten in der Oberstenfelder Berggasse. Zwei US-amerikanische Soldaten zerren einen Deutschen heraus. Mit den Worten „Now tell us!“ stoßen sie ihn gegen eine Mauer aus Sandsäcken. „I… I… please…“, stammelt der Deutsche. „Das war schon nicht schlecht“, kommentiert der Regisseur Simon Zastrow. Trotzdem wird die Szene gleich noch einmal wiederholt. „Du musst das nicht gut sagen, du musst einfach nur gut aussehen dabei“, scherzt er. Die Soldaten werden von Freunden und Bekannten gespielt und später von einem echten Amerikaner synchronisiert.

Inzwischen beobachten Anwohner das Geschehen vom Fenster aus. An der Kreuzung zur Forststraße haben sich einige Passanten versammelt. „Jetzt mal bitte den Platz da unten räumen“, gibt Simon Zastrow an sein Team durch. Denn nun wird der deutsche Soldat von hinten gefilmt, wie er mit erhobenen Händen die Gasse hinuntergeht. Eine Szene, die sich gegen Ende des Zweiten Weltkriegs an vielen Orten in Deutschland ereignet haben könnte. So ist die Wahl des Drehorts auch nicht durch die Handlung des Films bedingt, sondern durch die Herkunft des Regisseurs.

Nach dem Abitur vor drei Jahren hat er sich mit dem Unternehmen SimonZ Filmproduktion selbstständig gemacht. Seither hat der 21-Jährige fast ausschließlich Hochzeitsfilme gedreht. Da im Winter aber nicht geheiratet wird, hat er die Zeit für sein bisher größtes Projekt genutzt, den Kurzfilm „Bis zur letzten Stunde“. Kein politischer Film soll es werden, sondern ein actionreicher, der die Überforderung junger Leute am Ende des Kriegs zeigt. Inspiriert wurde er dazu von seinem Lieblingsregisseur Christopher Nolan, der gerade an einem Kriegsfilm arbeitet. „Ich habe gemerkt, dass man da mit relativ einfachen Mitteln eine gute Kulisse hinkriegen kann“, so Simon Zastrow.

Im Film wird später nicht mehr zu erkennen sein, dass das Auto im Hintergrund eigentlich nur ein Pappaufsteller ist. Der Willys Jeep MB für die zentrale Verfolgungsjagd stammt dafür aber wirklich aus den 1940ern und wurde von einem Militariasammler ausgeliehen. Waffen und Uniformen sind ebenfalls Originale. Zwar kann bei der Nachbearbeitung noch einiges verändert werden, aber auf viele Kleinigkeiten wird bereits beim Dreh geachtet.

Nach einer kurzen Pause geht es weiter. Die Perspektive ist nun eine andere. Simon Zastrow filmt über die Köpfe von zwei Deutschen hinweg, die sich hinter einer weiteren Mauer aus Sandsäcken versteckt haben. Als er „Schuss“ ruft, sackt der deutsche Soldat auf seinem Weg durch die Gasse zusammen. Doch das ist noch längst nicht alles. Die Handgranaten für die nächste Szene liegen schon bereit.