Foto: Archiv (Werner Kuhnle)

Reinhard Rosner steht aus persönlichen Gründen nach 24  Amtsjahren nicht mehr zur Verfügung. Die Räte bedauern den Schritt.

Oberstenfeld - Es ist 21.40 Uhr, als Reinhard Rosner am Donnerstagabend der Ratsrunde erklärt, dass er mit Ablauf seiner dritten Amtszeit am 14. Juli 2015 aufhört. „Glauben Sie mir, es war kein einfacher Entschluss“, sagt der 53-Jährige mit Rührung in der Stimme und bittet um Verständnis. Es habe nichts mit dem Gemeinderat, der Verwaltung oder Personen in diesen Bereichen zu tun – viel mehr bewegten ihn „sehr persönliche und private Gründe“. Er habe die familiäre Situation mit seiner Frau besprochen, die als Notarin bei einer Kanzlei in Stuttgart arbeitet. „Ich möchte im beruflichen Umfeld meiner Frau Tätigkeiten wahrnehmen.“ Rosner kündigt an, mit seiner Gattin Ehrentraud weiter in Oberstenfeld zu wohnen: „Hier ist unser Zuhause, hier fühlen wir uns wohl“.

Zuvor hatte der Bürgermeister angesichts der Formalien für die zu organisierende Bürgermeister-Neuwahl in der Zeit vom 14. April bis 14. Juni 2015 von der Demokratie „als Verantwortung auf Zeit“ gesprochen. Dies gelte für die neu gewählten Gemeinderäte, aber auch für ihn selbst. Oberstenfeld sei nicht auf Rosen gebettet, stehe aber auf einem soliden Fundament. Rosner lobte die „überaus leistungswillige Verwaltung“ und das „gute Zusammenspiel der Ortsteile und Generationen“. Der Blick zurück zeige: „Es ist viel erreicht worden.“

Die Gemeinderäte sind an dem Abend konsterniert. „Da sind wir platt“, bemerkt Monika Bächle von der CDU. Nur der dienstälteste Rat, Hanns-Otto Oechsle von der SPD, findet Worte: „Es wird uns jemand fehlen, auf den wir uns absolut verlassen konnten, der gute Ideen hatte und uns durch alle Aufs und Abs sicher geleitet hat.“ Er verstehe aber, dass der Beruf des Bürgermeisters eine hohe Belastung mit sich bringe. „Man hat nur wenig Ruhe, und es gibt wenig Freiheiten.“ Er bedauere das Ende von Rosners Tätigkeit, bedanke sich aber sehr. Dem schließen sich die Kollegen an, indem sie allesamt durch Klopfen auf den Tisch Beifall spenden.

Am Tag danach wirkt die Entscheidung des Bürgermeisters nach. Bedauern äußert Wolfgang Streufert, Fraktionsvorsitzender der CDU: „Reinhard Rosner hat Großartiges geleistet, ich respektiere seine Entscheidung.“ Streufert ist überzeugt: Ein Bürgermeister müsse nicht unbedingt fünf oder sechs Amtszeiten wahrnehmen. In den 24  Jahren habe Rosner mit dem Gemeinderat ideale Voraussetzungen für einen Nachfolger geschaffen. Auch wenn die Bürger ihren Bürgermeister wählen – Streufert bietet den anderen Fraktionen Gespräche an: „Mir ist wichtig, dass wir einen fachlich guten Amtsnachfolger bekommen.“

Auch der SPD-Fraktionschef Günter Perlinger, der wegen eines Trauerfalls in Italien weilt, äußerte gestern sein Bedauern. „Ich kann verstehen, dass er noch mal eine neue Herausforderung sucht.“ Man sei als Bürgermeister praktisch nie privat. Unterm Strich sei Reinhard Rosner ein sehr guter Verwaltungschef gewesen.

„Eine gewisse Leere“ hat Michael Meder, Fraktionsvorsitzender der Freien Wähler, nach dem Statement Rosners in der Sitzung verspürt. Meder äußerte „sehr großen Respekt“ vor der Entscheidung Rosners, sich nicht mehr zur Wahl zu stellen. „Er hat das Amt zu 200 Prozent ausgefüllt – da geht eine Menge Zeit drauf.“ Sicherlich bewege ihn der Wert der Familie.

Überrascht von der Entscheidung ist auch Landrat Rainer Haas. „Ich bedauere den Schritt zutiefst.“ 24 Jahre seien eine stattliche Zahl. Er habe Verständnis, dass der Bürgermeister sich neuen Zielen zuwende. Es sei zu beobachten, dass heute mehr Rathauschefs nach zwei oder drei Dienstzeiten ausscheiden. Die Bürger seien heute kritischer als früher. Das erschwere Amtsinhabern den Umgang mit ihnen.