In der Bürgerzukunftswerkstatt ist engagiert diskutiert worden. Foto: Archiv (Sandra Brock)

Die Gemeinderäte loben die durch die Bürgerbeteiligung zustande gekommenen Verbesserungen.

Oberstenfeld - Ohne Gegenstimme hat der Oberstenfelder Gemeinderat am Donnerstag sein Plazet für die Planung zum Neubaugebiet Dürren IV gegeben. Dem ging eine ausführliche Präsentation voraus. Die Gemeinde hatte die Bürger und die Träger der öffentlichen Belange beteiligt. Sie sahen in zwei Punkten Bedarf für Verbesserungen: beim Verkehr und bei der Höhe der sechs Mehrfamilienhäuser.

Einleitend wies der Bürgermeister Markus Kleemann auf die positiven Stellungnahmen der Anhörung hin. Unter anderem die Handwerkskammer, das Landratsamt Ludwigsburg und der Verband Region Stuttgart unterstützten das Baugebiet. „Es gab nur sehr wenige Änderungsvorschläge – das bedeutet, dass wir auf einem sehr guten Weg sind.“ Es sei eine „eindeutige Bestätigung für das Gremium und die Planer“.

Weniger hoch als bisher geplant werden die sechs Mehrfamilienhäuser mit einer Höhe von zwölf statt 14 Metern, erklärte der Stadtplaner Johannes Kleinhans aus Ostfildern. „Die Gebäude werden insgesamt gefälliger“, sagte er zu den dreigeschossigen Bauten mit einem an drei Seiten zurückgesetzten Dachgeschoss. An der ursprünglichen Form Gebäude und deren Höhe am Fuße des Lichtenbergs hatte die Bürgerinitiative Dürren IV Kritik geäußert (wir berichteten). „Wir leben aber in einer Zeit, in der eine solche Bebauung notwendig ist“, stellte Kleinhans klar. Schließlich seien die Stadtplaner gehalten, Flächen zu sparen. Mit der Höhe von zwölf Metern seien die Kubaturen nahe dran an den zehn Metern, die andere Gebäude in Oberstenfelder Wohngebieten hoch sein dürften.

Aufwendig wird für die Gemeinde das Lösen der ökologischen Probleme. Das geht aus dem Umweltbericht des Ingenieurs Thomas Friedemann vom Büro Schmelzer + Friedemann aus Ostfildern hervor. Streng geschützte Arten wie die Fledermaus, die Zauneidechse oder der Große Feuerfalter lebten in dem Nahrungshabitat. „Es kommen keine Tiere zu Tode“, versprach Friedemann, der die Probleme für „bewältigbar“ hält. „Das Schwierigste sind die Eidechsen“, erklärte er. Die Tiere könnten nicht einfach eingesammelt und weggetragen werden. Man müsse sie in neue Lebensräume bewegen. Diese sogenannte Vergrämung werde wohl bis zu eineinhalb Jahre dauern. Entwarnung gab Friedemann auch beim Wildtierkorridor. „Zwar spielen Randbezirke rein, aber es gibt keine negativen Einflüsse.“ Schließlich gebe es mit den Tennisplätzen schon ein Gegenüber. Den Hinweis des BUND im Verfahren könne man „entkräften“.

In Sachen Naturschutz hegte im Gremium lediglich Michael Sommer von den Freien Wählern Bedenken. Der Förster sieht den Wildtierkorridor, der in der Nähe des Lichtenbergs den Stromberg mit dem Schwäbisch-Fränkischen Wald verbindet, beeinträchtigt. „Die Streuobstwiesen werden zu zwei Dritteln platt gemacht“, schob Sommer zudem nach, räumte ein, dass deren Erhalt zwar zum Teil geplant sei, forderte aber Maßnahmen für den Altbestand und dessen Anerkennung als Außenanlage. Außerdem sah Sommer wegen des Grundwassers ein Risiko für Tiefgaragen.

Was den Verkehr anbelangt, haben die Planer auch da nachjustiert. „Durch die räumliche Enge würde es in der Ziegelstraße konfliktreich zugehen“, erklärte Hans-Jürgen Tögel vom Büro Tögelplan in Möglingen. Deshalb sollten durch diese Straße nur zwei Mehrfamilienhäuser und zwei andere Häuser anfahrbar sein. „Man muss die Durchfahrt ins weitere Wohngebiet rigoros untersagen“, sagte Tögel. Stattdessen solle die Straße Am Schloßberg die Hauptlast tragen. Auf alle Straßen komme jedoch keine Verkehrslawine zu: Am Schloßberg dürften es 130  bis 160 Mehrfahrten pro Tag sein, was eine Mehrfahrt pro zwei bis drei Minuten entspreche – in der Dürrenstraße und im der Ziegelstraße sei dies bei 110 bis 130 Bewegungen alle fünf Minuten eine Mehrfahrt. Das ist auch laut Markus Kleemann „weniger problematisch im Vergleich zu anderen Baugebieten“. Die Feuerwehr erhalte über Am Schloßberg eine Zufahrt, versicherte der Schultes auf Nachfrage von Rainer Kurz (FW). Dessen Fraktionschef Michael Meder lobte die niedrigeren Mehrfamilienhäuser und sah im Wasserbüffel-Projekt „einen größeren Einschnitt, da dort Zäune gebaut würden“. „Sehr gelungen“ fand Günter Perlinger (SPD) die Planung, es entstehe flächenschonend bezahlbarer Wohnraum.

Die Entlastung der Ziegelstraße sei wichtig, meinte Monika Bächle (CDU), sie wisse um die Bedrängnis dort. Auch seien Naturschutzbelange berücksichtigt worden. „Man darf nicht vergessen, dass uns der Ausgleich eine ganze Stange Geld kostet.“ CDU-Chef Wolfgang Streufert lobte: „Oberstenfeld hält den Flächenfraß durch eine verdichtete Bauweise in Grenzen.“