Die Erweiterung des Beilsteiner Gewerbegebietes dient zunächst den ortsansässigen Betrieben – offen ist, ob für Oberstenfelder Firmen Platz wäre. Foto: Archiv (Werner Kuhnle)

Nach dem Großbottwarer Alleingang klopft Oberstenfeld beim Nachbarn Beilstein an, um an Gewerbeflächen zu kommen: ein schwieriges Unterfangen.

Oberstenfeld/Beilstein - Wie geht es nach dem Nein aus Großbottwar mit einem interkommunalen Gewerbegebiet weiter? Diese Frage treibt vor allem die Kommunalpolitiker in Oberstenfeld um. „Wir sind Bittsteller und in einer Zwickmühle“, sagt Michael Meder, der sich als Freier-Wähler-Fraktionschef und stellvertretender Bürgermeister seit vielen Jahren für ein gemeinsames Areal in der Nähe der Autobahn 81 verkämpft. Das Aus für das lang diskutierte Projekt am Holzweiler Hof habe das Landratsamt Ludwigsburg zu verantworten. „Großbottwar ist nicht ausgestiegen, sondern ausgestiegen worden“, sagt Meder, der es dem Nachbarn nicht verübelt, jetzt in Sachen Flächennutzungsplan selbst vorankommen zu wollen.

Spätestens nach dem Beschluss des Großbottwarer Gemeinderats vom vergangenen Mittwoch (wir berichteten) ist klar: Die Tür für Oberstenfeld ist auf Dauer zu, der Zug abgefahren. Ein großes Gewerbeareal wird es „für mindestens zehn bis 15  Jahre nicht mehr geben“, so auch die Einschätzung von Günter Perlinger, der als SPD-Fraktionschef zwar den Großbottwarer Eigenweg respektiert, aber trotzdem eine „Kleinstaatlichkeit“ feststellt, „die wir uns alle im oberen Bottwartal mittelfristig nicht mehr leisten können“.

Die Hoffnungen Oberstenfelds ruhen jetzt auf dem Nachbarn Beilstein. Zumindest einzelne Betriebe aus Oberstenfeld könnten in einem erweiterten Beilsteiner Gewerbegebiet Köchersgrund unterkommen, hatte der Oberstenfelder Bürgermeister Markus Kleemann unlängst in unserer Zeitung angedeutet. Ob daraus etwas wird, steht allerdings noch in den Sternen.

Für eine solche „kleine Lösung“ sei „noch nichts ausverhandelt, alles ist noch im Fluss“, weiß Wolfgang Streufert, der sich als Fraktionsvorsitzender der CDU am Oberstenfelder Ratstisch mit seinen Kollegen eine neue Lösung einfallen lassen muss, um die Abwanderung Oberstenfelder Betriebe zu stoppen. Das Aus für den Holzweiler Hof schmerze, Streufert spricht von einer „vertanen großen Chance“. Eine Zusammenarbeit mit Beilstein? „Da gibt es Themen, die nicht diskutiert sind“, sagt Streufert – vor allem müsse auch Oberstenfeld abwägen, ob es sich angesichts möglicher hoher Erschließungskosten für eine Erweiterung um 3,2 Hektar lohne, in dem bisher 4,6 Hektar großen Gebiet einzusteigen, falls Beilstein dies wolle.

Das letzte Wort hat der Beilsteiner Gemeinderat noch nicht gesprochen, berichtet der Bürgermeister Patrick Holl. „Es gibt den Wunsch, aber es gibt auch hohe Hürden – die muss man offen benennen und darf sie nicht verniedlichen“, sagt der Verwaltungschef, der Anfang Juli eine Sondersitzung zum Thema Stadtentwicklung einberufen hatte.

Die Beilsteiner Räte seien durchaus aufgeschlossen, interkommunal mit Oberstenfeld zusammenzuarbeiten, erklärt Patrick Holl, zumal es trotz der Kreisgrenze übergreifende Einrichtungen gebe wie Gymnasium, Freibad und Hallenbad sowie die Oberstenfelder Bücherei. „Und der Staubsauger der Beilsteiner Aral-Tankstelle steht auf Oberstenfelder Boden“, sagt Holl knitz. Allerdings plane die Langhansstadt nur eine relativ kleine Erweiterung des Gewerbegebiets, „mit sieben bis neun Plätzen“. Ihm lägen Erweiterungsanfragen von drei Beilsteiner Betrieben vor. Und er müsse in den nächsten Jahren Plätze für weitere Firmen freihalten.

Das Gewerbegebiet aus Rücksicht auf Oberstenfeld größer zu dimensionieren, birgt laut Holl Probleme. Zwar könnte man sich die Kosten teilen – und eine Erschließung mit einer externen Straße von Oberstenfelder Gemarkung aus entlaste die Beilsteiner Innenstadt möglicherweise, doch würde auch mehr Gewerbeverkehr durch Beilstein fließen. Zudem sei die Topografie im steil ansteigenden Westen für Investoren ungünstig. Eine weitere hohe Hürde: „Die Einwohner sehen Beilstein als klassische Wohngemeinde – das ist unsere Marke.“ Für ein großes Gewerbegebiet mit Platz für die eh schon ausgeprägtere Oberstenfelder Industrie, die erweitern wolle, fehle da wohl die Akzeptanz: „Die Verkehrslage in unserem Stadtkern ist schon angespannt.“