Wohin geht es, fragen sich viele Flüchtlinge zurzeit. Foto: dpa

Die Initiative für Menschenwürde distanziert sich von der Kritik einer ihrer Sprecher an Markus Kleemann wegen seiner Rumänien-Reise mit den Jungen Europäern. Dietmar Deuring hat daraufhin sein Sprecheramt innerhalb der Initiative niedergelegt.

Oberstenfeld - Eine Reise des Oberstenfelder Bürgermeisters Markus Kleemann mit den Jungen Europäern nach Rumänien sorgt für Aufregung. Kritisch hat sich Dietmar Deuring, einer der sechs Sprecher der Initiative für Menschenwürde, geäußert. „Oberstenfeld hat Sie als Bürgermeister gewählt und nicht als Außenminister“, schreibt er in einer an den Rathaus-Chef gerichteten E-Mail, in der Deuring ihm vorwirft, besorgten Anwohnern und Gewerbetreibenden Mitgefühl vorzugaukeln und sich nicht für einen Alternativstandort einzusetzen. Der Landrat Rainer Haas und der Bürgermeister wollten lediglich zeigen, „dass die Obrigkeit am längeren Hebel sitzt und das gemacht werden muss, was von oben diktiert wird“. Die Kritik an Kleemann endet mit dem Satz „Mit dieser Reise zeigen Sie deutlich, wo Sie stehen, überall nur nicht in Oberstenfeld.“

Der Landrat Rainer Haas hatte am Freitag gegenüber der Presse bekräftigt, am Standort im Gewerbegebiet Lichtenberger Straße festzuhalten (wir berichteten). Er reagierte damit auch auf heftige Angriffe der Initiative für Menschenwürde, deren Vertreter sich beim Informationsabend in der Gronauer Mehrzweckhalle vor rund 800 Gästen immer wieder mit Vorwürfen, Ängsten und sachlichen Bedenken, wie etwa einer angeblichen Gefahr durch den Verkehr für die rund 100 für die Erstunterbringung vorgesehenen Flüchtlinge, zu Wort gemeldet hatten. Über das Treffen mit Haas hatte Markus Kleemann wenige Stunden danach die Gemeinderäte und die Initiative für Menschenwürde in einer längeren E-Mail ausführlich informiert und darin auch seine Reise mit den Jungen Europäern angekündigt.

Für die siebentägige Fahrt habe er sich schon lange vor seiner Wahl zum Bürgermeister angemeldet, schreibt Markus Kleemann. „Ich wäre hier geblieben und hätte die damit einhergehenden Konsequenzen in Kauf genommen, wenn die Flüchtlinge in der nächsten Woche gekommen wären oder wenn gravierende Neuentwicklungen zu erwarten gewesen wären“, heißt es in der E-Mail, die auch unserer Zeitung vorliegt. Der Landrat sei ebenfalls verreist, das nächste Treffen des neu gegründeten Arbeitskreises für Flüchtlingshilfe werde erst am 18. September stattfinden. Er werde jedoch per Mail und Telefon erreichbar sein, „wie wenn ich hier im Büro wäre“.

Verärgert reagierten gestern die fünf anderen Sprecher der Initiative für Menschenwürde auf die von einer Lokalzeitung veröffentlichten Vorwürfe ihres Sprecherkollegen Dietmar Deuring. Es handele sich nur um eine Privatmeinung, nicht um die der Initiative, stellen sie klar. „Der Artikel basiert auf Informationen, die von einer Einzelperson per E-Mail an den Bürgermeister gerichtet und an die Presse weitergegeben wurden“, schreiben Manfred Schäfer, Martin Rupflin, Andrea Schäfer, Francis Schmiedt und Vera Weiberle. Die Initiative distanziere sich ausdrücklich von den im Artikel dargestellten Aussagen.

Das Engagement des Oberstenfelder Bürgermeisters finde die Initiative „sehr gut und sehr offen – da ist Kritik völlig fehl am Platz“, sagte Martin Rupflin gestern im Gespräch mit unserer Zeitung. Die Initiative sei nicht gegen die Flüchtlinge, sondern für eine nachhaltige Betreuung und suche nach einem besseren Platz für sie als im Gewerbegebiet. Rupflin, der angibt, anonyme Briefe zu bekommen, steht zu seiner Kritik, die er während des Informationsabends in Gronau am Landratsamt geäußert hat. „Ich war sachlich“, betont er. Die Äußerungen Dietmar Deurings seien hingegen der Sache nicht dienlich. „Wir sind keine Brunnenvergifter.“ Er werde sich mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln dafür einsetzen, dass sich solche Äußerungen wie die von Deuring nicht wiederholten. „Wir wollen keinen Unfrieden.“

Dietmar Deuring habe gestern darum gebeten, dem Sprecher-Gremium der Initiative nicht mehr anzugehören, berichtet Manfred Schäfer auf Nachfrage. Noch am Morgen hatte Deuring zu einem Vor-Ort-Termin am selben Tag eingeladen.