Das Medium Radio liegt Daniel Renz. Er informiert sich unter anderem mithilfe eines Weltempfängers. Foto: Werner Kuhnle

Der Murrer Pfarrer Daniel Renz ist neuerdings im Radio zu hören. Er spricht für den SWR die Morgengedanken und erzählt, worauf er dabei achtet.

Murr - V

iele Mitglieder der evangelischen Gemeinde in Murr dürften kürzlich mit einer kleinen Überraschung aufgewacht sein: Morgens um kurz vor sechs und kurz vor sieben Uhr sprach nämlich „ihr“ Pfarrer Daniel Renz aus dem Radio zu ihnen – wenn ihr Radio auf SWR 1 oder SWR 4 eingestellt war. „Anstöße“ oder. „Morgengedanken“ heißt die kurze Sendung, in der Redner verschiedener Glaubensrichtungen zu Wort kommen. Sie wird auch von Menschen, die nicht oder selten zur Kirche gehen, gern gehört, weil sie neue Gedankenanstöße zur eigenen Lebenswirklichkeit gibt. „Wichtig ist es, eine Meinung zu vermitteln; die kann man dann gut oder schlecht finden“, sagt Renz.

Erste Kontakte zum Rundfunk hat der Mittdreißiger bereits 2009 als Vikar geknüpft. „Da war ich auf einer großen Konferenz mit dem Thema „Bibel im Radio“ und habe an einem Workshop mit der Rundfunkpfarrerin Lucie Panzer teilgenommen“, erzählt er. Anfang 2010 belegte er dann einen Schnupperworkshop und konnte wenig später, in den Jahren 2011 und 2012, vier halbe Wochen lang eine Vertretung übernehmen.

Als im Herbst letzten Jahres dann ein Platz im – wegen des Wiedererkennungswerts bewusst klein gehaltenen – Sprecherpool frei wurde, fragte man, ob er bereit fürs Radio sei. Der Murrer Pfarrer sagte gerne zu. „Man wird gut gecoacht“, betont er. Auch einen Stimmtrainer bekomme man für die Aufgabe. „Wichtig ist zu lernen, im Radio so natürlich zu sprechen, wie man es auch am Küchentisch tun würde“, hat er festgestellt. Außerdem sei die gewünschte Sprechweise – anders als in der Kirche – eher schnell. Auch die Redezeit ist viel kürzer: „In der Regel 2 Minuten 50, mit ‚Verpackung’ genau drei Minuten“, erklärt er. Das macht ihm jedoch keine Schwierigkeiten: „Meine Predigten dauern auch selten länger als 20 Minuten.“ Und natürlich beginnt er für das breite Publikum im Radio nicht mit einer Bibelstelle, sondern mit einem Beispiel aus seinem Alltag, das er dann in Beziehung zu seinem Glauben setzt. Weil die Sendungen erst etwa vier Wochen vorher aufgezeichnet werden, kann er auch auf aktuelle Themen eingehen.

Wichtig sei es, ein eigenes Profil zu haben, sagt Renz. Für ihn als einen der Jüngsten im Team böten sich die Familienthemen an. Worüber er genau spricht, kann er frei wählen, der Text wird vorher allerdings noch redigiert. „Bei der enormen Reichweite hat man schon eine größere Verantwortung, jedes Wort genau abzuwägen“, betont er. Andererseits hat er aber auch keine Angst davor, getreu dem Sendungsnamen auch mal „Anstoß“ zu erregen. „Lieber mal eine These raushauen, dann bekommt man eine Reaktion, das ist besser, als wenn gar nichts zurückkommt“, findet der Kirchenmann. Auf seine erste Woche hat er schon viele E-Mails von Wildfremden, aber auch von Gemeindemitgliedern bekommen. Die Anregungen will er dann in seine nächsten Texte mit einbauen, die Ende April zu hören sind. Ob es danach für ihn als Rundfunkpfarrer weitergeht, ist noch offen.

Durch seine Arbeit als Rundfunkpfarrer ist er dem Medium übrigens selber wieder nähergekommen. „Ich bin eigentlich kein Radiohörer, aber jetzt höre ich die beiden Sender ganz bewusst.“ Denn so komme er der Lebenswelt seiner großen Hörergemeinde näher.