Freuen sich auf das Spiel gegen den VfB Stuttgart: Herbert Lemke, Otto Rau, Eugen Hofmann und Gunter Hekel (von links). Foto: Sandra Brock

. . . gefällt den Kölnern richtig gut: Fünf Murrer sind glühende Fans des 1. FC Köln und drücken morgen gegen den VfB die Daumen

Murr - Herbert Lemke war neun Jahre alt, als er eine Entscheidung traf, die heute noch gilt. Am 12. Mai 1962 lief das Fußballspiel Köln gegen Nürnberg beim Nachbarn im Fernsehen. Und der Bub beschloss, künftig der Mannschaft anzuhängen, die das Spiel für sich entscheiden würde. Es war der 1. FC Köln.

Bei Gunter Hekel, Eugen Hofmann, Alfred Seiter und Otto Rau lief es ganz ähnlich. Hekel wurde Fan, als der 1. FC Köln 1963 Meister wurde, Eugen Hofmann hat sich beim Weltmeisterschafts-Endspiel 1966 von den FC-Spielern überzeugen lassen.

Seither jedenfalls ist der 1. FC Köln ihr Verein und sie gehen mit ihm durch Dick und Dünn. In ihrem kleinen, aber feinen Murrer Fanclub, haben die fünf Männer zuletzt die Meisterschaft ihres Vereins und den Wiederaufstieg in die erste Fußball-Bundesliga gefeiert. Gerade fiebern sie dem Spiel VfB Stuttgart gegen den 1. FC Köln am morgigen Samstag entgegen.

VfB-Fan zu werden, wie es überwiegend im Schwabenland üblich ist, „darüber habe ich nicht eine Sekunde lang nachgedacht“, sagt Herbert Lemke und lacht. Auch, wenn die Herren sich deswegen immer wieder etwas anhören müssen. „Wie kann man Schwabe und Köln-Fan sein?“, werden die fünf immer wieder gefragt. Aber das sieht das Quintett gelassen. „Wenn jeder VfB-Fan wäre, gäbe es am Stammtisch ja gar keine Diskussion“, findet Lemke.

Und was die Schwaben seltsam finden, finden die Kölner dagegen unfassbar gut. Denn wenn der Murrer Fanclub zu einem Spiel der Jungs in die Domstadt reist, können sie sich auf die Gastfreundschaft der Kölner verlassen. „Wir fallen dort natürlich durch unseren Dialekt auf“, sagt Gunter Hekel. „Aber dass wir als Schwaben Köln-Fans sind, finden die super. Deshalb bekommen wir immer mal wieder von wildfremden Leuten ein Bier spendiert.“

Fahren die Murrer nach Köln – das ist etwa zweimal pro Jahr der Fall – haben sie ihre festen Rituale. Auf dem Hinweg wird immer an der Raststätte Moselbrücke Station gemacht, und während die Männer ein Bierchen trinken, steht Geißbock Hennes auf dem Autodach. Das Plüsch-Maskottchen begleitet die Murrer seit gut 20 Jahren. Ins Stadion darf er aber nicht mit. Dorthin geht es traditionell über einen Stopp im Kölner Dom, wo eine Kerze angezündet wird. Entlang am Rheinufer laufen die Männer weiter – erst zu ihrer Fankneipe „Zum Fass“, dann ins Stadion.

Dass Letzteres auch in der zweiten Liga mit 40 000 Fans gut voll war, begeistert die Murrer. „Wenn Köln in die Regionalliga absteigen würde, wären es trotzdem so viele“, glaubt Otto Rau. „Die Stadt pulsiert mit dem Verein“, fügt Hekel an.

Ein weiterer Abstieg, daran wollen die fünf Murrer aber gar nicht denken. Dass sie als Köln-Fans Kummer gewohnt sind, geben sie aber offen zu. „Früher war der FC die Macht in der Liga – so wie heute der FC Bayern“, sagt Otto Rau. Aber auch, wenn es seit Ende der 80er Jahre sportlich nicht mehr immer rund läuft, „bleiben wir weiterhin treue Fans“.

Und sie bleiben realistisch. Vor der Runde haben sie getippt, auf welchem Rang der 1. FC Köln die Liga beendet. Ihre Schätzungen bewegen sich zwischen dem zehnten und dem 14. Tabellenplatz. Auch beim Spiel am Samstag gegen den VfB sind sie sich einig: „Der FC wird nicht verlieren“, sagen die Männer unisono. Eugen Hofmann wird im Stadion sein: „Ich tippe auf ein Unentschieden.“