Foto: Werner Kuhnle

Marcel Fehr und Marc Dülsen plaudern bei der Auftaktveranstaltung zum 16. mz3athlon aus dem Nähkästchen.

Steinheim - Leise Klaviermusik erfüllt den Raum, während ein Besucher nach dem anderen im Bürgersaal des Murrer Rathauses eintrifft. Kurz vor 19.30 Uhr am Dienstagabend sind die Plätze so gut wie belegt, die Musik wird leiser, Moderator Achim Seiter schnappt sich das Mikrofon und mit einem Schlag wird es humvorvoll bei der Auftaktveranstaltung zum 16. mz3athlon. Mit seiner bekannt spontanen und schlagfertigen Art führt Seiter durch den Abend und entlockt den Protagonisten einen kernigen Spruch nach dem anderen. Egal ob Graffiti-Sprayer Pit Schulz, Läufer Marcel Fehr oder Triathlet Marc Dülsen – sie alle werden am Dienstagabend Opfer Seiters liebevoller Sticheleien.

Nicht bei Nacht und Nebel, sondern vor Publikum darf Graffiti-Sprayer Pit Schulz diesmal ran. Eine ungewohnte Situation für den Künstler, der „sonst eher für sein Werk zahlen muss, anstatt Geld zu bekommen“, wie der Moderator süffisant anmerkt. „Das ist ganz ungewohnt“, gibt Pit zu, lässt sich dann aber nicht aus der Ruhe bringen. Mit dem Rücken zum Publikum steht er auf dem Balkon des Bürgersaals und legt los. Mal mit Atemmaske, mal ohne. Aber immer mit einer Sprühdose in der Hand. Rund eine Stunde benötigt er – dann ist sein Werk fertig. Die Zuschauer können ununterbrochen zuschauen, wie das mz3athlon-Graffiti entsteht. Auf der „Bühne“ unterhalten derweil Marcel Fehr und Marc Dülsen. Die beiden Sportler plaudern über Lust und Frust eines Berufs-Sportlers.

Während Mittelstreckenläufer Marcel Fehr derzeit alles auf sein Ziel, die Olympischen Spiele in Rio 2016 ausrichtet, kämpft Triathlet Marc Dülsen für seinen großen Traum, den Ironman in Hawaii. Im Oktober möchte er dort antreten. Aktuell fokussiert sich der 29-Jährige, der dem Murrer Team Silla Hopp angehört, deshalb voll auf die Qualifikation. „Natürlich setzt man sich in meinem Alter auch mit den Themen Familienplanung und Hauskauf auseinander, momentan ist es aber keine Option. Arbeiten kann ich noch lange, den Sport machen aber wahrscheinlich nicht. Deshalb bin ich voll dabei“, verrät er. Zweifel gab es, gibt es trotzdem. In diesem Jahr sogar so viele wie noch nie. Erst Recht in Momenten, in denen man seine Sportart mit anderen vergleicht. Im Bezug auf das liebe Geld.

„Wenn man sieht, was man alles aufopfert, dann ist es heftig zu sehen, was andere Sportler, die zum Teil weniger machen, verdienen. Aber das darf man nicht vergleichen“, meint er. Marcel Fehr nickt. Auch er kennt diese Gedanken, unschöne Momente in seiner Sportlerlaufbahn. 2012 hatte der Läufer besonders viel Zeit zum Nachdenken. Es war sein „Seuchenjahr“, eine Verletzung jagte die nächste. Nun ist er wieder fit und gut drauf. Das erzählt auch Freundin Hanna Klein, die im Publikum sitzt. „Knatschig wird er nur, wenn es irgendwo zwickt“, verrät sie. Hanna, selbst Läuferin, will ebenfalls nach Rio. Die Challenge: „Wer zu Hause bleibt, muss putzen“, wirft Marcel Fehr ins Gespräch zwischen Seiter und Klein ein und erntet dafür viele Lacher. Ebenso wie Marc Dülsen, der auf Seiters Aussage „Deine Freundin ist ja Ärztin und kann dich pflegen“ trocken antwortet: „Sie ist Frauenärztin.“ Es sind genau diese Wortgefechte, die den Abend wieder einmal zu einem besonderen machen. Mit leiser Klaviermusik und anschließenden netten Gesprächen klingt er aus.