Mit einem Lächeln auf den Lippen denkt Triathlet Fabian Knobelspies an die Strapazen auf Hawaii zurück. Foto: Werner Kuhnle

Fabian Knobelspies vom Team Silla-Hopp hat bei der legendären Ironman-WM auf Hawaii Platz 124 erreicht.

Murr - Eigentlich wollte Fabian Knobelspies die Ironman-Weltmeisterschaft auf Hawaii bereits vor einem Jahr absolvieren. Monatelang hatte sich der Triathlet vom Murrer Team Silla Hopp intensiv vorbereitet, um die Qualifikation zu schaffen. Um sich den Traum von der Teilnahme am legendärsten Rennen dieser Sportart zu erfüllen. Er war gut in Form – doch dann der Rückschlag: Zwei Wochen vor dem Frankfurt-Ironman, bei dem er gute Aussichten auf die Hawaii-Qualifikation hatte, brach er sich bei der Challenge Heilbronn das Schlüsselbein, als er mit dem Rad aus der Kurve flog. „Ich weiß bis heute nicht, warum mir das passiert ist“, sagt der 30-Jährige. „Vielleicht bin ich einfach zu viel Risiko gegangen.“ Zehn Wochen lang durfte er seine Schulter nicht belasten. Hawaii 2017 war passé.

Als wir Fabian Knobelspies an diesem Dienstag, mehr als ein Jahr später zum Interview treffen, ist der Ludwigsburger dennoch bestens gelaunt. Immer wieder kommt ihm ein ansteckendes Sunnyboy-Lächeln über die Lippen. Der Grund: Im zweiten Anlauf konnte er sich den Traum von Hawaii doch erfüllen. Im Oktober belegte er mit der starken Zeit von 9:05:03 Stunden Rang 124 bei den Männern. Eine „Bombenzeit“, ist Knobelspies glücklich. Eine, die er „vorher immer unterschrieben hätte“. Und sowieso: Finisher auf Hawaii – was gibt’s für einen Triathleten Schöneres, Größeres?

Seine Eindrücke von diesem Erlebnis schildert er entsprechend detailliert, als er vor seiner Tasse Kaffee sitzt. Fast vier Wochen liegt der Wettkampf zurück, der mit dem Rekordlauf von Sieger Patrick Lange samt Heiratsantrag an seine Freundin für Schlagzeilen sorgte. „Es heißt ja immer, dieses Rennen hat einen besonderen Spirit. Für mich war das vorher alles schwer vorstellbar. Wenn man aber auf der Insel ankommt, merkt man gleich, dass dies das wichtigste Rennen weltweit ist. Der Triathlon wird dort mit jeder Pore geatmet“, so Knobelspies. Im Ort Kona mit 12 000 Einwohnern tummeln sich für ein paar Tage 2300 Athleten, dazu unzählige Händler, Begleiter und Pressevertreter.

Bei all diesen Eindrücken stellt sich Fabian Knobelspies zunächst jedoch eine nicht ganz unwichtige Frage: Wie um Himmels Willen soll ich hier Sport machen? „Als ich zehn Tage vor dem Rennen aus dem Flugzeug stieg, bin ich wie gegen eine Wand gelaufen. Dabei war es halb Neun abends. Es war einfach zu warm und zu schwül – zumindest hatte ich zwei Tage lang dieses Gefühl“, so der Silla-Hopp-Athlet, den das aber nicht ganz unerwartet traf. Daher hatte er sich vorab kein großes Ziel gesetzt. „Natürlich wäre die Top 100 schön gewesen. Bei einem Ironman, gerade auf Hawaii, kann aber so viel passieren. Da wäre es eher bescheuert, ein festes Ziel zu formulieren. Ich wollte einfach gut durchkommen.“

Doch bis zum Start akklimatisiert sich der 30-Jährige. Und das ermöglicht ihm ein Rennen, auf das er zufrieden zurückblickt. „Es lief nicht alles 100-prozentig glatt. Das macht mich nun aber ein Stück weit stolzer, denn ich konnte diese Probleme regeln, ohne mich groß beirren zu lassen.“ Beispielsweise habe es schon vor dem Startschuss Positionskämpfe im Wasser gegeben. „Ich bin dann lieber etwas zurück und in vierter oder fünfter Reihe gestartet.“ Aus dem Pulk kam er während der 3,86 Kilometer im offenen Meer nie heraus. „Du hast die ganze Zeit das Salzwasser im Mund, dazu kommen die Wellen. Und du musst schauen, dass du nicht vom Nebenmann etwas abbekommst. Die Ideallinie konnte ich dennoch halten.“

Überraschend windstill war es dann während der 180,2 Kilometer auf dem Rad. „Es geht oft nur geradeaus. Ich empfand das aber als ganz angenehm“, so der Ludwigsburger. Nach 100 Kilometern bröselte das Feld etwas auseinander – Knobelspies konnte Plätze gutmachen. „Da begann auch die entscheidende Phase, in der sich zeigt, wer sich die Kräfte gut eingeteilt hat.“ Und was auf dem Rad noch okay war, ging beim abschließenden Marathon dann an die Psyche: „Die Eintönigkeit der Umgebung, das ist schon extrem. Dazu hat die Sonne extrem runtergeknallt. Das Laufen bin ich deshalb langsamer als sonst angegangen.“ Auch das sollte sich aber auszahlen – im Zielkanal konnte er sich noch mehrere Positionen nach vorne kämpfen. „Darüber bin ich eigentlich am glücklichsten“, so der Triathlet.

Die andere Seite dieser Medaille: „Da es noch um Plätze ging, konnte ich den Zieleinlauf gar nicht groß genießen. Ich war einfach nur froh, dass das Rennen vorbei war. In Kona gibt es noch so viele Kurven zu laufen. Und selbst wenn es nur noch 800 Meter bis ins Ziel sind, fragt man sich: Warum geht’s jetzt nicht auf direktem Wege dorthin“, sagt er schmunzelnd im Rückblick.

Der Genuss kam dafür wenig später. Nicht nur, weil er mit zwei Freunden und auch alleine noch für zwei Wochen die Hawaii-Inseln erkundete, sondern weil sich all die Strapazen gelohnt haben. Um das einschätzen zu können: Vor dem Wettkampf trainierte Fabian Knobelspies an zwei Tagen pro Woche morgens vor der Arbeit, dazu fast täglich am Abend. Am Wochenende stand zudem eine Radausfahrt über fünf, sechs Stunden an.

Strapazen, die jetzt vorerst der Vergangenheit angehören. Denn nach dem Finish auf Hawaii muss sich Fabian Knobelspies erst einmal orientieren, wohin sein sportlicher Weg führen soll. Wie gesagt: Mehr als Hawaii geht in diesem Bereich einfach nicht. „Gerade bin ich noch in einem Loch, aber das liegt vielleicht auch am November“, sagt er lachend. Ein zweiter Start auf Hawaii? Für den Mitarbeiter der Stadt Ludwigsburg im Bereich Baurecht durchaus vorstellbar.

Neue Reize im Ausdauersport kann er sich aber auf jeden Fall gut vorstellen. „Triathlon ist einfach der Sport der am besten zu mir passt“, so Fabian Knobelspies, der auch dank seines älteren Bruders Christoph vor acht Jahren diesen Weg eingeschlagen hatte. „Mit den Leuten in diesem Sport macht es einfach immer Spaß. Vielleicht auch, weil dieser doch recht harte Sport zusammenschweißt. Die Ligen-Wettkämpfe jedenfalls sind wie Familientreffen.“ Dazu komme die hohe Eigenverantwortung, die ihm am Triathlonsport gefalle. „Meine Trainingsgestaltung plane ich weitgehend selbst. Dabei reflektiert man unglaublich viel, probiert aus, reagiert auf Auswirkungen, zieht Schlüsse daraus. Dieser Prozess macht einfach Spaß. Und der Reiz für mich ist es herauszufinden, was neben dem Berufsleben so möglich ist.“

In der Jugend hatte Fabian Knobelspies noch in Ludwigsburg Basketball gespielt, während des Studiums dann mit dem Sport pausiert. Jetzt, mit Anfang 30, ist er Hawaii-Finisher. Also genießt er momentan erst einmal das Erreichte – gerade auch in Anbetracht des Rückschlags in Heilbronn vor etwas mehr als einem Jahr.