Maren Gottschalk hat eine Biografie über Astrid Lindgren verfasst. Foto: Werner Kuhnle

Maren Gottschalk hat in der Ortsbücherei über Astrid Lindgren berichtet, deren Leben auch Schattenseiten hatte.

Murr - Maren Gottschalk hat am Mittwochabend in die Murrer Ortsbücherei eingeladen, um einen Blick auf das faszinierende Leben der Astrid Lindgren zu werfen. Die Biografin und Schriftstellerin las in der Einrichtung anlässlich des 110. Geburtstages der schwedischen Kultautorin aus der von ihr verfassten Biografie „Jenseits von Büllerbü – das Leben der Astrid Lindgren“. Diese hatte sie zu ihrem 100. Geburtstag verfasst und dafür Personen des direkten Umfeldes von Astrid Lindgren interviewt, wie ihre Tochter Karin sowie ihre Freundin und Kollegin Kerstin Kvint.

Zu Beginn erzählte Maren Gottschalk von Lindgrens Kindheit, die geprägt von Disziplin, Haushalt und Spaß war. Schon in jüngsten Jahren las Lindgren Bücher und verschlang diese regelrecht – dies sollte sich durch ihr ganzes Leben ziehen. Auch die familiären Verhältnisse der damaligen Astrid Ericsson anhand der starken emotionalen Bindung zu ihrem Vater erläutert. Mit zunehmendem Alter wurde ihr Wunsch nach Anerkennung Gleichaltriger und Zuneigung größer, aber ihre negative Meinung über sich stand ihr im Weg und sie flüchtete sich in die Welt der Bücher. Nach dem Schulabschluss folgten ein Volontariat und eine ungeplante Schwangerschaft, wodurch sie den Missmut ihres Heimatdorfes zu spüren bekam. Zum einen da sie unverheiratet war und zum anderen, da sie ein Kind von einem verheirateten Mann bekam.

Sie zog alleine nach Stockholm und brachte in Kopenhagen ihren Sohn Lars zur Welt. Dieser wuchs allerdings die erste Zeit, bis Lindgren eine Ausbildung und einen festen Wohnsitz hatte, bei Pflegeeltern auf, bis sie ihn später zu sich holte. Allerdings war das Verhältnis zu ihrem Sohn immer sehr schwierig. In dieser Zeit lernte Lindgren die schlechten Dinge des Lebens kennen, diese Erfahrungen brachte sie teilweise auch in ihren Büchern unter. Gefühle wie Wut, Hass, Trauer, Liebe und Freude verarbeitet Astrid Lindgren in den verschiedensten Gestalten in „Mio mein Mio“, „Die Gebrüder Löwenherz“ und „Im Land der Dämmerung“.

Astrid Lindgren heiratete dann Sture Lindgren und brachte ihre Tochter Karin zur Welt, doch ein Verhältnis zu ihrem großen Bruder bestand nie aufgrund des großen Altersunterschiedes. Von Anfang an arbeitete Lindgren und erzog nebenher die Kinder. Diese waren es gewohnt, dass ihre Mutter viel unterwegs war, aber dennoch für sie da war.Durch die Krankheit ihrer Tochter entstand die Erzählung der Pippi Langstrumpf, die zu frech und unzivilisiert war für damalige Verhältnisse und den Verlagen zu riskant war, da Pippi kein Idol darstellte und die Angst zu groß war, dass die Kinder sich an ihr ein Beispiel nehmen würden.

Jedoch gewann Astrid Lindgren mit ihrem Buch über die Geschichten der Pippi ein Gewinnspiel und schaffte mit der Veröffentlichung einen riesigen Sprung nach vorne – all das, obwohl sie nie Schriftstellerin werden wollte. Innerhalb von zehn Jahren veröffentlichte sie ganze 18 Bücher. Besonders an ihrer Arbeit ist dabei, dass nur sie selbst daran Hand anlegte, kein Lektor las ihre Bücher jemals bevor sie veröffentlicht wurden. Sie formulierte solange ihre Sätze um, bis sie schließlich aus ihrer Sicht optimal waren. Im späteren Verlauf war ihr es wichtig den Kindern in den Büchern nicht nur die positiven Seiten aufzuzeigen, sondern auch die manchmal unschöne Realität miteinfließen zu lassen.