Diese Legeleine mit Futterkorb ist unter anderem verwendet worden. Foto: Angelverein

Der Angelverein beklagt einen starken Verlust im Fischbesatz. Die Wilderer arbeiten mit Legeleinen, Harpunen und Reusen.

Murr - Der Feuersee im Hardtwald ist von Schwarzanglern weitgehend leer geräumt worden. Das berichtet Philipp Eberle, Erster Vorsitzender des Vereins, auf Nachfrage unserer Zeitung. Er beziffert den Verlust auf etwa 75 Prozent des ursprünglichen Besatzes. „Es kam für uns überraschend – das Ausmaß ist sehr krass“, sagt Eberle. Vor drei Jahren habe der Verein die ersten Mitteilungen bekommen, als Wanderer Schwarzangler bemerkten. „Damals wurden Leute gesehen, die Stöcke zusammengebunden hatten.“ Der Verein ging da noch davon aus, dass das nur Amateure waren, die sich Angelruten eher stümperhaft bastelten.

Im Laufe der Zeit verstärkte der Angelverein seine Kontrollen und bemerkte zum Beispiel Legeleinen mit Haken. „Rund um den See waren von Bäumen aus zwölf Leinen mit Ködern gespannt“, berichtet Eberle. Die Fische hingen dann ein bis zwei Tage lang am Haken und würden dann abgeräumt. „Das ist in den USA verbreitet, nicht aber bei uns“, erklärt der Vorsitzende.

Der Angelverein stellte dann Schilder auf. Die Schwarzangler waren aber trotzdem weiter am Werk. „Wir haben einen Speer gefunden, der mit einem Widerhaken versehen ist und wie eine Harpune aussieht“, erzählt Philipp Eberle. Die Wilderer jagten damit offenbar Karpfen, die sonst immer auftauchen, wenn Spaziergänger ihre Brotreste in den See werfen. Diese Gewohnheit machten sich die Schwarzangler zunutze. Ebenfalls zum Einsatz kamen Reusen. Das sind kegelförmige Netzschläuche, die auf dem Gewässerboden stehen. In ihnen verfingen sich im Feuersee unter Wasser Karpfen, Rotaugen und Brachsen.

Genau bezifferbar ist der Verlust, weil der Murrer Angelverein den Fischbesatz von vor sechs Jahren noch kennt. „Damals haben wir den See abgelassen, um ihn zu säubern, und wir haben neue Tiere eingesetzt.“ Die Fangzahlen des Vereins seien dokumentiert – als etwa zehn Mitglieder kürzlich am See angelten, sei an zwei Terminen nur noch ein einziger Fisch gefangen worden. Andere Gründe für den Fischverlust schließt Philipp Eberle aus. „Der Kormoran hat zwischen den Bäumen im Wald keine richtige Start- und Landemöglichkeit.“ Und ein Fischsterben wäre von den vielen Spaziergängern im Hardtwald bestimmt gemeldet worden.

Welche Personengruppe in Verdacht kommen könnte, ist Eberle nicht ganz klar. Allerdings entwickelten zuweilen Angler aus Osteuropa großes Geschick, Gewässer ohne Fischereierlaubnis leer zu räumen. „Wir haben einmal einen angetroffen – der hat gesagt, dass er nicht so gut Deutsch könne und dass er nicht wüsste, dass das Angeln hier verboten sei“, erzählt Eberle, der aber nicht glaubt, dass der Mann die Wahrheit gesagt hat. Ein anderer Mann sei einmal im Tarnnetz im Wald gesehen worden. „Als die Polizei kam, ist er in den Wald gelaufen.“ Zwar standen Autos auf dem Parkplatz Rohrtälesweg, doch habe die Polizei gesagt, man müsse schon jemanden beim Angeln sehen, um einen richterlichen Durchsuchungsbefehl für das Auto zu erwirken. „Da fühlten wir uns im Stich gelassen.“ Tatsächlich müsse man eine verdächtige Person einem Auto zuordnen können, um es durchsuchen zu dürfen, erklärt Peter Widenhorn, Sprecher des Polizeipräsidiums Ludwigsburg.

Bei Kontrollen sollten die Vereinsmitglieder Verdächtige nicht direkt ansprechen, da dies gefährlich sein könnte, sagt Philipp Eberle. Sie sollen weiter die Polizei per Handy zu Hilfe rufen – auch wenn es dauere, bis eine Streife komme.

Entmutigen lassen wollen sich die 47 aktiven Mitglieder im Angelverein nicht. „Der See muss sowieso alle zehn bis zwölf Jahre leer gemacht werden, da er sonst verschlammt“, sagt Eberle. Es gebe Pläne, den Fischbesatz zu erneuern. Der Verein engagiere sich in der Landschaftspflege auch mit einer Putzete entlang des Murrufers.

Gut unterstützt sehen sich die Angler von der Gemeinde, die den Pachtvertrag für zwölf Jahre verlängerte. Wegen der Verlustes der Fische erlässt die Kommune die Pacht von je 300 Euro für fünf Jahre.