Der Rathaussturm eroberte auch in diesem Jahr die Herzen vieler Murrer. Foto: avanti

Der Rathaussturm am Samstag um 11.11 Uhr eroberte auch in diesem Jahr die Herzen vieler Murrer.

Murr - Trotz Kälte und Regen hießen die Murrer die fünfte Jahreszeit mit der liebgewonnenen Tradition des Rathaussturms willkommen. Mit Schirmen und regendichter Kleidung bevölkerten sie den Dorfplatz, wo auch die bunt gekleideten Akteure, die Murr’mer Carnevalsfreunde – allen voran der Elferrat und die Gardemädchen - die Vorfreude mit den Besuchern teilten. Zahlreiche Vertreter befreundeter „Fasnets“-Vereine aus Nah und Fern zeigten ebenfalls ihr Interesse an dem fröhlich-lautstarken Spektakel.

Und das wurde mit seinem Start um 11.11 Uhr auch von der schrägen Guggenmusik der Gässlesfetzer und dem dreifachen „Murrtal Helau“-Ruf, mitreißend untermalt. Doch auch die Gemeindeverwaltung ist bestrebt, das Geschehen für alle Beteiligten zu einem Erlebnis zu machen: so zeigte Bürgermeister Torsten Bartzsch und seine Mäusegarde auch in diesem Jahr Gegenwehr mit originellen Ideen. Ganz so einfach lassen sich die gewitzten Nager nämlich nicht erobern. Der symbolische Rathausschlüssel hing deshalb hoch droben in der Luft – „mit Mäusefallen gesichert“, wie die Vizepräsidentin der Carnevalsfreunde, Sibylle Szüsz konstatierte.

Auf dem Balkon räkelte sich jemand auf einem überdimensionalen Bett, von dem zunächst nur die Füße erkennbar waren, bevor das schmunzelnde Gemeindeoberhaupt in Nachthemd und Zipfelmütze erschien. Schließlich prangte in großen Lettern an der Rathaustür: „Bürger- und Schlafhaus“. Das war überdies „wegen Übermüdung“ und besonders auch „samstags geschlossen“. Das Bett eifrig vorgewärmt hatte der gleichermaßen zipfelbemützte Hannes, in der Gestalt von Ralf Heidinger, der dafür mit einem Schnäpschen belohnt wurde. „Schließlich muss doch der Staub aus den Zähnen“, so der Schultes.

Doch an ein Nickerchen war nicht zu denken. „Aufstehen“ ertönte der Chor der im Regen Stehenden; eine Forderung, die mit dem Schnattern der Rätschen unterstützt wurde. Und als ordentlicher Schwabe schüttelt man sein Bettzeug auf. Dabei regnete es Luftballons und Süßes von oben, was besonders die Kinder erfreute. Und selbst ein kleines Feuerwerk wurde entzündet: Leuchtende Miniraketen entschwanden warnend in den wolkengrauen Himmel. Wer aber nicht entschwand, das war der Bürgermeister. Die Rathauseroberer bahnten sich daher unbeirrt ihren Weg auf dem mit Banderolen versperrten Treppenaufgang, hoch in den Bürgersaal. Von zwei kleinen Gardemädchen an der Hand geführt, konnte sich Torsten Bartzsch nicht wiedersetzen und ergab sich in sein Schicksal. Das dauert nun bis Aschermittwoch an und beschert dem Rathauschef eine neue Aufgabe, die ihm vom Elferrat überbracht wurde. Denn von jetzt an hat der Schultes die Funktion eines Nachtwächters auszuüben. Und der spendierte allen Anwesenden erst mal ein Glas Sekt.