Samuel Harfst (links) und Samuel Koch Foto: Pressefoto

Mit einer Konzertlesung wollen Samuel Harfst und Samuel Koch in der Gemeindehalle die Besucher berühren.

Murr- Es sind gleich zwei Samuels, die am 8. Juli zu einer Konzertlesung in die Gemeindehalle nach Murr kommen. Doch die Biografien der beiden Künstler mit demselben Vornamen dürften sehr verschieden sein. Der eine, Samuel Harfst, war als Straßenmusiker unterwegs, bis er es schließlich ins Vorprogramm von Whitney Houston schaffte. Der andere, Samuel Koch, ist all jenen bekannt, die mit vielen weiteren Zuschauern, vor Schreck erstarrt am Fernseher saßen, als der mutige, junge Mann im Dezember 2010, in Thomas Gottschalks Fernsehshow „Wetten dass…?“ schwer verunglückte.

Kochs vierter Versuch, mit Sprungstiefeln und per Vorwärts-Salto über ein fahrendes Auto zu springen, scheiterte. Der erfahrene Turner stürzte und blieb regungslos am Boden liegen. Seither ist der Mann vom Hals abwärts querschnittsgelähmt. Seine Erfahrungen und den Umgang mit der Behinderung hat Samuel Koch, der auch als ausgebildeter Schauspieler tätig ist, unter anderem in seinen eigenen Büchern verarbeitet. Sein neuestes Werk „Rolle vorwärts“ bildet die Grundlage für den literarischen Teil der Konzertlesung, an der sich sein Kollege Samuel Harfst mit Band und eigenen Songs präsentieren wird. Nachvollziehbar, dass ein solcher Abend vor Tiefgang und Berührbarkeit vermutlich nur so strotzt. Denn die beiden Künstler sind eigenwillige Denker, die aber auch den Humor ins Spiel zu bringen verstehen. Mit den inzwischen mehr als 100 gemeinsamen Auftritten ist für die Künstler auch „viel mehr Spontanität in das Miteinander gekommen und erhöht so noch einmal den eigenen Spaß“, wie Samuel Harfst im persönlichen Gespräch verdeutlicht.

Samuel Koch ist 2014 nicht nur als festes Ensemblemitglied am Staatstheater Darmstadt engagiert worden. Einigen Zeitgenossen dürfte er darüber hinaus durch seinen Auftritt in der Telenovela „Sturm der Liebe“ bekannt sein. Außerdem hat er im Kinofilm „Honig im Kopf“, der von Til Schweiger produziert wurde, die Rolle des Bahn-Mitarbeiters am Schalter übernommen. Die beiden Samuels aber haben bereits im Jahr 2013 mit dem gemeinsamen Tour-Programm begonnen. Was als „Schnapsidee nur mal so dahin gesagt wurde“, aus dem hat Harfsts Bruder David „Ernst gemacht“ und die Konzertlesung entwickelt. Seither sind die Künstler regelmäßig und mit großem Erfolg unterwegs, denn ihre Konzertlesungen sind meist ausverkauft. Harfst macht die „Zusammenarbeit mit Sammy unglaublich viel Spaß. Er ist megaprofessionell und arbeitet konsequent weiter an sich, etwa an der Mimik oder der Stimme. Außerdem ist er ein unglaublich aufgeweckter Mensch.“

Samuel Harfst wird bei der Veranstaltung in Murr Lieder aus seinem neuesten Album „Endlich da sein, wo ich bin“ präsentieren. Es ist das achte Studioalbum von ihm und soll „all das Vertraute der letzten zwölf Jahre auf überraschend ehrliche und authentische Weise auf ein neues Level bringen“. Harfst ist ein kritisch denkender Künstler – und er ist auf der Suche nach dem göttlichen Funken. Seine Art zu glauben schließe den Zweifel nicht aus. Vielmehr „überwindet der Glaube die Zweifel wie ein Fliegender die Schwerkraft“, ist sich Harfst sicher, der aber auf keinen Fall missionarisch wirken will. Der Künstler in ihm drückt sich, seine Vorstellungen und die Gefühle, intensiv mit den berührbaren Songs aus. Er „liebt handgemachte Musik, die von Herzen kommt“.

Dass sein Konzept Erfolg hat, dürften die acht bereits veröffentlichten Alben zeigen. Inzwischen verbindet den 31-Jährigen eine enge Freundschaft mit dem knapp ein Jahr jüngeren Samuel Koch, der die Konzerte mit seinen Lesungen bereichert. Harfst hatte für den Verunglückten schon zu Zeiten gespielt, als dieser noch im Krankenhaus lag. „Wir haben uns gleich richtig gut verstanden und festgestellt, dass es zwischen uns passt“, erinnert sich Harfst, der den Kollegen danach „erst einmal aus den Augen verloren hatte“. Nun treten die zwei Männer gemeinsam auf und wollen dabei auch erzählen, was sie miteinander verbindet.