Der Rundgang führt die Gruppe auch zum ehemaligen Thürrauch-Gelände. Dort entsteht derzeit in der Nachverdichtung Geschosswohnungsbau. Foto: Oliver von Schaewen

Bei einem Rundgang mit dem Bürgermeister Torsten Bartzsch haben rund 50 Murrer die Politik vor der eigenen Haustüre hautnah erlebt.

Murr - Vertiefte Einblicke in die Kommunalpolitik haben rund 50 Teilnehmer an der Veranstaltung „Murr im Wandel der Zeit“ erhalten. Der Bürgermeister Torsten Bartzsch führte die Gruppe im Rahmen der Volkshochschul-Reihe „Politik.live“ am Samstagnachmittag etwa zwei Stunden lang durch den Ort. „Ich möchte Ihnen zeigen, was sich hier tut und was in der nächsten Zeit ansteht“, sagte der Verwaltungschef, bevor es auf den vier Kilometer langen Spaziergang ging.

Erster Besuchspunkt war das Feuerwehrhaus im Lindenweg. Das Gebäude soll nach 31  Jahren für rund 500 000 Euro saniert und mit einem Materialraum erweitert werden. Außerdem wird es an das Blockheizkraftwerk der Gemeindehalle angeschlossen. „Es ist sinnvoll, hier zu investieren“, sagte Bartzsch angesichts des Alters von drei Jahrzehnten. Auch sei man stolz eine Freiwillige Feuerwehr zu haben, denn eine Berufswehr käme die Gemeinde ungleich teurer.

Auf dem Neuen Friedhof setzt die Gemeinde weiter auf Urnenstelen und folgt dem allgemeinen Trend. Im Jahr 2020/21 werde ein komplettes Grabfeld frei. Man sei offen für weitere alternative Bestattungsformen, erklärte der Bürgermeister. Auch seien muslimische Gräber ein Thema, zumal sich immer mehr Menschen aus islamischen Ländern, die heimisch geworden seien, auch hier beerdigen lassen.

Im Neubaugebiet Langes Feld VI erklärte Torsten Bartzsch die Doppelstrategie der Gemeinde in der Wohnbaupolitik: „Wir wollen hier draußen jungen Familien aus dem Ort eine Perspektive bieten.“ So seien mehr als 90  Prozent der 42 Baugrundstücke an sie vergeben worden. Die Gemeinde habe das Land für 380 Euro pro Quadratmeter günstig verkauft, trotz einer immensen Nachfrage. So habe das benachbarte Benningen kürzlich Grundstücke versteigert und Preise von teilweise 600 Euro auf dem laut Bartzsch „überhitzten“ Markt erzielt. Die Gemeinde Murr könnte das Neubaugebiet Im Langen Feld noch um ein Stück in Richtung Pleidelsheim erweitern.

Später zeigte der Bürgermeister der Gruppe die zweite Zielrichtung der Murrer Wohnbaupolitik. So entstehen in der Nachverdichtung Geschosswohnungen auf dem Thürrauch-Areal, das im Ortsinnern liegt. Das seien zwar keine Sozialwohnungen, aber durch den Einzug dort würden an anderer Stelle Wohnungen für Menschen frei, die auf niedrige Mieten angewiesen seien. Bartzsch versprach, die Gemeinde würde in     der Frauenstraße weitgehend einen 1,50  Meter breiten Gehweg bauen, um mehr Sicherheit zu schaffen, allerdings habe es die Eigentümergemeinschaft eines Hauses abgelehnt, der Gemeinde Grund und Boden für den Gehweg zu verkaufen. So werde er nicht ganz durchgängig.

Unweit des Thürrauch-Areals will die Gemeinde das Kleeblatt-Heim auf der benachbarten Wiese erweitern. Bartzsch verteidigte die geplante große Baumaßnahme, der neben der Wiese auch drei schöne Kastanien zum Opfer fallen würden. „Wir wären schlecht beraten, wenn wir nichts tun würden“, sagte er, denn der Bedarf an Pflegeplätzen sei groß. Im jetzigen Kleeblatt-Heim gebe es 25 Plätze, es fallen aber vier von acht Pflegebetten davon weg, weil nur noch Ein-Bett-Zimmer erlaubt seien. Mit dem neuen Heim, in dem es 24 Zimmer geben soll, könnten dann insgesamt 45 Plätze bereitgestellt werden.

Zuvor hatte Bartzsch den Teilnehmern die Baustelle am Kreisel gezeigt und das Verkehrskonzept erklärt. Er bedauerte die Behinderungen und die Umsatzeinbußen der Unternehmer im Langen Feld, doch habe das Landratsamt Ludwigsburg klare Vorgaben gemacht, wozu der Verkehrsfluss auf dem Autobahnzubringer und die Pünktlichkeit der Busse, weshalb man die Marbacher Straße nur in eine Richtung freigegeben habe. Im Gewerbegebiet selbst soll es für Fußgänger sicherer werden, da Lastwagen durch weitere Bauprojekte nicht mehr am Rand halten könnten. Tempo 30 sei in Gewerbegebieten nicht möglich, so Bartzsch, aber man werde im Gemeinderat versetzte Pflanzenkübel noch besprechen.

Weitere Stationen waren die Kirchgasse, wo es um die Ortskernsanierung ging sowie der Hermannsplatz, wo das neue Jugendhaus gebaut wird. Zum Schluss stärkten sich die Teilnehmer gemeinsam in einer der Flüchtlingsunterkünfte an der Hindenburgstraße.