Die Kreuzung (obere Bildmitte) wird zum Kreisel Foto: Werner Kuhnle

Die Verkehrsanlage zwischen dem Gewerbegebiet Langes Feld und der Bergkelter wird nicht für die zuvor geschätzen 640 000 Euro, sondern für rund 828 000 Euro realisiert.

Murr - Eine Kröte schlucken heißt, sich mit einem unangenehmen Sachverhalt abfinden. Genau das taten die Murrer Gemeinderäte am Dienstag, als sie mit langen Zähnen der Auftragsvergabe für den Bau des Kreisverkehrs zwischen dem Gewerbegebiet Langes Feld und der Bergkelter an der Kreisstraße 1609 zustimmten. Der unerwartete Kostenanstieg von zuvor geschätzten 640 000 Euro auf nun runde 828 000 Euro erschien ihnen happig.

Der Kreisel soll vor allem die unangenehme Einfahrt aus dem Gewerbegebiet entschärfen (wir berichteten). Außerdem ist das Verkehrsaufkommen hoch. Die Gemeinde und der Landkreis Ludwigsburg teilen sich die Finanzierung. Das Verbandsbauamt Großbottwar setzt das Projekt für die Kommune um, die dafür in Vorleistung geht.

Eine erste Erklärung für die Kostenexplosion lieferte der Murrer Bürgermeister Torsten Bartzsch am Dienstag in der Sitzung: „Die Baupreise kennen derzeit nur eine Richtung: steil nach oben“. Vor der öffentlichen Ausschreibung habe das Verbandsbauamt die Kostenschätzung auf 680 000 Euro angehoben. Vier Angebote gingen ein. Das preiswerteste der Firma Lukas Gläser aus Aspach stellte der Rathauschef zur Abstimmung.

Zunächst hatte jedoch Christian Opitz, stellvertretender Leiter des Verbandsbauamtes, das Wort. „Die 20- bis 50-prozentigen Preissteigerungen sind leider Fakt“, erklärte er zu den vier Angeboten. Die Firmen seien derzeit ausgelastet und könnten sich aussuchen, welchen Projekten sie sich widmeten, berichtete der Ingenieur, der auch steigende Rohstoff- und Ölpreise anführte. „Wir müssen froh sein, dass wir überhaupt Angebote bekommen.“ Wie lange dieser Trend anhalte, sei schwer zu sagen. Ihn gebe es etwa seit Jahresbeginn.

Der Landkreis hatte am 7. Mai entschieden, den Kostenanstieg mitzutragen und weiter die Hälfte zu bezahlen. Da die Gemeinde nicht vorhersehen kann, ob und wann es wieder niedrigere Angebote gibt, folgte das Gremium dem Vorschlag der Verwaltung. Das Projekt soll laut Bürgermeister „baldmöglichst“ beginnen. „Das halbe Jahr wird sicher nicht vergnügungssteuerpflichtig“, sagte Bartzsch zur Verkehrsführung. Die Gemeinde arbeite eng mit den Straßenverkehrsbehörden zusammen. Zu dem Thema hätten 83 Anwohner aus den Straßen Benninger Weg, der Panormastraße und In den Berglen aus Sorge vor Schleichverkehr während der Bauzeit eine Liste unterschrieben, die sie dem Bürgermeister am Montag übergaben. Sie hatten Vorschläge für mögliche Sperrungen oder Einschränkungen unterbreitet. Beeinträchtigungen seien an einem derart neuralgischen Punkt nicht zu vermeiden, auch wenn die Gemeinde sich um gute Lösungen behmühe, stellte Bartzsch klar.