Der Wald entsteht links und rechts des Feldwegs. Foto: Dominik Thewes

Ein rund fünf Hektar großes Gelände oberhalb der Landesstraße wird seit zehn Jahren aufgeforstet.

Murr - Erst lässt sich ein Reh beim Streifzug entlang eines Maisfelds beobachten, kurz darauf hoppelt ein Hase über eine Wiese. Beide Tiere befinden sich auf Tuchfühlung zu den fünf Flächen oberhalb der Landesstraße 1100, auf denen die Gemeinde seit inzwischen zehn Jahren Wald aufforsten lässt. Der Revierförster Jürgen Weis hat also nicht zu viel versprochen, als er wenige Augenblicke davor hervorgehoben hatte, dass das Gebiet von der Fauna gut angenommen werde. „Die Artenvielfalt ist größer als zuvor. Das ist eine Oase für die Natur“, schwärmte er.

Zu verdanken ist all das im Grunde der Weitsicht des Murrer Gemeinderats Hermann Blattert, der einst anregte, ein solches Projekt in Angriff zu nehmen. 2005 segneten seine Kollegen im Gremium das Ganze ab. Die Genehmigung des Landratsamts ging ein Jahr später ein, 2007 wurden die ersten Bäume gesetzt. Mit dabei seien viele Schüler gewesen, erinnerte sich Jürgen Weis gestern bei einem Vor-Ort-Termin zum Jubiläum an die Anfangstage des neuen Murrer Waldes zurück. „Das ist ein nicht alltägliches Projekt“, ergänzte der Bürgermeister Torsten Bartzsch. Das bestätigte Jürgen Weis. In der Größe habe es so eine Aufforstaktion im Bottwartal wahrscheinlich seit den Kelten oder Römern nicht mehr gegeben, sagte er lachend. „Die Aufforstung in Murr vor zehn Jahren war sicherlich eine der großflächigsten im Kreis“, fügt Annegret Kornmann, Pressesprecherin des Landratsamts Ludwigsburg, auf Nachfrage hinzu.

Neu gepflanzt wurden Eichen, Buchen und Co. auf insgesamt 5,2 Hektar. Wobei das nicht en bloc geschah, sondern in drei Abschnitten. So konnte in Ruhe beobachtet werden, wie sich das Vorhaben entwickelt und gegebenenfalls beim folgenden Sektor etwas anders gemacht werden. Die ersten Setzlinge brachte man 2007 aus, die nächsten beiden Teilstücke waren 2009 und 2011 an der Reihe. Zuvor hatte die Gemeinde die entsprechenden Parzellen erworben und dann zu größeren Einheiten verschmolzen, erläuterte Torsten Bartzsch. Es hätten aber auch Privatleute mitgemacht und eingewilligt, dass man auf ihren Arealen Wald entstehen lässt. Insgesamt seien über die Jahre rund 16 500 Bäumchen gepflanzt worden, sagte Jürgen Weis.

Diese sprießen auf Flächen empor, die früher für den Obstanbau genutzt wurden, dann aber zusehends verödeten. Die Gemeinde habe für das Projekt rund 100 000 Euro investiert, sagte Torsten Bartzsch. „Es kann theoretisch auch weitergehen“, erläuterte er. „Richtung Obsthalle wäre noch etwas möglich“, meinte Jürgen Weis. Allerdings müssten dazu die Eigentümer der betreffenden Parzellen mitspielen und die Grundstücke erworben werden, stellte Torsten Bartzsch klar. Eine weitere Aufforstung hätte für die Kommune auch den Charme, dass sie sich wieder Punkte auf das Ökokonto gutschreiben lassen könnte. Der bestehende Jungwald konnte schon als Ausgleichsmaßnahme für das Neubaugebiet Langes Feld VI eingesetzt werden.

Doch im Vordergrund stehe, einen ortsnahen Erholungsraum zu schaffen, betonte Weis. Mit dem ältesten Abschnitt ist das schon gelungen. Die Bäume haben hier eine Höhe von bis zu acht Metern erreicht. Und in einem Teilbereich kommt auch schon richtiges Waldfeeling auf. Die Stämme stehen dicht aneinander. Alles ist so, wie es sein sollte. Doch dann kommt urplötzlich ein Bruch: Man tritt in einen Sektor mit vielen lichten Flächen. „Uns ist das ein Rätsel, warum das so ist“, sagte Jürgen Weis. Er vermutet, dass die Transformation des Ackerbodens in einen Untergrund für Wald doch nicht so einfach vonstattengeht. Früher oder später werde sich aber auch in diesem Teil der Forst schließen, betonte er.