Das Jugendhaus soll im Bereich der Sportanlagen entstehen – Anwohner befürchten mehr Lärm, doch bleibe er im Rahmen des Zulässigen, sagen die Gutachter. Foto: Oliver von Schaewen

Auch die großen Sorgen von Anwohnern ändern nichts am Plan, das neue Murrer Jugendhaus bei den Sportanlagen zu bauen.

Murr - Der Murrer Gemeinderat steht nach wie vor geschlossen hinter dem geplanten Neubau des Jugendhauses auf dem Hermannsplatz. Einstimmig billigte das Gremium am Dienstag den Planentwurf zur erneuten Auslegung. An Einwänden hatte es vor allem von zwei Anwohnern im nördlich gelegenen Wohngebiet nicht gemangelt, die 18 Unterstützer gefunden hatten. Die Gegner befürchten mehr Lärm – doch die von der Gemeinde beauftragten Gutachter halten die zu erwartende Mehrbelastung für zumutbar.

Der Bürgermeister Torsten Bartzsch sprach eingangs der Sitzung von „erheblichen Vorwürfen“ der Anwohner. Sie hatten durch einen Rechtsanwalt in der Anhörung Stellung genommen und das erste Lärmgutachen vom Juli als „Parteigutachten“ für ein gewünschtes Ergebnis bezüglich eines „Prestigebaus“ bezeichnet. Unter anderem seien Faktoren wie der Grundlärmpegel im Wohngebiet und auf der Umgehungsstraße sowie „illegale Autorennen und laute Musik“ nicht berücksichtigt worden, heißt es in der Sitzungsvorlage. Das Jugendhaus trage sehr wohl zu einer Erhöhung des Gesamtlärmpegels bei, deshalb strebe die Gemeinde ja eine Verlegung des Jugendhauses vom Standort am Kirchplatz an. Auch in puncto „Vermüllung“ äußerten sich die Anwohner kritisch. Sie glauben, dass der Müll das Grundwasser im Wasserschutzgebiet gefährde. Außerdem gebe es bei Großereignissen wie Festen zu wenig Stellplätze, und die Kirchgasse werde blockiert. Die Anwohner führen auch den Artenschutz in den Gehölzen an der Murr an und werfen der Gemeinde vor, ihn nicht ordnungsgemäß einzuschätzen.

Die Gemeinde habe die Einwände „sachlich und neutral“ betrachtet, sagte Torsten Bartzsch in der Sitzung. So wurde das Lärmgutachten in den sieben Monaten seit dem Erstbeschluss zum Bebauungsplan komplett überarbeitet. „Alles liegt im grünen Bereich“, sagte die Planerin Petra Zeese vom Stuttgarter Büro ZPS. Für die Schallprognose der Winnender Ingenieure Kurz und Fischer seien alle Lärmquellen des Sportgeländes berücksichtigt worden.

Petra Zeese nannte jedoch andere Änderungen: „Auf eine Pfahlgründung kann verzichtet werden“, sagte sie. Eine Bodenplatte sei laut Statiker möglich. So werde das Grundwasser im Hochwasserschutzgebiet nicht tangiert. Und auch der Artenschutz sei gewährleistet. „Wir greifen da nicht ein“, betonte Torsten Bartzsch später während der Aussprache. Was möglichen Müll und rauchende Jugendliche am Murrufer angeht, hatte die Gemeinde in ihrer Stellungnahme darauf hingewiesen, dass sie ebenso wie gegen Falschparker im Umfeld ordnungsrechtlich vorgehen werde.

Eine Lanze für das Anliegen der offenen Jugendarbeit brach Dorothe Heidinger von den Freien Wählern. „Artenschutz ist wichtig, aber unsere Kinder und Jugendlichen brauchen auch einen geschützten Raum.“ Die Kommune habe die Aufgabe, dafür zu sorgen. An anderen Standorten hätte man sicher „auch irgendetwas gefunden“.

Die Anwohner hatten in ihrer Stellungnahme der Gemeinde vorgeworfen, sie habe einen alternativen Standort nicht richtig untersucht. Sie weisen auf den infrage kommenden Bereich der Lindenschule hin und fordern, das Jugendhaus nicht für Feiern nach 22 Uhr zu vermieten.

Auf die Gewissenhaftigkeit und die Gründlichkeit der bisherigen Planungen wies der SPD-Fraktionsvorsitzende Rainer Fröbel in der Sitzung am Dienstag hin. „Ich habe hier noch kein Bauvorhaben erlebt, das mit einer derart großen Intensität und Sorgfältigkeit auf vielfältige Problemzonen getestet wurde.“ Auch der Wettbewerb zum Bau des Jugendhauses habe gezeigt, „dass wir im Sinne der Bürger eine Lösung finden wollen“. Fröbel kritisierte die Wortwahl der Anwohner wie etwa „Willkür“, „unüberlegt“ und „lückenhaft und nicht durchdacht“ als „heftig“. Der Gemeinderat habe „wohlüberlegt“ gehandelt, so Fröbel. Auch die Gutachten zeigten, dass man alle Beteiligten berücksichtige. Den Jugendlichen zu unterstellen, dass sie die Natur zerstören, halte er für „unangebracht“. Sie könnten ein schwieriges Klientel sein, „aber da erscheinen sie in einem völlig falschem Licht“.