Achim Seiter (links), Gundula Schmid (Zweite von links), Sabine Löw (rechts) und Klaus Berger haben sich den Fragen von Karin Götz gestellt. Foto: avanti

„Darf man über Gott lachen?“. Dieser Frage gehen vier Experten bei einer Podiumsdiskussion nach.

Murr - In einem Punkt, nämlich darin, dass Lachen Balsam für die Seele ist, sind sich schon zu Beginn der Veranstaltung alle einig. „Gerade jetzt, wenn so viel Schweres um uns herum ist, tut es uns allen gut, zu lachen“, sagt Moderatorin Karin Götz in ihrer Begrüßung. Die Leiterin der Lokalredaktion der Marbacher Zeitung hat sich vier fachkundige und interessante Gesprächspartner für die zentrale Frage „Darf man über Gott lachen?“ auf das Podium im Bürgersaal in Murr geholt. Rund 70 Gäste sind der Einladung zur Veranstaltung am Samstagabend gefolgt, die im Rahmen der Karikaturen-Ausstellung „Ach Du lieber Gott!“ stattfindet. Organisiert haben die Schau mit ihrem Rahmenprogramm die Christen in Murr, sprich die vier Kirchengemeinden.

Bei den Gästen, die an der Podiumsdiskussion teilnehmen, handelt es sich um vier Experten in Sachen christlicher Ökumene. Klaus Berger war Professor an der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Universität Heidelberg. Sabine Löw ist evangelische Pfarrerin in Stuttgart und Gundula Schmidt arbeitet unter anderem als Theaterpädagogin in Köln. Ergänzt wird die Runde durch Achim Seiter, Eventmanager aus Murr und Mitglied der evangelisch-methodistischen Kirche. Humor hat der emeritierte Professor Klaus Berger schon in seinen bei Studenten sehr beliebten Nikolaus-Vorlesungen bewiesen. „Nach dem Motto ,verkehrte Welt’ ging es in diesen Vorlesungen zu, man wollte sich mit Humor auflehnen gegen alles, was Heilig war, hat Autoritätskritik geübt“, erinnert er sich. Pfarrerin Sabine Löw hat in ihrer Studienzeit die Vorlesungen von Klaus Berger besucht und festgestellt, dass sich Katholiken mit dem Lachen über Gott ein bisschen leichter tun. „Das liegt vielleicht an der Beichte“, schmunzelt sie.

Theaterpädagogin Gundula Schmidt fragt sich, ob man nicht sogar über Gott lachen müsse, denn das Ausreizen von Grenzen erzähle schließlich viel über die Menschen. „Wenn man nicht lacht, wird man verbissen.“ Achim Seiter sieht Grenzen dort, wo man jemandem wehtut. „Das ist jedoch vorher schwer einzuschätzen.“ Schön sei, wenn man über sich selbst lachen könne. „Wir sind jedenfalls mit unserer Ausstellung auf einem guten Weg“, findet er.

Für Klaus Berger heißt lachen können, „die Endlichkeit der Dinge zu durchschauen“. Außerdem erzeuge erlernte Heiligkeit Druck, man wisse sonst nicht, woher man Luft bekommen solle.

Auf die Frage nach ihrer Grenze zeigt Pfarrerin Löw ein Titelblatt der französischen Satirezeitschrift Charlie Hebdo. Zu sehen ist eine Zeichnung mit drei Figuren, die französischen Worte kann man nicht lesen. Auf Nachfrage aus dem Zuschauerraum sagt sie, dass es bei dieser Karikatur um die Dreieinigkeit gehen solle. Ein Geschlechtsakt ist dargestellt. Gundula Schmidt antwortet nach einer betretenen Pause, dass ihrer Meinung nach dieses Bild nicht witzig, sondern geschmacklos sei. „Aber es trifft mich nicht, das ist nicht das, was ich mir unter Gottvater, Jesus Christus und dem Heiligen Geist vorstelle“,betont sie. Auch die anderen Teilnehmer auf dem Podium sind sich einig, dass damit eine Grenze überschritten ist. Achim Seiter stellt fest: „Für mich geht es bei solchen Bildern nicht um Humor, sondern um Provokation.“ Letztlich sind sich an diesem Abend in der Frage, ob Jesus wohl Humor hatte, alle einig. Ja, hatte er. Auch wenn es keine Bibelstelle gibt, in der es heißt „Jesus lacht.“