Für „Sommer bis Herbst 2019“ könnte sich Bürgermeister Torsten Bartzsch einen Baubeginn vorstellen. Foto: Archiv (Wittmer)

Der Gemeinderat hat am Dienstagabend der großen Lösung zugestimmt: Zwischen drei und vier Millionen könnte der Pflegeheim-Anbau so kosten.

Murr -

Ab September 2019 sind laut Heimbauverordnung des Landes keine Doppelzimmer mehr zulässig. Das 1998 eröffnete Murrer Kleeblatt-Pflegeheim verfügt aktuell über vier Zimmer mit Doppelbelegung. Das entspricht acht von insgesamt 25 Pflegeplätzen. Eine kleinere Planung, bei der die durch den Doppelzimmer-Umbau wegfallenden Pflegeplätze nur ausgeglichen werden, lehnte der Geschäftsführer der Kleeblatt-Pflegeheime im Gemeinderat ab. Der Mangel an Pflegeplätzen im Kreis sei jetzt schon erheblich, so Stefan Ebert. Er schilderte: „Pro Tag erhalten wir 50 bis 60 Anrufe von Angehörigen aus dem ganzen Kreis, die nach Pflegeplätzen suchen, händeringend.“ 1200 Pflegeplätze fehlten im Kreis. Allein für Murr prognostiziert der Kreispflegeplan bis 2020 einen zusätzlichen Bedarf von 29 Plätzen und von weiteren 38 bis 2025.

Bürgermeister Torsten Bartzsch hob auch auf die aktuell 22 altengerechten Ein- und Zwei-Zimmer-Wohnungen im ersten und zweiten Obergeschoss des Murrer Kleeblatt-Gebäudes ab. Wer in Murr lebe, pflegebedürftig werde und vor Ort bleiben möchte, habe es schwer aktuell. „Die Auslastung ist sehr hoch“, es werde eine lange Warteliste geführt, erklärte Bartzsch.

Die am Dienstag vorgestellte kleine Variante – ebenso wie die größere Lösung als „grobe Skizze“ bezeichnet –, würde die Kapazität immerhin noch auf 30 Pflegeplätze aufstocken. Die Wirtschaftlichkeit der kleinen Lösung wurde von allen Vortragenden mehr oder weniger deutlich infrage gestellt. „Mit der großen Variante wäre Murr gerüstet für die Zukunft“, betonte Eber.

Die Architekten des Stuttgarter Büros ARP nannten einen weiteren Grund dafür, besser größer zu planen: Für kleine Bauaufgaben seien bei der aktuellen Baukonjunktur gar keine Firmen mehr zu bekommen, so Architekt Stefan Neubert. Der ARP-Vorschlag sieht nach aktuellem Stand ein begrüntes Flachdach vor, nicht ein Pultdach wie beim Altbau, aus optischen wie ökologischen Gründen.

Zur Debatte steht auch, die jetzige Einfahrt weiterzunutzen. Nachteil: „Dann wäre die Einfahrt sehr nahe am Eingangsbereich des Anbaus“, so der Architekt. Die Stelle von Osten her sei günstiger, das Einfahren dort wegen geringerer Neigung seniorentauglicher. Diese Planung würde auch einen Pflegeplatz mehr schaffen. Weichen müsste so oder so der Parkplatz Hindenburgstraße sowie die Bäume auf der bereits in den 1990er-Jahren von der Gemeinde für die Pflegeheimerweiterung vorgesehenen Fläche.

Einige Anwohner hätten sehr große Bedenken, und daher schon die Gemeinde kontaktiert, informierte Bartzsch. Der Anteil der Gemeinde an den auf drei bis vier Millionen Euro geschätzten Baukosten für die große Lösung beläuft sich, abgesehen des von der Gemeinde zur Verfügung gestellten Baugrunds, auf 30 Prozent, würde also bei 1 bis 1,3 Millionen liegen. Guido Seitz (SPD) meinte: „Wir sollten die große Lösung anstreben“. Sonst müsse zwei bis drei Jahre später eventuell schon wieder angebaut werden. Grünen Gemeinderätin Ellen Mohr-Essig sah es ähnlich, regte aber an, die Erweiterung durch den Wegfall einer Etage kleiner ausfallen zu lassen. Im ersten und zweiten Obergeschoss ist derzeit der Neubau von 32 Einheiten des betreuten Wohnens vorgesehen. Mohr-Essig: „Das kommt mächtig rüber.“ In den Innenhof werde kein Licht mehr fallen. Gunter Eberhardt (CDU) meinte jedoch, die ganze Hindenburgstraße sei durchgehend dreigeschossig bebaut. Das dritte Geschoss erfülle auch die Funktion des Schallschutzes, hatten die Architekten vorher angemerkt.

Die große Variante war für Eberhardt wie andere Ratskollegen eindeutig der Favorit: „Wir haben ausreichend Fläche hier.“ Am Ende stimmte der Gemeinderat der geplanten großen Erweiterung mit drei Geschossen einstimmig wie vorgeschlagen zu. Für „Sommer bis Herbst 2019“ könnte sich der Bürgermeister einen Baubeginn vorstellen, „bei optimistischen Annahmen“.