Die vorbereitenden Arbeiten laufen schon. Foto: Oliver von Schaewen

Statt fünf Fertigbaukörpern werden wegen rückläufiger Flüchtlingszahlen nur vier angeschafft: Drei kommen auf das Areal an der Hindenburgstraße 13-19, einer soll auf dem Grundstück der Steinheimer Straße 29 errichtet werden.

Murr - Die Zahl der Flüchtlinge, die nach Deutschland kommen, ist „stark rückläufig“, berichtete der Murrer Bürgermeister Torsten Bartzsch am Dienstag im Gemeinderat. Gleichwohl müssten die Kommunen Unterkünfte bereithalten. Denn die meisten Asylbewerber lebten derzeit noch in der Erstunterbringung der Landkreise. „Auf die Kommunen werden sie erst nach Abschluss ihres Verfahrens verteilt – oder wenn sie zwei Jahre in der Erstunterbringung waren.“

Logische Konsequenz: Die Gemeinde Murr verfolgt ihren Plan weiter, mit Modulen in Flachdachbauweise Kapazitäten zu schaffen. Jedoch tritt sie dabei leicht auf die Bremse. Statt fünf Baukörper zum Stückpreis von 400 000 Euro schafft sie nur vier an. „Insgesamt entspannt sich für uns die Situation – trotz allem haben wir die Gewissheit, dass uns weiter Asylbewerber in Murr zugewiesen werden“, sagte Torsten Bartzsch im Gemeinderat.

Wie bisher vorgesehen, werden drei Baukörper auf dem Areal Hindenburgstraße 13-19 errichtet. Dafür hat die Gemeinde die Erschließung geplant. Die Arbeiten soll das Verbandsbauamt Großbottwar ausschreiben. Fest vorgesehen ist ein Fußweg vom Biegel über das Grundstück zur Hindenburgstraße. Der Weg wird mit Straßenlaternen beleuchtet. Entwässert wird das Quartier in Richtung Biegel, die Wasser- und Stromversorgung erfolgt von der Hindenburgstraße aus. Insgesamt wird die Erschließung rund 250 000 Euro kosten, schätzt das Verbandsbauamt. Hinzu kommen Kosten für Einhausungen der Fahrräder und Abstellflächen sowie für Spielgeräte auf dem geplanten Spielplatz. Der vierte Baukörper wird im Garten der Steinheimer Straße 29 installiert. „Wir haben dann die Sicherheit, auf alle Eventualitäten vorbereitet zu sein“, erklärte Torsten Bartzsch. Er wies darauf hin, dass die Unterkünfte auch für andere sozial Schwächere geeignet seien, die preiswerten Mietraum suchten, sollte dieser nicht von Flüchtlingen genutzt werden. Auf jeden Fall könne die Gemeinde dort bis auf Weiteres auch größere Asylbewerber-Familien aufnehmen, da man statt zwei Wohneinheiten nur eine pro Stockwerk realisieren könnte. Der Gemeinderat willigte ein, eine Änderung des Bebauungsplanes für die Steinheimer Straße 29 einzuleiten. Im Gremium wünschte sich Ellen Mohr-Essig (Grüne) einen Lageplan, Gunter Eberhardt (CDU) erkundigte sich nach den Kosten, die durch den Verzicht auf das fünfte Modul entstehen. Es entstünden keine, so Torsten Bartzsch, da die Gemeinde dies so ausgehandelt habe.

Guido Seitz (SPD), der sich in der Flüchtlingshilfe engagiert, lobte den Plan, mehr Platz für Familien zu aktivieren. „Mit den Räumlichkeiten, die wir bisher hatten, waren wir nicht glücklich.“ Für solche Fälle sei man nun gewappnet. Man wisse nicht, wie es etwa in der von Erdogan regierten Türkei weitergehe. „Wir wären auch bereit gewesen, eine fünfte Wohneinheit abzunehmen, wir stimmen aber der Vorlage zu.“

Ursprünglich wollte die Gemeinde 80  bis 100 Menschen in fünf Modulen auf der geplanten Wohnanlage an der Hindenburgstraße 13-19 ansiedeln. Daraufhin sammelten Nachbarn Unterschriften und forderten eine Reduzierung auf 30 Personen. Im Februar beschloss der Gemeinderat, dort 40 Menschen unterzubringen und weiter 15 im Nachbarhaus Hindenburgstraße 11 wohnen zu lassen. Der Arbeitskreis Asyl bekomme in einem der drei Module einen Bereich für die Sozialarbeit.

Wie Bürgermeister Bartzsch am Mittwoch auf Nachfrage erklärte, leben derzeit rund 30 Flüchtlinge in Murr. Die Zahl sei stabil. Drei Familien seien in den Kosovo zurückgeführt worden.