Die Murrer (in schwarz) hätten den Stuttgartern fast ein Unentschieden abgerungen – aber eben nur fast. Foto: avanti

Die Lokalmatadoren aus Murr schlagen sich beim HTL-Cup jedoch richtig gut – und werden überraschend Dritter.

Murr - Sie dribbeln, sie flanken, sie köpfen, sie schießen – und das für ihr Alter erstaunlich gut. Am Samstagmittag sind auf dem Murrer Hermannsplatz beim sechsten HTL-Cup wieder einmal Bundesliga-Nachwuchs-Kicker am Start gewesen – und haben so allerhand gezeigt. Für die Sensation des Tages und einen wahren Überraschungsauftritt sorgten allerdings nicht etwa die U16-Teams der Bundesligisten VfB Stuttgart oder Eintracht Frankfurt oder aber die U16-Mannschaft von Zweitligist Jahn Regensburg, sondern die U17 des SGV Murr. Mit einem erkämpfen und absolut verdienten 2:0-Erfolg in ihrem letzten Spiel gegen Jahn Regensburg sicherten sich die Lokalmatadoren nämlich den dritten Platz im hochkarätig besetzten Feld.

„Das ist der Wahnsinn. Wir hatten uns vorgenommen, alles reinzuwerfen, aber dass es heute so gut läuft, damit haben wir wirklich nicht gerechnet“, sagten Trainer Jascha Kastrati sowie Co-Trainer Peter Purkovic nach dem letzten Spiel und waren ganz aus dem Häuschen. Bereits in der ersten Partie des Blitzturniers am Samstagvormittag präsentierten sich die Murrer hellwach – und zwar gegen den haushohen Favoriten VfB Stuttgart, der am Ende des Tages seiner Rolle auch gerecht wurde und sich den Sieg mit sieben Punkten aus drei Spielen holte. Zweiter mit vier Zählern wurde Eintracht Frankfurt. Dahinter folgten dann mit jeweils drei Punkten die Murrer und die Regensburger. Aufgrund des besseren Torverhätnisses landeten die Murrer in der Endtabelle jedoch vor den Gästen aus Bayern, womit vor dem Turnier wohl fast keiner gerechnet hätte.

Doch zurück zum ersten Spiel des Tages. Die Murrer waren von Anpfiff an da und boten dem Gast aus Stuttgart ordentlich Paroli. Als alle schon dachten, die Überraschung wäre perfekt und die Partie könnte 0:0 zu Ende gehen, machte eine winzige Entscheidung die Hoffnung zunichte. Anstatt den Ball ins Aus gehen zu lassen, wollten die Murrer das runde Leder im Spiel halten, bugstierten es dann aber direkt vor die Füße eines Stuttgarters, der zum 1:0 für den VfB abstaubte. „Das war ärgerlich und wirklich Pech. Wir haben so gut gespielt und hätten das Unentschieden verdient gehabt“, meinte Murrs Jugendtrainer Jascha Kastrati, der richtiggehend begeistert davon war, wie seine Spieler auftraten. „Man hat heute gemerkt, dass alle hochmotiviert waren und sich unbedingt gut präsentieren wollten gegen die höherklassigeren Teams. Dieser Wille hat uns stark gemacht. Alle wollten zeigen, dass man auch als kleiner Verein mithalten kann“, so der Coach. Und das konnte man. Dem engen 0:1 gegen den VfB folgte zwar eine etwas klarere 0:2-Niederlage gegen Eintracht Frankfurt, das 2:0 gegen Jahn Regensburg entschädigte am Ende aber für alles und glich einer kleinen Sensation. „Das ist genial“, jubelte der SGV-Trainer. Die wichtigen Tore erzielten Yannick Dahl und Serhad Absam.

Das Besondere am Auftritt war übrigens, dass das Team aktuell erst im zweiten B-Jugendjahr spielt, nächstes Jahr also ein weiteres Jahr B-Jugend spielen wird. In der Vergangenheit stand meist das Team aus der B-Jugend auf dem Feld, das im kommenden Jahr in die A-Jugend aufgerückt war.

Gespielt wurde jeweils zweimal 20 Minuten, mit fünf Minuten Pause. Einzige Ausnahme: Die Partien mit Beteiligung von Eintracht Frankfurt gingen einmalig über 30 Minuten – und das ohne Pause. „Sie haben nur zwölf Spieler dabei und können deshalb nicht wirklich wechseln“, erklärte Martin Brosig von der Spielleitung während des Turniers, das unter sommerlichen Temperaturen stattfand. „Für das warme Wetter ist das Niveau klasse“, meinte Murrs Abteilungsleiter Michael Bauer mit Blick auf die rund 30 Grad. Für ihn war das Blitzturnier absolut gelungen. „Gefühlsmäßig läuft es einnahmemäßig besser als vergangenes Jahr“, meinte er. Und das obwohl Martin Brosig von der Turnierleitung fand: „Ein paar Zuschauer mehr hätten den Weg ruhig finden können.“ Mittags saßen zwar einige Besucher auf den Steinstufen neben dem Platz, vormittags sah es hingegen etwas mau aus. Heißt: Nur wenige sahen das gute Spiel der Murrer gegen die Stuttgarter. Also das Spiel, von dem die B-Jugend-Fußballer des SGV wohl die kommenden Wochen noch viel reden werden. Ebenso wie vom Sieg gegen Jahn Regensburg, in dem sie dribbelten, flankten, köpften, schossen – und am Ende sogar siegten.