Michael Winkle (links) und der SGV Murr wollen in die zweite Runde des wfv-Pokals einziehen. Foto:  

Die Fußballer des SGV Murr treffen am Samstag im wfv-Pokal auf den FC Creglingen.

Murr - Traditionsgemäß ist der wfv-Pokal vor allem höherklassig spielenden Mannschaften zwischen der Dritten Liga und der Landesliga vorbehalten. Nicht so an diesem Samstag: Ab 15 Uhr empfängt der A-Ligist SGV Murr den A-Ligisten FC Creglingen. Beide treffen in der ersten Runde des württembergischen Pokalwettbewerbs aufeinander – und scheinen auf den ersten Blick bis auf ihre Rolle des Underdogs im wfv-Pokal wenig gemein zu haben. Schließlich trennen Murr und das im fränkischen Main-Tauber-Gebiet unweit der bayerischen Grenze gelegene Creglingen mehr als 100 Kilometer. Dennoch gibt es Berührungspunkte: So ist Murrs langjähriger Bürgermeister und heutiger Ehrenbürger Manfred Hollenbach in Creglingen geboren, zudem trafen beide Vereine bereits in der Landesliga-Saison 1979/80 aufeinander.

Das ist lange her – doch unter anderem Walter Wörrlein erinnert sich genau an diese Zeit. Der heute 61-Jährige ist Creglinger durch und durch, hatte beim FCC sämtliche Ämter inne, unter anderem bis 2005 das Amt des ersten Vorsitzenden. Früher war er Stürmer – und kickte sowohl für den FC Creglingen als auch den SGV Murr. „Meines Berufs wegen bin ich damals nach Ludwigsburg gekommen, spielte aber zunächst weiter für Creglingen. Viele Auswärtsspiele waren dadurch Heimspiele für mich – in der Landesliga spielten wir gegen Marbach, Schwieberdingen, Asperg oder Besigheim“, erinnert sich Wörrlein. Unter der Woche trainierte er in Murr, und als seine erste Tochter geboren wurde, stellte er das Pendeln in seine Heimat ein. „Ich hatte dann die Wahl zwischen Murr und Marbach. Weil ich zuvor in Murr mittrainieren durfte, habe ich mich für den SGV entschieden.“

Viele Details aus dieser Zeit, Anfang der 80er-Jahre, sind Walter Wörrlein noch präsent: „Murr war eine gute Zeit, gerade sportlich. Wir waren nicht schlecht aufgestellt: In der Offensive spielte unter anderem der leider viel zu früh verstorbene Helmut Weinmann“, so Wörrlein, der mit seiner Schnelligkeit selbst auf dem linken und rechten Flügel zuhause war. Auch an Torhüter Walter Weinmann, den späteren Marbacher Elmar Laibacher, den späteren 07-Ludwigsburger Rolf Kucher, Mittelfeldspieler Edwin Rapp oder Abteilungsleiter Heinz Müller erinnert er sich. In der Landesliga schaffte es die Elf bis auf Rang fünf. Ebenso unvergessen sind für Wörrlein jedoch zwei Bänderrisse, die er sich in seiner SGV-Zeit zuzog, einen bei einem Testspiel in Steinheim. „Durch meine Schnelligkeit habe ich immer wieder auf die Knochen bekommen“, sagt er.

Nach etwa drei Jahren endete seine Zeit in Murr und damit im höherklassigen Fußball. Er wurde in der Kreisliga Spielertrainer beim SV Poppenweiler, spielte später für den TSV Unterriexingen und den VfB Neckarrems. Ab 1994 zog es ihn des Berufs wegen ins Münsterland. Seit 1998 ist er wieder in seiner Geburtsstadt Creglingen, wurde dort unter anderem Stadtrat und genießt nun seit Januar seinen Ruhestand und die Zeit mit seiner Frau und den vier Kindern. Diese Zeit war lange begrenzt: Als Kriminaldirektor und im Zuge seiner Tätigkeit für das Bundeskriminalamt war Wörrlein oft im Ausland, unter anderem in Bosnien, Afghanistan und Palästina. Dass seine ehemaligen Vereine im wfv-Pokal aufeinandertreffen, ist für Wörrlein ein Glücksfall. „Der Beruf hat es mir nicht ermöglicht, mal wieder dort vorbeizuschauen. Ich habe aber noch viele Kontakte in die Ludwigsburger Ecke, und es ist absolut nicht ausgeschlossen, dass ich mir das Spiel in Murr ansehen werde, um vielleicht auch den einen oder anderen Weggefährten wieder zu sehen.“

Von der Landesliga können beide Mannschaften heute nur träumen. Während Murr zuletzt B-klassig spielte, verpasste Creglingen mit Platz drei knapp den Bezirksligaaufstieg. Für Murrs Trainer Marcus Ziegler ist der Gegner eine große Unbekannte: „Es ist auch mal schön, gegen eine Mannschaft zu spielen, die man nicht kennt. Wir werden alles daran setzen, auch in diesem Pokalwettbewerb möglichst weit zu kommen. Da ist es mir egal, ob der Gegner Ober- oder A-Ligist ist. Es gilt, unsere Mittel voll abzurufen.“ Qualifiziert hatten sich beide Teams über das Bezirkspokalfinale, das für beide verloren ging. Obwohl das Heimrecht zunächst Creglingen zugelost worden war, findet die Partie in Murr statt. Grund ist eine Veranstaltung im Vereinsheim des FCC, die den Tausch des Heimrechts erforderlich machte. „Derwfv-Pokal ist eine gute Geschichte für uns“, sagt Ziegler mit Vorfreude. Gerade in dieser Partie empfindet Walter Wörrlein das mit Sicherheit genauso.